Süddeutsche Zeitung

DFB zum Fall Reus:"Wir werden ihn unterstützen"

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Bierhoff unterstützt Reus

Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff hält die Fortsetzung der Karriere von Marco Reus im DFB-Team nach seinem schweren Verkehrsdelikt nicht für gefährdet. "Marco hat die Chance verdient zu zeigen, dass er nun die richtigen Konsequenzen zieht", sagte er am Freitag. "Auch bei uns in der Nationalmannschaft, wir werden ihn dabei unterstützen."

Der 25 Jahre alte Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund war seit Jahren ohne Führerschein gefahren und hatte einen Strafbefehl über 540 000 Euro erhalten.

Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sei am Donnerstag von der Verfehlung des 23-maligen A-Auswahlspielers "total überrascht" gewesen. "Mir war wichtig, zunächst persönlich mit Marco zu sprechen", sagte Bierhoff, der als erster DFB-Offizieller eine Stellungnahme zum Fall Reus abgab.

"Anspruch an unsere Nationalspieler ist sehr hoch"

"Er hat einen großen Fehler gemacht, das sieht er genauso. Er hat seinen Fehler eingesehen, hat selber ja keine Erklärung dafür und ist dafür bestraft worden", stellte Bierhoff fest. "Der Anspruch an unsere Nationalspieler ist sehr hoch", sagte er. "Daran erinnern wir sie auch immer wieder und fordern mit Blick auf gewisse Verhaltensweisen und Werte auch viel ein." Dies heiße aber nicht, dass "unsere Spieler frei sind von Fehlern, da schließe ich uns mit ein".

Entscheidend ist für Bierhoff, wie mit diesen Fehlern umgegangen wird und welche Lehren man daraus zieht. "Während unserer Zusammenkünfte bei der Nationalmannschaft hat sich Marco stets tadellos verhalten", stellte der DFB-Teammanager fest und lobte Reus: "Er hat ein großes Herz, bringt sich für die Gemeinschaft ein. Das muss neben seinen fußballerischen Qualitäten, die völlig außer Frage stehen, auch eine Rolle spielen."

Nicht absehbar ist, ob für den BVB-Profi der Führerschein-Skandal auch Folgen auf dem Werbemarkt haben wird. Der Automobilhersteller Opel, der mit ihm und anderen BVB-Spielern für seine Wagen wirbt, kündigte keine Konsequenzen an. "Natürlich hat uns der Fall überrascht. Wir wissen, dass unser Partner BVB das Thema mit Marco Reus diskutiert und geklärt hat. Wir haben dem nichts hinzuzufügen", hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens.

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke äußerte sich zurückhaltend zu neuen Vorwürfen gegen Reus. Der soll nach WDR-Informationen bei einer Verkehrskontrolle einen gefälschten niederländischen Führerschein vorgezeigt haben. "Auch dieser Vorgang ist ganz offensichtlich strafrechtlich bewertet worden. Mehr kann ich zu diesem Thema nicht sagen", sagte Dortmunds Geschäftsführer der Bild-Zeitung.

Klopp: "Er ist ein ganz toller Kerl, der einen Fehler gemacht hat."

Ein Justizsprecher habe bestätigt, dass gegen Reus auch wegen Urkundenfälschung ermittelt worden sei, schreibt die Bild. Das Ermittlungsverfahren wurde allerdings eingestellt, weil dem Fußballprofi wegen Fahrens ohne Führerschein bereits eine höhere Strafe drohte.

Zuvor hatte Watzke erklärt: "Was Marco gemacht hat, ist eine erhebliche Verfehlung. Aber es war auch der Fehler eines jungen Mannes, aus dem er nicht mehr herausgekommen ist", sagte er in der Tageszeitung Die Welt. Und Klopp ergänzte: "Bei solchen Geschichten ist es schwierig, einen Ausweg zu finden. Es geht jetzt ganz normal weiter. Er ist ein ganz toller Kerl, der einen Fehler gemacht hat."

Der Rivale Schalke 04 äußerte sich unterdessen skeptisch, dass im Verein so ein Fall möglich sei. "Unsere Spieler haben einen Dienstwagen und müssen ihren Führerschein vorlegen", sagte Sportvorstand Horst Heldt auf der Pressekonferenz am Freitag.

BVB bei Niederlage auf Abstiegsplatz

Am Samstag wird Borussia Dortmund noch ohne den verletzten Reus versuchen, im Kellerduell beim Tabellenletzten Werder Bremen nach einer total verkorksten Bundesliga-Halbserie wenigstens einen versöhnlichen Jahresabschluss zu feiern.

Auf Tabellenplatz 16 oder gar einem Abstiegsrang will der BVB auf keinen Fall überwintern. Die zehnte Saisonniederlage in der Bundesliga muss in Bremen verhindert werden, um nicht auf einen Abstiegsplatz abzurutschen.

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