Süddeutsche Zeitung

DEL-Playoff-Finale:Bremerhaven setzt auf das psychologische Moment

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Nach dem 2:1 in der längsten Finalpartie der DEL-Geschichte haben die Eisbären Berlin den Heimvorteil auf ihrer Seite. Doch in der Hauptrunde gelangen Gegner Bremerhaven zwei Siege beim Rekordmeister.

Von Johannes Schnitzler

Manuel Wiederer lieferte das Symbolbild für die dritte Begegnung zwischen den Fischtown Pinguins Bremerhaven und den Eisbären Berlin im Finale der Deutschen Eishockey Liga. Der Nationalspieler war nach einem Zweikampf zu Boden gegangen, da zischte ein Bremerhavener Schlagschuss auf das Tor der Eisbären zu - und traf den Berliner Stürmer am Kopf. An Wiederers Helm waren danach Spuren von schwarzem Gummiabrieb zu erkennen. Der 27-Jährige hatte noch Glück. Hätte er in diesem Moment zur Seite, in Richtung des Schützen geschaut, hätte der Puck ihn womöglich im Gesicht getroffen.

Wiederer fuhr zur Spielerbank, setzte sich, nahm den Helm ab, schüttelte sich. Und sah, wie quasi im Gegenzug sein Teamkollege Yannick Veilleux den Siegtreffer zum 2:1 für Berlin erzielte. Gespielt waren 97:54 Minuten. Spiel Nummer drei war damit die bislang längste Finalpartie in der Geschichte der DEL.

Wie eng in dieser Serie alles beieinander liegt, zeigte Wiederers Glück im Unglück. Über drei Drittel und fast 40 Minuten Verlängerung wogte die Partie hin und her. Funkelte der Auftakt in die Finalserie am vergangenen Mittwoch (4:2 für Bremerhaven) vor spielerischer Brillanz, so entwickelte sich in diesem dritten Spiel ein grimmiger Kampf. Jeder Millimeter Platz könnte einer zu viel, jeder Schuss der entscheidende sein.

Zudem spielten beide Torhüter famos. Berlins Jake Hildebrand hielt knapp 97 Prozent aller Schüsse auf sein Tor (29), Bremerhavens Kristers Gudlevskis (49) kam zwischendurch auf fast 98 Prozent. In der regulären Spielzeit hatten lediglich Ty Ronning (17. Minute) für Berlin und Alex Friesen (22.) in Überzahl zum Ausgleich für Bremerhaven getroffen, ehe Veilleux Berlin in der 98. Minute in der Best-of-seven-Serie mit 2:1 in Führung brachte.

"Wenn du Meister werden willst, musst du dafür schwitzen."

Am Dienstag (19.30 Uhr, Magentasport und DF1) könnten sich die Eisbären einen Zwei-Siege-Vorsprung holen. Aber Serge Aubin, der Coach des Rekordmeisters, der verletzungsbedingt auf Nationalspieler Marcel Noebels verzichten musste, glaubt, dass es "weiter eine enge Serie" bleiben wird. Pinguins-Coach Thomas Popiesch wiederum sagt, seine Mannschaft wisse, was sie zu tun habe. In der Hauptrunde gelangen Bremerhaven beim Rekordmeister zwei Siege, "wir haben gezeigt, dass auch Berlin gegen uns ins Überlegen kommt". Oder wie es der Berliner Nationalspieler Leo Pföderl ausdrückt: "Mei, wenn du den Meistertitel willst, musst du schon dafür schwitzen." Gegebenenfalls auch 98 Minuten oder länger.

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