Süddeutsche Zeitung

BVB in der Champions League:Fabelhafter Gruppensieger

Lesezeit: 2 min

Dieser Gruppen-Showdown liefert beste Unterhaltung: Dortmund ärgert PSG zum Abschluss der Vorrunde gewaltig, die Franzosen sind zwischenzeitlich fast raus - dann dreht sich im Parallelspiel alles um und die Borussia kann sich nach einem 1:1 dennoch freuen.

Von Ulrich Hartmann

Das finale Gruppenspiel der Champions League war für Borussia Dortmund zumindest unter einem Aspekt eine Fußballpartie wie ein Hollywood-Thriller: Die heimischen Zuschauer konnten sich von vornherein sicher sein, dass ihren Helden nichts Schlimmes zustößt. So ist das im klassischen Krimi-Kino, so war das auch am Mittwochabend im Dortmunder Stadion, denn was auch immer dem BVB gegen Paris Saint-Germain sowie im Parallelspiel zwischen Newcastle United und AC Mailand geschehen sollte - Dortmund war ohnehin sicher im Achtelfinale. Vor dem Anpfiff hatte der Sportdirektor Sebastian Kehl deshalb genüsslich und mit leicht diabolischem Grinsen gesagt: "Es könnte unser Ziel sein, PSG aus der Champions League rauszuwerfen."

Dies ist den Dortmundern beim "Showdown in der Todesgruppe" (guter Titel auch für einen Hollywood-Thriller) allerdings nicht gelungen, denn ihr 1:1 (0:0) gegen Paris bedeutete bei einer gleichzeitigen 1:2 (1:0)-Niederlage von Newcastle gegen Mailand, dass Dortmund als fabelhafter Gruppensieger im Achtelfinale vermeintlich leichtere Gegner wie etwa den FC Kopenhagen, PSV Eindhoven oder SSC Neapel zugelost bekommen könnte. Den Parisern drohen als Gruppenzweiter größere Kaliber wie etwa der FC Bayern, Real Madrid, Manchester City oder Barcelona.

Milan, vor sieben Monaten noch Champions-League-Halbfinalist gegen Stadtrivale Inter, muss als Gruppendritter nach der Winterpause in der Europa League weiterspielen, und Premier-League-Klub Newcastle darf als Gruppenvierter nicht einmal mehr an der Europa League teilnehmen, sondern ist für diese Saison ganz raus aus dem Europapokal.

Die sogenannte Todesgruppe mit der Buchstabenkennung F stand letztlich wie erwartet für fesselnden, faszinierenden und famosen Fußball, etwas überraschend auch oft von den Dortmundern zelebriert. Über die Schwarzgelben, die in der Bundesliga von den jüngsten sechs Spielen nur eins, in der Champions League hingegen zuvor drei von drei gewonnen hatten, wollten diplomierte Fußballforscher am Mittwochabend Indizien sammeln. Und zwar darüber, in welchem Zustand genau sich momentan diese Mannschaft befindet, die im DFB-Pokal ausgeschieden und in der Bundesliga nur noch Fünfter ist.

Vor 81 365 Zuschauern zeigte der BVB zwar durchaus sein Champions-League-Gesicht, erlaubte sich, vielleicht wegen der gesicherten Ausgangssituation, allerdings erhebliche Nachlässigkeiten in der Rückwärtsbewegung. Mal rettete gegen Kylian Mbappé kurz vor der Torlinie Niklas Süle mit einer Jahrhundertgrätsche, mal rettete gegen Bradley Barcola der Pfosten. Die Torlosigkeit zur Pause schmeichelte eher den Gastgebern.

Niklas Süle mit einer Jahrhundertaktion gegen Mbappé

In der zweiten Hälfte musste Paris den Druck erhöhen, weil man wegen Newcastles 1:0-Führung durch den früheren Hoffenheimer Joelinton (33.) vorübergehend nur noch Gruppendritter war. Dortmunds vorbildlich erpresster 1:0-Treffer durch Karim Adeyemi (51.) distanzierte die Franzosen zwar zunächst noch weiter vom Achtelfinale, allerdings glich Warren Zaire-Emery nur fünf Minuten später bereits zum 1:1 aus. Und auch Mailand glich in Newcastle durch den früheren Dortmunder Christian Pulisic zum 1:1 (59.) aus. Samu Chukwueze mit dem 2:1 (84.) schoss die Rossoneri kurz vor Schluss sogar noch in die Europa League und Newcastle ganz raus. Als Fazit bleibt: Der "Showdown in der Todesgruppe" erfüllte die Erwartungen eines anspruchsvollen Publikums vollumfänglich.

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