Süddeutsche Zeitung

Deutsche Eishockey-Liga:Ein rundes Team

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"Wir spielen offensiv gut, wir spielen defensiv gut": Der ERC Ingolstadt stellt seine starke Form mit einem 3:2 beim Angstgegner Straubing unter Beweis. Der Erfolg hat auch viel mit dem neuen Torwart Michael Garteig zu tun.

Von Christian Bernhard

Straubing-Ausflüge verliefen für den ERC Ingolstadt in den vergangenen Jahren nach einem verlässlichen, aber alles andere als angenehmen Muster. Die Oberbayern reisten nach Niederbayern, verloren dort und fuhren wieder nach Hause - oft mit einer gehörigen Portion Frust im Gepäck. "Ich mag diesen Ort und ich mag diese Halle nicht", sagte ERC-Trainer Doug Shedden einst nach einer der zehn Niederlagen in Serie im Straubinger Eisstadion am Pulverturm. Am Sonntag beendeten die Ingolstädter diese lange Negativserie. 3:2 entschieden sie das Derby für sich und fuhren so den vierten Sieg in den vergangenen fünf Partien der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ein. "Ich sollte vor Begeisterung wohl herumspringen", sagte Shedden auf der Pressekonferenz. Dass er darauf verzichtete, liegt daran, dass die aktuelle ERC-Mannschaft ein beachtliches Selbstverständnis ausstrahlt und mit ihr auf höchster Ebene zu rechnen ist.

Das zeigte sich nicht nur in Straubing, sondern auch zuletzt bei den zwei beeindruckenden Siegen in München und den zwei knappen Niederlagen nach Penaltyschießen und Verlängerung gegen die Mannheimer Adler, dem Tabellenführer der Gruppe Süd, dem die Ingolstädter dicht auf den Fersen sind. Die kürzliche 8:0-Demontage der überforderten Nürnberg Ice Tigers ist das Bild zum ERC-Aufschwung, die Spieler verströmen die neue Positivität auch verbal. "Wir haben dieses Jahr einen unglaublichen Zusammenhalt", sagt Stürmer Mirko Höfflin. "Wir blocken Schüsse, wir schmeißen uns rein und wenn einer einen Fehler macht, springt ein anderer ein."

Neun neue Importspieler hat Sportdirektor Larry Mitchell nach Ingolstadt geholt

Im Moment sind die Ingolstädter eine Mannschaft, die an beiden Enden des Eises glänzt. Der Offensive reichten in Straubing weniger als 25 Minuten, um dank der Tore von Tim Wohlgemuth (5., doppelte Überzahl), Justin Feser (13.) und Petrus Palmu (25.) den entscheidenden 3:0-Vorsprung herauszuspielen. Die jüngsten elf Tore gegen Nürnberg und Straubing wurden von acht verschiedenen Spielern erzielt, das zeigt, dass die Ingolstädter Offensive auf viele Schultern aufgeteilt ist. "Wir treten auf die richtige Art und Weise auf", sagt Torwart Michael Garteig. "Wir spielen offensiv gut, wir spielen defensiv gut. Wir sind ein ziemlich rundes Team."

Der Kanadier ist einer von gleich neun neuen Importspielern, die Sportdirektor Larry Mitchell nach Ingolstadt geholt hat - und im Moment der statistisch beste Torhüter der DEL. Sowohl sein Gegentorschnitt von 1,64 pro Partie als auch seine Fangquote von 94 Prozent sind in der Liga unerreicht. Auch in Straubing war der 29-Jährige wieder stark. Nach seinem ersten DEL-Zu-Null-Spiel gegen Nürnberg wehrte er in Niederbayern 28 Schüsse ab. Garteig habe "einige tolle Paraden" gezeigt, sagte Shedden, "so wie schon die ganze Saison über." Der Torhüter ist für den ERC-Trainer "fraglos unser wertvollster Spieler bisher". Garteig gibt das Lob an seine Vorderleute weiter. "So wie wir als Team verteidigen, ist großartig für mich."

Für Pietta ist es der erste Auftritt in Straubing nach seiner folgenschweren Affengeste

Stürmer Daniel Pietta war es im Schlussdrittel des Straubings-Spiels etwas zu viel Abwehrarbeit. "Wenn wir die Tigers nicht hätten zurück ins Spiel kommen lassen, hätten wir uns im letzten Drittel nicht so auf die Defensive versteift", sagte er. Für Pietta war es der erste Auftritt in Straubing nach seiner folgenschweren Affengeste im Dezember. "Ich habe versucht, mich einfach aufs Eishockey zu konzentrieren", sagte er dazu. "Ich weiß, dass ich damals einen Fehler gemacht habe, ich kann aber nur nochmal klar stellen, dass ich in keinster Weise irgendwas mit Rassismus zu tun habe." Er wolle sich nun auf die Zukunft konzentrieren. Die sieht schon am Dienstag den nächsten Einsatz vor, um 20.30 Uhr sind die Nürnberg Ice Tigers zu Gast, gegen die Pietta in der vergangenen Woche seinen ersten Saisontreffer erzielt hat.

Die Tigers kassierten trotz der Treffer von Sandro Schönberger (26.) und Mitchell Heard (58.) ihre zweite Derby-Niederlage in nur drei Tagen. Mit 13 Punkten aus zwölf Spielen ist der Hauptrunden-Dritte der vergangenen Saison derzeit nur Tabellenvorletzter im Süden, die Playoff-Plätze sind schon ein paar Punkte entfernt. "Konstanz über die gesamten 60 Minuten ist das Thema unserer Saison bisher", klagte Angreifer Andreas Eder. "Wir haben immer Phasen dabei, in denen wir sehr gut spielen, aber meistens machen wir nicht das, was wir können." Die Ingolstädter haben diese Probleme aktuell nicht.

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