Süddeutsche Zeitung

Bundesliga: Der 2. Spieltag:Werner trifft beim Comeback, Fehlstart für Leverkusen

Lesezeit: 3 min

Der Nationalstürmer erzielt direkt ein Tor für Leipzig, doch Köln sichert sich in Überzahl einen Punkt. Augsburg besiegt Bayer 04, Bremen gleicht mit der letzten Aktion aus.

Von Martin Schneider

Vor etwas mehr als zwei Jahren absolvierte Timo Werner sein letztes Bundesligaspiel, und seitdem ist viel passiert. Zum Beispiel hat man fast vergessen, dass Timo Werner ein ziemlich guter Bundesligastürmer war. Damals schoss er 28 Tore in der Saison, eine Spitzenquote. Doch Menschen vergessen schnell, vor allem im Fußball, und seitdem blieb vor allem hängen, dass Timo Werner beim FC Chelsea keine 28 Tore pro Saison geschossen hat.

Werner ist zudem ja nicht irgendein Spieler, Hansi Flick hat ihn in seiner Funktion als Bundestrainer zum ersten Angreifer erklärt, der in Katar das Tor-Problem der Nation lösen soll. Insofern lag bei seinem Startelf-Comeback in Leipzig eine gewisse Aufmerksamkeit auf ihm - und da hilft es natürlich, wenn man sofort trifft. Dass Werners 1:0 nur fiel, weil Kölns Torwart Marvin Schwäbe den Fernschuss unter seinem Arm durchrutschen ließ, wie es einem Bundesliga-Torwart eigentlich nicht passieren darf? Nachrangig, zumindest aus Sicht von Timo Werner.

Es war insgesamt ein ereignisreiches Spiel an einem ereignisreichen Spieltag. Zunächst wurde ein schönes Tor von Dani Olmo durch den Videoschiedsrichter kassiert, weil Zugang David Raum in der Entstehung den Ball mit der Hand führte. Nach Werners Tor glich für Köln Florian Dietz aus, der den spontan nach Dortmund abgewanderten Anthony Modeste ersetzen soll und in dieser Szene auch ersetzte.

Die kontroverseste Situation des Spiels ereignete sich aber kurz vor der Pause. Im Zweikampf zog Kölns Florian Kainz heftig am Trikot von Leipzigs Dominik Szoboszlai. Nach dem Schiedsrichterpfiff hob der Ungar den Ellbogen, bewegte ihn nach hinten - und traf dabei Kainz am Hals. Obwohl die Berührung nur leicht war, fiel Kainz auf den Boden, Schiedsrichter Benjamin Brand entschied auf Tätlichkeit und Rot.

In Unterzahl konterte Leipzig gegen die aufgerückten Kölner über Olmo, der Christopher Nkunku das 2:1 auflegte. Doch Mannschaften von Steffen Baumgart zeichnen sich durch Spielkultur aus, Köln wusste mit der Feldüberlegenheit etwas anzufangen und kam nach einem Eckball, den der eingewechselte Josko Gvardiol in eigene Tor abfälschte, zum verdienten Ausgleich.

Hertha hat Glück mit dem VAR

Die andere große Nachricht des Spieltages kam aus Berlin. Hertha BSC ist nicht von allem Fußballglück der Welt verlassen. Das war durchaus eine bemerkenswerte Meldung, denn nach dem Pokal-Aus in Braunschweig und der Auftaktniederlage bei Union deutete schon wieder viel auf eine unselige Saison hin.

Doch in der 90. Minute gegen Frankfurt legte Schiedsrichter Frank Willenborg eine Fünfzig-zu-Fünfzig-Entscheidung zu Gunsten der Berliner aus. Torwart Oliver Christensen hatte im Strafraum Rafael Borré berührt. Der Kolumbianer fiel, bekam zunächst den Elfmeter - ehe ihn Willenborg nach einem Blick auf den Fernsehschirm wieder zurücknahm. Es blieb beim 1:1. Suat Serdar hatte die in der ersten Halbzeit ansehnlich spielende Hertha in Führung gebracht, Daichi Kamada für die Eintracht ausgeglichen.

Burke trifft mit der letzten Aktion

In Bremen sah es früh nach der großen Werder-Party aus. Schon in der vergangenen Woche beim 2:2 in Wolfsburg überzeugte das Team von Trainer Ole Werner mit einem beschwingten Auftritt, und bereits nach vier Minuten köpfte Niclas Füllkrug im ersten Heimspiel nach dem Wiederaufstieg seine Mannschaft gegen den VfB Stuttgart in Führung. Bei den Schwaben dominiert aktuell Sasa Kalajdzic die Debatten.

Die Frage ist, ob der Österreicher noch vor dem Ende der Transferperiode am 1. September den Klub wechselt. Aus Stuttgarter Sicht müsste man sagen: besser nicht. Denn erst bereitete Kalajdzic den Ausgleich durch Wataru Endo vor, dann legte er dem durchgestarteten Silas das 2:1 mit einem wunderbaren Steilpass vor. Und als die Zeile "Kalajdzic schenkt Stuttgart zum Abschied einen Auswärtssieg" schon fertig war, gelang Bremen noch der Ausgleich. Mit der letzten Aktion des Spiels erzielte Oliver Burke das 2:2 für Bremen.

Hahn macht Leverkusens Fehlstart perfekt

Bayer Leverkusens Saison steht immer noch unter dem Eindruck der ersten Pokalrunde. Das Ausscheiden beim Drittligisten Elversberg passte nicht in den Plan des auf dem Transfermarkt verstärkten Champions-League-Teilnehmers. Eine Auftaktniederlage beim BVB ist dagegen isoliert betrachtet kein Drama - doch dann sollte man als Team mit Ambitionen umso dringlicher zu Hause gegen den FC Augsburg gewinnen. Nach der Führung durch Fredrik Jensen glich Charles Aranguiz noch vor der Pause aus - doch dann machte André Hahn das 2:1 und somit Leverkusen zum ersten Krisen-Team der Saison.

Hoffenheim dreht das Spiel gegen Bochum

In Sinsheim entwickelte sich ein munterer Sommerkick. Simon Zoller brachte den VfL Bochum mit einem Doppelpack in Führung, die TSG Hoffenheim kam relativ schnell durch Christoph Baumgartner und Ozan Kabak zurück, nach 23 Minuten stand es bereits 2:2. In der zweiten Halbzeit hatte Andrej Kramaric die erste große Chance, das Spiel zu drehen, doch Manuel Riemann hielt den gar nicht mal schlecht geschossenen Elfmeter. Es war schließlich Munas Dabbur, der nach einer Flanke von Sebastian Rudy Trainer André Breitenreiter drei Punkte sicherte. Bochum konnte sich in dem bestätigt fühlen, was sie beim VfL eh schon ahnen: Die Saison wird hart.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5639021
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.