Süddeutsche Zeitung

French Open:Wirbel um Zverevs Gesundheit

Lesezeit: 2 min

Dass Tennisprofi Alexander Zverev mitten in der Corona-Pandemie angeschlagen im Achtelfinale der French Open antrat, wirft Fragen auf. Erst ein Test nach dem Spiel bringt Klarheit.

Von Gerald Kleffmann, Paris/München

Am Sonntagmorgen erst tauchte eine dieser Meldungen auf, die gerne untergehen, weil sich die Öffentlichkeit daran gewöhnt hat. Zwei Talente aus dem Juniorinnen-Wettbewerb von Roland Garros seien positiv auf das Coronavirus getestet worden. Entsprechend dem Gesundheitsprotokoll hatten die zwei zurückgezogen. Das las sich wie: alles im Griff. Aber als am Nachmittag Alexander Zverev sein Achtelfinale gegen den Südtiroler Jannik Sinner verlor und auf der Pressekonferenz verriet, er habe in der Nacht zuvor 38 Grad Fieber gehabt, er sei "komplett erkältet" und könne "nicht wirklich atmen", entwickelte sich eine ganz neue Nachrichtenlage.

Plötzlich stand die Frage im Raum, wie der deutsche Tennisprofi inmitten der Corona-Zeiten so antreten konnte. Dass der 23-Jährige angeschlagen war, hörte man an der Stimme, man sah es im Spiel. Der Weltranglisten-Siebte agierte nicht auf der Höhe dessen, was er kann. In der Pressekonferenz räumte Zverev ein, dass er "besser nicht gespielt" hätte. Aber er sah in der Erkrankung nichts Problematisches bezüglich einer möglichen Covid-19-Infektion sah. "Wir werden ja hier alle paar Tage getestet, und meine Tests waren alle negativ bis jetzt. Ich werde mich noch mal testen lassen, das ist ja klar. Ich denke nicht, dass es das ist", sagte er. Er nahm an, dass das kaltfeuchte Wetter bei seinem Drittrundensieg gegen den Franzosen Pierre-Hugues Herbert schuld gewesen sei. Oder dass er sich bei seinem Physio Hugo Gravil, der jüngst krank war, angesteckt habe. Er schmecke auch Dinge. "Ich hoffe wirklich, dass es nicht das ist", sagte er.

Eine Erklärung des französischen Tennis-Verbandes folgte danach. Die FFT bestätigte, dass sich Zverev an alle Stichtage des Testens (alle fünf Tage) gehalten habe, sie teilte der New York Times überdies mit: Sein letzter Test habe am 29. September stattgefunden - er war also die maximal erlaubten fünf Tage her. Zverev habe aber nicht die medizinische Abteilung des Turniers konsultiert; dies hätte er und auch jeder andere, so lauten die Regeln, in so einem Fall tun sollen.

Ganz überrascht konnte die FFT ihrerseits aber auch nicht mehr sein: Zverev hatte im ersten Satz den offiziellen Turnier-Physio um ein Atemwegsspray gebeten. Dass da jemand erkrankt spielt, war spätestens da klar. Schwachstellen im Sicherheitskonzept der French Open sind offenbar vorhanden. Temperaturmessungen beim Betreten der Anlage wie bei den US Open sind nicht vorgesehen. Zverev hatte zudem erzählt, das Spielerhotel sei "keine richtige Blase", Privatpersonen würden dort ebenfalls verkehren.

Letztlich half nur ein Test, um für Klarheit zu sorgen. "Ich habe das Ergebnis heute bekommen: Ich bin negativ, ich habe kein Corona", verkündete Zverev am Montagabend beim TV-Sender Eurosport. Er widersprach den Veranstaltern: Die Ärzte hätten von Symptomen gewusst, sein Physio habe dort für ihn ein Medikament besorgt. "Das Turnier wusste es", sagte Zverev, weil er sicher sein wollte, aufgrund der Anti-Doping-Regeln Erlaubtes zu nehmen. Er vertrat die Ansicht: "Es bestand keine Pflicht anzugeben, ob man krank ist oder nicht."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5055235
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 06.10.2020
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.