Süddeutsche Zeitung

Union Berlin:Entwarnung aus der Charité

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Der 1. FC Union Berlin baut seine famose Heimserie aus. Doch das 1:0 gegen Bielefeld wird von Timo Baumgartls Kopfverletzung überschattet.

Den herzlichsten Applaus bekam nach Union Berlins Sieg gegen Arminia Bielefeld Timo Baumgartl. Der Verteidiger konnte die Zuneigungsbekundung der Fans aber gar nicht hören. Nach seinem heftigen Knockout in der ersten Halbzeit war der Verteidiger schon zu Untersuchungen im Krankenhaus; Diagnose: "schwere Gehirnerschütterung".

Der Befund, der nach bangen Minuten zuvor auch eine Entwarnung war, erreichte Urs Fischer nach Spielschluss aus der Charité. "Timo Baumgartl geht es den Umständen entsprechend gut", sagte der Trainer von Union Berlin. "Das", ergänzte er, "ist glaube ich die erfreulichste Nachricht. Ein Fußballspiel ist dann auch zweitrangig." Sorgenvoll hatte der Schweizer seinen Abwehrspieler zuvor das Stadion An der Alten Försterei auf einer Trage liegend verlassen sehen. Baumgartls Nacken war von einer Halskrause gestützt, die Augen waren geschlossen, er wirkte benommen und noch immer nicht bei vollem Bewusstsein.

Die schlimmsten Befürchtungen von Fischer, den Spielern und den 11 006 Zuschauern beim 1:0 (0:0) gegen die Arminia bewahrheiteten sich aber nicht. Baumgartl blieb nach dem heftigen Zusammenprall mit Bielefelds Fabian Klos (31.) die schwere Gehirnerschütterung; dramatischere Folgen blieben dem 25-Jährigen aber erspart. Der Schockmoment hatte den Hexenkessel während der Behandlung auf dem Rasen für bange Momente verstummen lassen.

Erst als der Krankenbericht aus der Charité verkündet war, wollte sich Fischer der Analyse des späten 1:0-Erfolges in der Fußball-Bundesliga durch den Treffer von Kevin Behrens (88. Minute) widmen und hob dabei natürlich besonders den eingewechselten Siegtorschützen hervor. "Es freut mich für Kevin. Ein Lucky Punch. Der bringt uns drei Punkte, wichtige Punkte", lautete Fischers Fazit. Nach zuletzt drei sieglosen Spielen war der Erfolg wichtig für die Fußball-Seele der Eisernen - gerade mit Blick auf das erste Heimspiel in der Gruppenphase der Conference League am Donnerstag gegen Maccabi Haifa.

Bielefeld wartet weiter auf den ersten Sieg in der laufenden Saison

"Wir wollen auf die Tabelle kommen, nicht nur mit dem Namen sondern mit Punkten", sagte Fischer. In der Bundesliga ist das dem 1. FC Union Berlin schon lange gelungen. Durch den Sieg gegen Bielefeld stehen nun im dritten Jahr insgesamt 100 Punkte zu Buche, eine Marke die Fischer erst mit Erstaunen und dann mit einem Lächeln zur Kenntnis nahm. Nebenbei wurde auch noch die famose Heimserie ohne Niederlage auf 20 Partien ausgebaut.

Als Tabellenachter bewegt sich Union nach sechs Spieltagen wieder in Sichtweite der Europa-Region. Bielefeld wartet weiter auf den ersten Sieg in Berlin-Köpenick und auf den ersten Sieg in der laufenden Saison. Trainer Frank Kramer sieht aber keine Alarmsignale. "Wir haben vier Punkte nach sechs Spielen, klar. Aber schlecht gespielt haben wir nur einmal", meinte der Arminen-Coach.

Die Partie in Berlin meinte er nicht. Dabei war die Arminia nur nach dem Seitenwechsel gefährlich vor dem Union-Tor aufgetaucht. Ansonsten war das Berliner Übergewicht frappierend. Mehrfach bot sich den Eisernen die Chance zur Führung. Es fehlte aber immer an der letzten Genauigkeit. Warum Bielefeld bislang nur drei Tore geschossen hat, war offensichtlich.

Doch Union verlor bald nach dem folgenschweren Zusammenprall von Baumgartl mit Fabian Klos die von Fischer zur Maxime erkorene Geduld. Der Spielfluss war weg. Und plötzlich hatte Bielefeld gute Chancen durch Klos (59.) und Robin Hack (61.). Max Kruse versuchte dann, mit Körpersprache positiv auf seine Kollegen einzuwirken. Seine Flanke konnte Christopher Trimmel (69.) per Kopfball nicht verwerten. Joker Sheraldo Becker (74.) kam bei einer Hereingabe einen Schritt zu spät. Doch dann schlug der ebenfalls eingewechselte Behrens kurz vor Schluss doch noch zu - und belohnte Union für ganz viel Geduld.

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