Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Leipzig verteidigt den Mini-Vorsprung

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Der Tabellenführer hält die Münchner auf Distanz, Gladbach siegt glücklich in Mainz und Union und Freiburg verständigen sich auf ein Remis vor einfallsreichen Fans. Der Spieltag im Überblick.

Von Tim Brack

RB Leipzig - Hertha BSC 2:1 (1:1): 0:1 Jhon Cordoba (8.), 1:1 Dayot Upamecano (11.), Gelb-Rot für Deyovaisio Zeefuik (50.), 2:1 Marcel Sabitzer (77.)

Die Hertha hatte in den ersten vier Bundesligaspielen mehr gewackelt als die Berliner Mauer am 9. November 1989. Gegen Tabellenführer Leipzig war das Team von Bruno Labbadia daher der Underdog. Überraschend war deshalb die Berliner Führung: Einen Bilderbuchkonter über Darida und Lukebakio schloss Cordoba in der 8. Minute zur Führung ab. Weniger überraschend kam dann der Ausgleich drei Minuten später. RB-Innenverteidiger Dayot Upamecano stürmte bei einem Freistoß in den gegnerischen Strafraum, sein zweiter Schussversuch landete im Netz. Matheus Cunha vergab nach der Pause sogar noch eine Riesenchance gegen seinen Ex-Klub (48.). Danach wurde es für die Hertha schwer: Deyovaisio Zeefuik, zur Halbzeit eingewechselt, sah innerhalb von drei Minuten erst Gelb und schließlich Gelb-Rot. Leipzig mangelte es an Klarheit, dennoch gab es Chancen: Yussuf Poulsen vergab noch das 2:1, dann erzwang Willy Orban (Verteidiger) einen Strafstoß nach einem Foul von Cordoba (Stürmer). Marcel Sabitzer verwandelte und sicherte die Tabellenführung dank des Mini-Vorsprungs von einem Punkt vor dem FC Bayern.

Union Berlin - SC Freiburg 1:1 (1:1): 0:1 Vincenzo Grifo (34.), 1:1 Robert Andrich (36.)

Wenn zwei Mannschaften aufeinandertreffen, die für ihre Stabilität gerühmt werden, muss der Zuschauer ein torloses Remis befürchten. Die Berliner und Freiburger boten den 4500 Zuschauern aber zumindest eine kleine Show. Joel Pohjanpalo vergab zunächst einige Berliner Chancen. Freiburg erteilte dann eine Lehrstunde in Effizienz. Vincenzo Grifo, Bundesliga-Spieler mit Champions-League-Schusstechnik, erzielte das 1:0 feinfüßig, als er an den den Innenpfosten schoss und der Ball von dort über die Linie sprang. 110 Sekunden hielt die Führung, dann landete ein abgefälschter Distanzschuss von Robert Andrich im Freiburger Tor. Es ergaben sich im weiteren Verlauf Chancen auf beiden Seiten, doch am Ende siegte die Stabilität. Beide Teams einigten sich auf ein Unentschieden.

Mainz 05 - Borussia Mönchengladbach 2:3 (2:1): 0:1 Lars Stindl (15.), 1:1 und 2:1 Jean-Philippe Mateta (23./36.), 2:2 Jonas Hofmann (76./Elfmeter), 2:3 Matthias Ginter (83.)

Die Gladbacher hatten unter der Woche in der Champions League beim 2:2 einen Sieg gegen Inter Mailand vergeben. Das kann passieren. Gegen den punktlosen Tabellenletzten Mainz waren drei Punkte eigentlich Pflicht. Die Gladbacher gingen auch pflichtbeflissen durch ein Tor des ewigen Lars Stindl in Führung. Doch Mainz begehrte auf: Robin Quaison traf noch den Pfosten, Jean-Philippe Mateta stolperte den Ball über die Linie. Bestärkt vom Ausgleich griff Mainz weiter an. Wieder traf Mateta: Diesmal technisch fein per Drehschuss. Zuvor wägten sich die Mainzer im Glück, als ein Versuch von Patrick Herrmann auf der Latte landete. Nach der Pause verhinderte Yann Sommer das 1:3 durch Levin Öztunali, was durchaus verdient gewesen wäre - doch dann gelang Gladbach der Ausgleich durch Jonas Hofmann nach einem berechtigten Handelfmeter. Matthias Ginter köpfelte die Gladbacher sogar zum Sieg. Drei Punkte in einer englischen Woche - nach dem Wie wird später niemand mehr fragen.

Frage des Tages: Corona-positiv oder Corona-negativ? Das ist die Frage dieser Zeit. Die Pandemie rüttelt auch die Bundesliga ordentlich durcheinander. Mit Emre Can verpasst ein BVB-Spieler das Revierderby gegen Schalke 04. Auch Serge Gnabry durfte beim Bayern-Spiel gegen Frankfurt nicht mitwirken. Er fristet ein Dasein in Quarantäne nach einem positiven Test am Dienstag. Doch hat er das hässliche Virus überhaupt? Trainer Hansi Flick äußerte leichte Zweifel daran. Zwei Tests sowie ein Antigentest seien mittlerweile negativ gewesen, teilte der Trainer mit. "Es kann einer der wenigen Fälle sein, die falsch positiv waren", mutmaßte der Bayern-Trainer. Aber für Gnabrys Fall gilt, was in der gesamten Gesellschaft Gültigkeit hat: Lieber in Quarantäne und gesund, als unvorsichtig und infiziert.

Regelbefolger des Tages: Klatschpappen hatten die Fans von Union Berlin keine mitgebracht, so viel Anstand musste sein. Aber ansonsten plünderten die 4500 Anhänger, die gegen Freiburg ins Stadion durften, Küchenschränke und Spielzeugkisten. Sie brachten Rasseln, Tröten, Trommeln und sogar Topfdeckel mit, um die eigene Mannschaft vorwärts zu treiben. Der Grund: Es durften zwar Zuschauer ins Stadion, aber gesungen werden durfte nicht. Zudem mussten alle Zuschauer des gesamten Aufenthaltes im Stadion einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die Zuschauer blieben diszipliniert wie ein Gelb-Rot-gefährdeter Verteidiger.

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