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Liverpool in der Champions League:Ein 5:2, das Klopp Sorgen macht

Lesezeit: 2 min

Von Carsten Scheele

"Es wundert Sie vielleicht, dass ich nicht viel besserer Stimmung bin", sagte Jürgen Klopp am Dienstagabend, was auf den ersten Blick tatsächlich verwunderte. Hatte Liverpool doch eine der überragendsten Leistungen dieser Champions-League-Saison gezeigt, die AS Rom in selten gesehener Form auseinandergewirbelt. 5:2 (2:0) im Halbfinale-Hinspiel, das ist ohne Frage ein Riesenergebnis.

Doch der Trainer wirkte bedrückt. "Wir haben heute Abend einen fantastischen Spieler verloren", klagte Klopp. Er war in Gedanken bei Alex Oxlade-Chamberlain, der englische Nationalspieler hatte in einem Zweikampf eine Knieverletzung erlitten, musste schon in Minute 18 vom Platz getragen werden. "Das wird in dieser Saison nichts mehr", klagte Klopp. Er schloss mit den Worten: "Eine Katastrophe."

Rom bekommt Liverpools ganze Wucht zu spüren

Ebenfalls auf die Stimmung drückten die beiden späten Gegentore, wenn auch nicht annähernd so stark wie der Ausfall von Oxlade-Chamberlain. 5:0 hatte Liverpool schließlich geführt, bis zur 81. Minute. Dieses Fünfnull wäre das sichere Ticket für das Finale am 25. Mai in Kiew gewesen - denn wie bitteschön hätte Rom im Rückspiel in einer Woche fünf Treffer aufholen, mindestens sechs eigene Tore erzielen sollen?

Bis zur 80. Minute hatte Liverpool den Außenseiter seine ganze Wucht spüren lassen. Rom kam kaum hinterher, erhielt vor allem nie Zugriff auf Mohamed Salah. Der Ägypter, seit Wochen in überragender Form, erzielte zwei Tore selbst (36./45.+1). Den dritten Treffer durch Sadio Mané (56.) bereitete Salah vor, den vierten durch Roberto Firmino (61.) ebenfalls. Firmino (68.) traf kurze Zeit später erneut. "Es war ein geiles Spiel", jubilierte Klopp: "Wir haben den Gegner wirklich beherrscht. Die Jungs vorne waren nicht zu verteidigen."

Die Römer hätten in Liverpool "ein langes Massaker erlitten, eine Hölle, eine Agonie ohne Ende", beschrieb es die italienische Zeitung Gazetta dello Sport am Morgen danach. Die Treffer von Edin Dzeko (81.) und Diego Perotti (85., Elfmeter) brachten Rom zumindest eine Rest-Hoffnung zurück. "Diese zwei späten Tore geben uns noch eine Chance für das Rückspiel. (...) Wir haben schon einmal gezeigt, dass wir zurückkommen können", sagte Roms Trainer Eusebio Di Francesco.

Zur Erinnerung: Der FC Barcelona war im Viertelfinale durch ein 0:3 im Rückspiel noch ausgeschieden (Hinspiel 4:1). Auch da hatte Rom im eigenen Stadion drei Treffer aufgeholt. Seine Mannschaft habe sich "noch zwei Brocken in den Weg gelegt, urteilte Klopp: "Wenn einer meiner Spieler denkt, dass Rom nicht zurückkommt, dann wird er nicht spielen."

Vor dem Spiel wird ein Fan attackiert

Noch eine Nachricht verbreitete in Liverpool an einem fußballerisch überragenden Abend Sorge. Bei Ausschreitungen zwischen englischen und italienischen Fans war vor dem Anpfiff ein 53-Jähriger schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht worden; zwei Italiener wurden von der Polizei wegen Mordversuchs festgenommen.

Laut Medienberichten hatten die in Schwarz gekleideten Männer vor dem Stadion auf den Liverpool-Fan eingeschlagen, auch Hämmer und Messer seien zum Einsatz gekommen. Der FC Liverpool erklärte tief in der Nacht: "Unsere Gedanken sind beim Opfer und seiner Familie."

Mit Material von dpa und sid

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