Süddeutsche Zeitung

Eishockey:Gute Reaktion

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"Jetzt haben wir unseren Weg gefunden": Der EHC München gewinnt in Bremerhaven 2:1 und macht den DEL-Halbfinaleinzug perfekt. Es ist der vierte Sieg in Serie nach dem verpatzten Playoff-Start.

Von Christian Bernhard

Maximilian Kastner hat am späten Freitagabend Dinge gesehen, die ihm gefallen haben. "Viele gesenkte Köpfe" fielen dem Stürmer des EHC Red Bull München auf, als er im Schlussdrittel in Richtung der Gegner schaute. Kastner hatte nach dem Münchner 4:0-Heimsieg das Gefühl, dass der Wille der Fischtown-Pinguins-Spieler "etwas gebrochen" war. Am Sonntagnachmittag sah Kastner sie erneut, die gesenkten Köpfe auf Bremerhavener Seite. 2:1 siegte der EHC auswärts in Spiel sechs der Playoff-Viertelfinalserie und machte so den Halbfinaleinzug in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) perfekt.

Für die Münchner war es das gelungene Ende einer Serie, die denkbar schlecht angefangen hatte. Oder, um es in den Worten von Chris DeSousa zu sagen, der am Sonntag das entscheidende 2:1 erzielte: "Erschrocken" sei man nach den ersten zwei Spielen gewesen. Diese hatte der EHC verloren, wodurch er unter Druck stand - er hielt diesem aber stand. "Wir hätten nicht besser darauf reagieren können", sagte DeSousa am Sonntag bei Magentasport, "in den letzten vier Spielen haben wir großes Eishockey gespielt."

Auch Münchens Trainer Don Jackson war erleichtert. "Wir mussten an einem Punkt in der Serie ein anderes Level finden, denn Bremerhaven hat uns gepusht", sagte er. "Wir haben sechs Spiele benötigt, aber es hätten auch sieben sein können." Zwei Spiele brauchte der Hauptrundensieger, um in der Serie anzukommen. "Da waren wir nicht im Playoff-Modus", stellte EHC-Stürmer Justin Schütz fest. Nach den zwei Auftaktniederlagen blitzte die Münchner Dominanz aber auf: 16:3 lautete das Torverhältnis bei den vier EHC-Siegen am Stück.

Die Münchner haben nun ein paar Tage Zeit, um sich vom Viertelfinale zu erholen. Weiter geht es für sie am Freitag, wenn sie mit einem Heimspiel ins Halbfinale starten. Der Gegner wird dann entweder aus Straubing oder Wolfsburg kommen. Die Niedersachsen gewannen am Sonntagabend mit 4:3 nach Verlängerung, glichen zum 3:3 aus - und erzwangen so ein entscheidendes siebtes Spiel. In der zweiten Halbfinalserie bekommt es der ERC Ingolstadt, der sein Ticket bereits am Freitag gelöst hatte, mit den Adlern Mannheim zu tun, die ihre Serie gegen die Kölner Haie am Sonntag 4:2 für sich entschieden.

Fischtown-Manager Alfred Prey bezeichnet den EHC als "Übermannschaft der Liga"

Bremerhaven tat sich am Sonntag, wie schon in den Spielen zuvor, lange schwer, nachhaltig Zeit im Münchner Drittel zu verbringen, da der EHC nicht nur dort sehr physisch agierte und dafür sorgte, dass Torhüter Mathias Niederberger zu Beginn nicht oft gefragt war. Mit der ersten Drittelsirene war klar, dass die Münchner ihr Tor spielübergreifend fünf Drittel am Stück sauber gehalten hatten. Gleich zwei EHC-Spieler auf der Strafbank manövrierten die Bayern zu Beginn des Mitteldrittels aber in eine schwierige Situation - und auch in Rückstand, da Phillip Bruggisser per Direktabnahme das 1:0 für Bremerhaven markierte (24.). Kurz darauf hätte es aus Münchner Sicht noch schlechter aussehen können, doch Niederberger vereitelte einen Alleingang von Jan Urbas (25.). "Wir wollen unser Selbstvertrauen im Verlauf des Spiels steigern", hatte Fischtown-Trainer Thomas Popiesch vor der Partie betont, eine 2:0-Führung hätte da sicher geholfen.

Stattdessen stand es kurz darauf 1:1, da Yasin Ehliz Fischtown-Keeper Maximilian Franzreb überwand (30.). Nach dem Ausgleichstreffer verdeutlichte der EHC, warum Fischtown-Manager Alfred Prey ihn als "Übermannschaft der Liga" bezeichnete: Immer größer wurde der Druck, doch entweder blieb Franzreb standhaft oder der Pfosten rettete die Gastgeber, wie beim Schuss von Daryl Boyle (40.).

Eine weitere Beobachtung von Kastner am Freitag war: "Wir wissen, dass wir physisch und konditionell besser dastehen." Das war zu Beginn des Schlussdrittels am Sonntag nicht unbedingt zu erkennen, Bremerhaven machte Druck und hatte erneut durch Urbas die große Chance zur Führung. Doch der Slowene scheiterte abermals an Niederberger (47.) - was er mit einem Kopfschütteln auf der Bank quittierte. Wenig später musste der frühere EHC-Spieler mitansehen, wie Chris DeSousa in Überzahl das serienentscheidende 2:1 erzielte (52.). Was wiederum Kastner zu dem Schluss brachte: "Jetzt haben wir unseren Weg gefunden."

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