Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Hoffenheim purzelt auseinander

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Ein verschossener Elfmeter von Andrej Kramaric und zwei krasse Schnitzer von Torhüter Oliver Baumann haben den Champions-League-Hoffnungen der TSG 1899 Hoffenheim einen herben Dämpfer verpasst. Im Kampf um die internationalen Plätze unterlagen die Kraichgauer am Sonntag dem Mitkonkurrenten VfL Wolfsburg in der Fußball-Bundesliga mit 1:4 (1:1). Damit vergab das Team von Trainer Julian Nagelsmann die Chance, auf den fünften Tabellenplatz zu springen und Eintracht Frankfurt als Vierten noch mehr in Bedrängnis zu bringen.

Adam Szalai hatte die Kraichgauer vor 27 725 Zuschauern in der 9. Minute Führung gebracht, William (42.) traf zum Ausgleich bei einem lange unterhaltsamen Schlagabtausch. Der Doppelpatzer von Baumann ermöglichte Wout Weghorst (69.) und Maximilian Arnold (85.) die entscheidenden Treffer für das Team von VfL-Trainer Bruno Labbadia. Weghorst beseitigte mit seinem zweiten Tor (88.) alle Zweifel am immerhin schon achten Auswärtssieg des VfL in dieser Saison. Die TSG musste im Saisonendspurt nach zuletzt vier Siegen hintereinander dagegen den ersten Rückschlag einstecken.

Labbadia lobte seine Männer in den höchsten Tönen. "Alle Achtung! Uns haben fünf, sechs Stammspieler gefehlt. Das zeigt, was so alles geht, wenn eine Mannschaft zusammenhält. Der Glaube ist ein ganz wichtiger Punkt", meinte der VfL-Coach. Die Gastgeber mussten neben dem gelbgesperrten Spielmacher Kerem Demirbay kurzfristig auch Stammverteidiger Benjamin Hübner wegen Rückenproblemen ersetzen. Die Wolfsburger schreckten das Nagelsmann-Team erstmal auf: Admir Mehmedi und Felix Klaus prüften in den ersten vier Minuten Torhüter Baumann mit zwei brandgefährlichen Torschüssen; beim zweiten konnte der Keeper den Ball gerade noch an die Latte lenken.

Doch in Erinnerung werden vor allem seine Schnitzer bleiben, die das Duell schließlich entschieden. "Das ist wahnsinnig ärgerlich", gab Pechvogel Baumann zu, machte aber auch deutlich, dass er das Spiel nicht allein verloren hat: "Wir haben definitiv keinen Zugriff gekriegt, sind nicht in die Zweikämpfe gekommen. Unterm Strich war das einfach einen Tick zu wenig."

Hoffenheims Trainer Nagelsmann kritisierte derweil Teile der Zuschauer heftig. Der Grund dafür waren die frühen Unmutsbekundungen und das vorzeitige Abwandern vieler Besucher beim vorletzten Heimspiel des 31-Jährigen, der ab der kommenden Saison den Ligarivalen RB Leipzig betreut. "Das Anspruchsdenken und die Wirklichkeit klaffen offenbar weit auseinander. Für einige wäre vielleicht ein Opernbesuch besser. Aber da gibt es auch schiefe Töne - vielleicht pfeifen sie dann auch", sagte Nagelsmann, der zuvor vier Siege in Folge mit seiner Mannschaft geholt hatte: "Wer in den vergangenen drei Jahren hier Fußball gucken durfte, sollte drei Kreuze machen. Das würde ich ihnen gerne sagen - aber sie sind ja nicht mehr da."

In der vogelwilden Anfangsphase stürmten die Hoffenheimer entschlossen los: Einen Bilderbuch-Konter schloss Adam Szalai aus kurzer Distanz nach Vorlage seines Kumpels Nico Schulz zur Führung ab. Ishak Belfodil scheiterte nur wenige Minuten später an VfL-Schlussmann Pavao Pervan und der Latte, ehe es zur Überraschung beider Teams Elfmeter gab: Schiedsrichter Deniz Aytekin hatte erst Eckball angezeigt, überprüfte die Szene dann aber auf Geheiß des Video-Assistenten am TV-Schirm - und zeigte auf den Punkt. Robin Knoche war Nationalspieler Schulz auf den Fuß getreten.

Doch Kramaric konnte die unverhoffte Chance nicht nutzen: Der kroatische Vizeweltmeister traf nur den Pfosten (15.) und verpasste damit sein 50. Erstliga-Tor für die TSG. Vor allem Schulz und Pavel Kaderabek auf den Außen sowie Kramaric und Nadiem Amiri aus dem Zentrum heraus trieben die Hoffenheimer immer wieder nach vorne. In der Schlussphase der ersten Halbzeit aber muckten die Wolfsburger mächtig auf. Arnold scheiterte zunächst am glänzend aufgelegten Baumann, dann aber jubelten die Gäste nach einem wunderbaren Heber von Williams in den Winkel zum 1:1.

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