Süddeutsche Zeitung

Nach Niersbach-Rücktritt:Alle Augen auf Beckenbauer

Mit dem Rücktritt von DFB-Präsident Niersbach ist die WM-Affäre nicht beendet. Das kann nur der Anfang sein.

Kommentar von Thomas Kistner

Der Rücktritt von Wolfgang Niersbach als DFB-Präsident ist das Ende einer 27 Jahre währenden Verbandskarriere. Das Ende der Affäre um die undurchsichtigen Geschäfte der deutschen WM-Organisatoren ist das nicht, im Gegenteil.

Dass Niersbach die Konsequenz aus der ausweglosen persönlichen Situation gezogen hat, kann nur der Anfang von dem sein, was die Öffentlichkeit von ihren höchsten Fußball-Würdenträgern erwarten darf: Aufklärung.

Beckenbauer könnte am besten Auskunft geben

Mit Niersbach ist der letzte aus der alten Garde weg, der ein Amt besaß. Das legt den Blick endgültig frei auf Franz Beckenbauer, jenen Mann, der am besten Auskunft geben könnte über den stillen Zweck einer Geldverschieberei, die mit jedem Tag ohne Erklärung dubioser wirkt.

2002 sollen zehn Millionen Schweizer Franken als Darlehen von Robert Louis-Dreyfus für das deutsche WM-OK direkt an den Weltverband Fifa geflossen sein - in eine Kasse, die niemand kennt. 2005 soll der Betrag erstattet worden sein, ein solcher wurde aus dem OK-Budget auf krummen Pfaden in die Fifa expediert. Der Staatsanwalt ermittelt, vielleicht aber ist die Lösung der Millionen- frage gar nicht dort zu finden, wo er sucht.

Das Schweigen der Beteiligten bis in den Untergang signalisiert, dass das Geld irgendwo gelandet sein könnte, wo der öffentliche Skandal am größten wäre. Die Antwort kennt wohl derjenige am besten, der sich gerne "Kaiser" nennen ließ.

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Quelle:
SZ vom 10.11.2015
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