Süddeutsche Zeitung

Die Halbfinalisten der Fußball-EM:Das Gute-Laune-Quartett

Lesezeit: 2 min

England, Schweden, Deutschland und Frankreich: Diese vier Teams spielen noch um den Titel.

Von Anna Dreher, London

Football's coming...

...home, davon träumen sie in England diesen Sommer besonders. Daran glauben können die Gastgeberinnen vor allem, seit sie so gut in ihre Heim-EM gestartet sind. Mit 1:0 gegen Österreich, 8:0 gegen Norwegen, 5:0 gegen Nordirland rauschten sie durch die Gruppenphase. Gegen Spanien dürfte das spektakuläre 2:1 der künftigen Bayern-Spielerin Georgia Stanway die Überzeugung gefestigt haben, es bis ins Finale nach Wembley am 31. Juli schaffen zu können - es wäre das erste bei einem wichtigen Turnier seit 2009. Die Partie gegen Schweden am Dienstag (21 Uhr, ARD) wirkt da wie ein Etappenziel. Fran Kirby hat zudem von der zusätzlichen Motivation erzählt: Das Team wolle den Zuschauern "eine Flucht vom Alltag bieten", sodass diese "von allem anderen abschalten" können, "was gerade so los ist".

Mit viel Erfahrung

Turnier für Turnier weit zu kommen und dann doch anderen zuschauen zu müssen, wie sie die Trophäe in die Luft stemmen, kann frustrieren - und antreiben. Die Schwedinnen wollen jedenfalls nicht wieder diejenigen sein, die gut spielen, dafür aber nicht belohnt werden. Bei Olympia 2021 kamen sie ins Finale, bei der WM 2019 wurden sie nach einem Sieg gegen die Engländerinnen Dritte. An ihrer erfahrenen Besetzung hat sich wenig geändert, das dürfte ein Vorteil sein für Kosovare Asllani und ihre Mitspielerinnen. Sie werden sich aber deutlich steigern müssen gegen Gastgeberinnen, die unaufhaltsam wirken auf dem Weg ins Finale. Einmal ist Schweden bisher Europameister geworden, 1984 nach Elfmeterschießen. Der Gegner damals: England.

Die Rekordlerinnen

Rein historisch betrachtet ist Deutschland der Superfavorit bei Europameisterschaften. Acht von bisher zwölf beendeten Turnieren haben die DFB-Frauen gewonnen. In den vergangenen Jahren lief es enttäuschend, nun aber stehen die Chancen auf Titel Nummer neun so gut wie lange nicht. Das Team um Kapitänin Alexandra Popp hat die Vorbereitungszeit intensiv genutzt. Die Spielerinnen verstehen sich nicht nur auf dem Platz bestens - und das durch die Bank. Als einzige haben sie noch kein Gegentor kassiert. Auf die starke Defensive wird es auch am Mittwoch (21 Uhr, ZDF) gegen die Offensivpower der schnellen Französinnen ankommen. Das deutsche EM-Motto aber bleibt das gleiche: Möglichst bei sich bleiben. Bisher hat das bestens funktioniert.

Aufwind für Blau

So oft galten die Französinnen um Abwehrchefin Wendie Renard als Titelkandidatinnen: hoch veranlagt, gespickt mit Champions-League-Siegerinnen von Olympique Lyon, die sich durchzusetzen wissen. Doch Machtkämpfe und Streitereien führten stets zu schlechter Stimmung, innerhalb des Kaders sowie zwischen den Spielerinnen und Trainerin Corinne Diacre. Bei all den Querelen ist es erstaunlich, dass die 47-Jährige im Amt geblieben ist. Vor der EM hat sich die Herangehensweise verändert - was prompt das erste Halbfinale seit Olympia 2012 brachte. Dieses Team hat wenige Schwächen, viel Erfahrung und nun auch noch gute Laune. Aber vielleicht spielt am Ende doch der Kopf eine größere Rolle, kurz vor dem ganz großen Ding.

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