Süddeutsche Zeitung

Neuer Gesellschafter beim FC Bayern:Unheilige Allianz

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Auf den ersten Blick ist der Einstieg des Allianz-Konzerns beim FC Bayern ein lohnendes Geschäft für beide Seiten. Doch der glamouröse Fußballverein passt nicht zum seriösen Versicherer. Ein großes Problem ist schon der Umgang mit der Personalie des Steuerbetrügers Uli Hoeneß.

Ein Kommentar von Caspar Busse

Adidas, Audi und jetzt Allianz - Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern München, freut sich über dieses dreifache A, das wie ein Triple-A für die beste Bonität ist. Die drei erfolgreichen Weltunternehmen aus Bayern sind nicht nur Partner, sondern auch Gesellschafter beim amtierenden Champions-League-Sieger. Hoeneß jubelt zu Recht: Denn der Einstieg der Allianz für 110 Millionen Euro ist der bisher größte Deal in der Fußball-Bundesliga und sichert die wirtschaftliche Zukunft des Klubs ab. So schließt Bayern München zur europäischen Konkurrenz auf.

Doch der glamouröse FC Bayern München passt nicht zur seriösen Allianz. Der Einstieg bei einem Fußballverein ist keine gute Investition für den Versicherer. Die Beteiligung ist auch gar nicht notwendig, um das bisher durchaus erfolgreiche Marketing fortzuführen. Der Versicherer sponsert bereits die Formel 1, hat für viel Geld die Namensrechte an Stadien gekauft, nicht nur in München, auch in London, Nizza, Sydney oder São Paulo. All das funktioniert. Und dabei sollte es bleiben. Aus guten Gründen hat sich der konservative Versicherer bisher nicht als Gesellschafter im Sport engagiert und damit direkt Verantwortung übernommen. Das ist einfach nicht das Geschäft der Finanzleute.

Auf den ersten Blick haben die Partner Allianz und FC Bayern durchaus Gemeinsamkeiten: Sie sind erfolgreich, und zwar weltweit. Beide wirtschaften auch durchaus solide, und das bereits seit Langem. Doch während die Allianz einer der größten Versicherer und Geldanleger der Welt ist, der durchaus kühl kalkuliert, stets die Kontrolle haben will und immer sehr zurückhaltend auftritt, ist der FC Bayern eher ein bodenständiger Mittelständler, im hochemotionalen und manchmal volatilen Fußball-Geschäft tätig.

Kann das gut gehen? Ein großes Problem ist schon der Umgang mit der Personalie Uli Hoeneß. Im März soll vor dem Landgericht in München der Prozess gegen ihn beginnen. Der Bayern-Boss hatte Steuern hinterzogen und sich selbst auf offenbar untaugliche Weise angezeigt. Jetzt droht ihm eine Verurteilung. Nach den internen, sehr strengen Verhaltensregeln der Allianz wäre Hoeneß nicht zu halten. Seinen Posten als Aufsichtsrat bei einer Allianz-Untergesellschaft hat er auch deshalb bereits geräumt.

Als neuem Gesellschafter steht der Allianz nun ein Sitz im Bayern-Aufsichtsrat zu. Um glaubwürdig zu bleiben, muss der Versicherer auf die Ablösung von Hoeneß an der Spitze des Aufsehergremiums dringen. Das aber dürfte schwierig sein, haben sie doch gerade mit ihm als Partner den Millioneneinstieg verhandelt. Der Einfluss mit einer Beteiligung von 8,33 Prozent ist denkbar gering.

Nicht ausgeschlossen, dass Konzernchef Michael Diekmann auch der unwiderstehlichen Anziehungskraft der Super-Bayern erlegen ist und deshalb einen beachtlichen Preis für den Einstieg zahlt. Aber als Versicherungsexperte geht er jeden Tag mit Risiken um. Und die sind gerade im Fußballgeschäft ab und an schwer zu kalkulieren.

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Quelle:
SZ vom 13.02.2014
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