Süddeutsche Zeitung

Miroslav Klose beim FC Bayern:Per Salto an die Seitenlinie

Lesezeit: 2 min

Von Christoph Leischwitz

Darf ein 16-Jähriger, der unter Miroslav Klose spielt, nach einem Tor einen Salto schlagen? "Ja. Wenn er's kann", sagt Miroslav Klose. Und fügt hinzu: "Aber das wird hier keiner machen."

Die Antwort des neuen Jugendtrainers beim FC Bayern zeigt schon: Klose gibt sich bewusst locker im Umgang mit den Spielern seiner U17. Er habe ja zu Beginn auch gleich versucht, das Eis zu brechen und ihnen zu sagen, "dass ich ein ganz Normaler bin und jetzt nicht so der Superstar, für den mich manche halten". Manche seien einfach dagestanden und hätten erst einmal gar nichts gesagt. Nein, einen Salto wird hier wohl erstmal keiner schlagen.

Miroslav Klose, 40, sitzt in der Lounge des neuen Campus-Stadions des FC Bayern, hinter der Glasfassade bereiten die Rasensprenger das Geläuf schon mal für Kloses erstes Spiel als Cheftrainer vor, am Samstag empfängt die U17 in der Bundesliga Süd/Südwest den SV Wehen Wiesbaden (11 Uhr). Sein Vertrag läuft erst einmal über zwei Jahre. In dieser Zeit, das steht schon jetzt fest, werden seine Spieler viel von ihm lernen. Oder besser: lernen können. "Ich habe sie überfrachtet mit Informationen", sagt er über seine ersten Wochen, wahrscheinlich mute er den Jungs zu Beginn etwas zu viel zu. Das Einzige, was er ihnen nicht beibringen könne: Ehrgeiz. Den müssten sie schon selbst mitbringen.

Gut einen Monat ist er schon da, eigentlich hätte Klose gerne ein wenig später angefangen. Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) hatte er schon im Juniorenbereich gearbeitet, dann durfte er als Sturm-Co-Trainer mit zur Weltmeisterschaft nach Russland fahren. Von dort kehrte er aus bekannten Gründen früher zurück als erwartet. Der Kontakt zum FC Bayern sei nach seiner aktiven Zeit (2007 bis 2011) nie abgerissen. NLZ-Leiter Jochen Sauer und Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic seien dann auf ihn zugekommen.

Die Ziele sind erst einmal niedrig gesteckt. Die U17 war vor gut einem Jahr Süddeutscher Meister geworden, Mitte Juni verlor sie das Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen Borussia Dortmund 2:3. Doch aus diesem Kader sind kaum noch Spieler dabei, Klose betreut vor allem jene des jüngeren Jahrgangs, die oft körperlich unterlegen sein werden. Seine eigenen Ziele: Irgendwann will er den Fußballlehrer machen, und ja, nach Möglichkeit Profitrainer werden, unter einer Voraussetzung: "Bei mir muss es kitzeln."

Die Perspektive sei eine komplett andere. "Das Steuer selbst in der Hand zu haben, das ist schon was anderes. Da muss man auf Kleinigkeiten achten", sagt er. Seinen ersten Job als Cheftrainer geht der Weltmeister mit erstaunlicher Gelassen- und Offenheit an. Auf die Frage nach der Wahl seines Co-Trainers, die letztlich auf Slaven Skeledzic fiel, sagt Klose, dass er Tobias Schweinsteiger abgelehnt habe. Dieser habe klar kommuniziert, "dass er selbst Cheftrainer werden will. Und früher oder später wäre das nicht gut gewesen." Schweinsteiger ist zurzeit ohne Job, sein Vertrag beim FC Bayern ist allerdings noch nicht aufgelöst.

Er werde sicher noch Fehler machen, sagt Klose. Er müsse ja auch erst einmal lernen, wann man einem Spieler "in den Hintern tritt und wann man ihn bremst". Sein Vater habe immer gesagt: Nichts gesagt, ist Lob genug. Aber fürs Erste scheint Miroslav Klose doch eher der Kumpeltyp zu sein.

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Quelle:
SZ vom 09.08.2018
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