Süddeutsche Zeitung

Europa League:Mit Urvertrauen und Dusel zum Rekord

Lesezeit: 4 min

Der VfB Stuttgart zeigt eine schwache Leistung gegen Molde FK und verliert 0:1. Da Kopenhagen gegen Bukarest nur remis spielt, qualifiziert sich der VfB trotzdem für die nächste Runde - und sorgt damit für einen Rekord der Bundesliga-Klubs. Borussia Mönchengladbach feiert in Istanbul mit einer B-Elf einen souveränen Sieg.

Trotz einer sehr dürftigen Vorstellung hat der VfB Stuttgart für ein historisches deutsches Europapokal-Ergebnis gesorgt. Die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia zitterte sich mit einem 0:1 (0:1) gegen den norwegischen Meister Molde FK in die Zwischenrunde der Fußball-Europa-League, enttäuschte dabei aber maßlos. Damit sind alle sieben Vertreter aus der Bundesliga nach der Vorrunde noch dabei und sorgen damit für einen Rekord in der Europapokalgeschichte. Alle anderen sechs deutschen Vereine hatten die Gruppenphase in der Champions League oder Europa League bereits zuvor erfolgreich überstanden.

"Die erste Halbzeit ist uns bis auf die ersten zehn Minuten komplett misslungen. Beim 0:1 hatten wir eine katastrophale Ordnung. Ich habe mich in der Pause extrem geärgert", sagte Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia, "die zweite Halbzeit war dann typisch, wenn du erst nicht konsequent bist und dann hinterherrennst. Wir haben ungefähr 15 Torchancen gehabt. Die Niederlage ist ärgerlich, positiv ist, dass wir weitergekommen sind. Bei aller Enttäuschung über die erste Halbzeit haben wir unser erklärtes Ziel erreicht."

Die insgesamt äußerst schwachen Stuttgarter, die zuletzt international noch mit zwei Siegen in Folge überzeugt hatten, hatte kurz vor der Pause Davy Claude Angan (45.+1) bestraft. Nach dem Wechsel rannten die Schwaben vor 15.550 Zuschauern dann eher kopflos an, vergaben zahlreiche Chancen und hatten Glück, dass im Parallelspiel der FC Kopenhagen im Fernduell um die Zwischenrunde nicht gegen Gruppensieger Steaua Bukarest gewann (1:1).

Dabei begann der VfB, der bereits am Samstagnachmittag in der Bundesliga auf Schalke 04 trifft, recht schwungvoll. Gerade über die linke Seite mit dem gut aufgelegten Ibrahima Traore entstand sofort Gefahr für den norwegischen Meister, der kürzlich zum zweiten Mal in Folge den nationalen Titel gewonnen hatte. Aber Stuttgart baute rasch ab. Die Elf von Ex-ManUnited-Star Ole Gunnar Solksjær, seit dem 1:2 in der Europa League am 22. November in Kopenhagen ohne jedes Pflichtspiel, zeigte sich dagegen unbekümmert und spielfreudig. Durch Jo Inge Berget (16.) besaß Molde, das keine Chance mehr auf das Erreichen der Zwischenrunde hatte, die zunächst beste Gelegenheit des Spiels. VfB-Torhüter Sven Ulreich musste dann auch bei einem Freistoß von Magnus Eikrem (24.) zupacken.

Beim nachlassenden VfB schlichen sich mit zunehmender Spieldauer viele Fehler ein. Das gesamte Defensivverhalten wirkte ohne den in der Bundesliga gesperrten und angeschlagenen Serdar Tasci unorganisiert und fahrig. Die Stuttgarter boten viel zu viele Räume an. Zudem blieben große Torchancen lange aus. Die beste Gelegenheit vergab der für den früh verletzten Tunay Torun eingewechselte Martin Harnik (39.). Der Österreicher, der in der 47. und 69. Minute weitere Möglichkeiten vergab, scheiterte aber an Molde-Keeper Espen Pettersen. Angan machte es auf der anderen Seite nach einem Konter gegen die viel zu weit aufgerückte VfB-Elf besser.

In der zweiten Hälfte machte der VfB zwar mehr Druck, offenbarte aber immer wieder eklatante Schwächen im Abschluss. Allein Harnik hätte für die Gastgeber im zweiten Durchgang dreimal für den Ausgleich sorgen können, wenn nicht sogar müssen. So aber mussten die Schwaben bis zum Schlusspfiff um den Einzug in die K.-o.-Runde bangen.

Im Schaulaufen der Europa League hat Borussia Mönchengladbach einen Sieg fürs Selbstvertrauen gefeiert. Die B-Elf des Fußball-Bundesligisten setzte sich beim türkischen Vizemeister und Gruppensieger Fenerbahçe Istanbul mit 3:0 (2:0) durch. Die bereits vor dem Spiel für die Zwischenrunde qualifizierten Gladbacher blieben im fünften Spiel in Folge ungeschlagen und strichen zudem 200.000 Euro Siegprämie ein. Mittelfeldspieler Tolgay Cigerci brachte die Borussia mit seinem ersten Europacup-Tor nach 22 Minuten in Führung. Sechs Minuten später erhöhte Ex-Nationalspieler Mike Hanke per Foulelfmeter auf 2:0. Zudem krönte Stürmer Luuk de Jong als Einwechselspieler sein Comeback nach 42 Tagen Verletzungspause mit dem dritten Galdbacher Treffer (79.).

"Mit dem, was wir gespielt haben, kann man sich in Europa zeigen", sagte Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl anerkennend. Und: "Ich muss einer Mannschaft, die zuvor noch nie so zusammen gespielt hat, ein Kompliment machen." De Jong kommentierte sein Comeback nach sechs Wochen Zwangspause zurückhaltend: "Es ist schön, dass ich ein Tor gemacht habe. Aber das Wichtigste war, dass ich wieder auf dem Platz stehen durfte."

Trainer Lucien Favre ließ gleich neun Stammspieler zu Hause. Neben dem gelbgesperrten Patrick Herrmann fehlten auch Kunstschütze Juan Arango, Nationaltorwart Marc ter Stegen und Stratege Håvard Nordtveit. Aus der zuletzt erfolgreichen Elf liefen nur die Verteidiger Alvaro Dominguez und Oscar Wendt auf. Auch Fenerbahçe-Coach Aykut Kocaman ließ rotieren und verzichtete zunächst auf den Niederländer Dirk Kuijt, der erst in der zweiten Halbzeit ins Spiel kam.

Die neu formierten Gladbacher starteten vor 39.000 Zuschauern im Stadion Şükrü Saracoğlu schwungvoll, Hanke scheiterte nach zwölf Minuten an Keeper Mert Günok. Der türkische Vizemeister, der in der Europa League in dieser Saison bislang noch ungeschlagen ist, besaß fünf Minuten später die erste Gelegenheit, doch Gladbachs Ersatzkeeper Christopher Heimeroth entschärfte einen Schuss von Milos Krasic. Mittelfeldspieler Cigerci belohnte Gladbachs Angriffsbemühungen mit einem schönen Schlenzer ins lange Eck zur 1:0-Führung. Sechs Minuten später foulte Henri Bienvenu Borussias Branimir Hrgota, den fälligen Elfmeter verwandelte Hanke mit seinem 13. Europacup-Tor zum 2:0.

Nach der Pause kontrollierte die junge Gladbacher Mannschaft zunächst das Geschehen und hatte durch den Finnen Alexander Ring die erste Gelegenheit (57.). In dem früheren niederländischen Nationalstürmer Kuijt und dem Brasilianer Cristian verstärkte Fenerbahçe seine Bemühungen, doch die nächste gute Chance hatten die Gäste durch Peniel Mlapa (63.). Trainer Favre nutzte die Schlussphase, um Luuk de Jong Spielpraxis zu verschaffen. Sechs Wochen nach seiner Kapselverletzung kehrte der Niederländer in der 67. Minute aufs Feld zurück und krönte sein Comeback mit dem Treffer zum 3:0 nach toller Vorarbeit des ebenfalls eingewechselten Amin Younes.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1544029
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/sid
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.