Süddeutsche Zeitung

Robert Lewandowski:Das kochende Süppchen

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Die ewige Saga um Robert Lewandowskis sofortigen Wechselwunsch erweitert sich beinahe jeden Tag um eine neue Episode. Nur einer bleibt natürlich gelassen: Thomas Müller.

Glosse von Sebastian Fischer

Thomas Müller ist nicht nur ein Raumdeuter auf dem Feld, bisweilen beherrscht er es auch, sich in leicht bekömmlicher Wortwahl die Deutungshoheit über gegenwärtige Fußballdebatten zu sichern. So hat sich der Nationalspieler des FC Bayern am Rande des Länderspiels gegen England nun auch zum öffentlich formulierten Transferwunsch seines aktuellen und womöglich eines Tages ehemaligen Münchner Mitspielers Robert Lewandowski geäußert - und in zwei aus der Kulinarik geliehenen Sprachbildern viel zu dem gesagt, was man aktuell wissen muss: "Es schadet nicht, wenn (....) immer wieder das Alte neu aufgewärmt wird. Das kann auch gut schmecken, wie bei der Mikrowelle", sagte Müller. Und: "Mich stört es nicht, wenn das Süppchen weiterkocht."

Nun handelt es sich bei einer zum wiederholten Male aufgewärmten Speise und einer vor der Fertigstellung befindlichen Suppe natürlich um Phänomene von verschiedener Qualität. Aber womöglich hat Müller ganz bewusst beides gesagt, um dem Ende der Transfersaga Lewandowski nicht vorzugreifen, sollte er es erahnen. Die Speise oder Suppe wird ja, wie man spätestens seit Dienstag ahnen kann, noch eine Weile weiter brutzeln oder blubbern.

Am Dienstag ereignete sich die jüngste Episode von Lewandowskis Ich-will-sofort-nach-Barcelona-wechseln-Kampagne, die sich von bereits mehrmals aufgewärmten Ich-will-sofort-nach-Madrid-wechseln-Kampagnen der Vergangenheit insofern unterscheidet, als dass der Austausch viel hitziger ist als je zuvor. "Ich will ruhig sprechen, nicht über die Medien", sagte der Pole nun - in einem ausführlichen Mediengespräch mit der Bild -Zeitung. Das Thema: dass er am liebsten jetzt sofort nach Barcelona wechseln möchte.

Er wolle "kein weiteres Öl ins Feuer gießen", sagt Lewandowski

Das Interview ist in Teilen wohl so etwas wie ein Versuch, bei den Anhängern des FC Bayern für Verständnis zu werben ("Es geht um die Suche nach der besten Lösung"). Es liest sich vor dem Hintergrund der Aussagen der Vortage allerdings manchmal eher satirisch. Dem polnischen Portal Onet.pl hatte er etwa über seine Beweggründe für einen Wechsel gesagt: "In meinem Inneren ist etwas erloschen. Ich will mehr Emotionen in meinem Leben." Vorerst sollen sich die Emotionen jetzt aber "abkühlen" - für erfolgreiche Gespräche mit dem FC Bayern über einen sofortigen Wechsel nach Barcelona wohlgemerkt.

Er wolle "kein weiteres Öl ins Feuer gießen", sagte Lewandowski auch. Aber das dürfte natürlich keineswegs bedeuten, dass das Feuer nun erlischt. Es gab ein Telefonat zwischen dem Stürmer und Hasan Salihamidzic. Doch ob es jetzt erst mal keine weiteren Aussagen zum Thema gibt? "In der realen Fußballwelt", sagte Lewandowski beinahe philosophisch, "muss vor allem während der Transferperiode geschwiegen werden." Die beginnt offiziell ja erst am 1. Juli. Man darf also am Rande der kommenden Länderspiele sicher noch mal bei Thomas Müller nachfragen.

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