Süddeutsche Zeitung

34. Spieltag der Bundesliga:Freiburg träumt fünf Minuten lang von der Champions League

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Der Sportclub hat für kurze Zeit Chancen auf die Königsklasse - doch Willi Orban sichert Leipzig die Millionen. Union spielt erstmals Europa League. Die Entscheidung um die Europapokalplätze.

Von Martin Schneider

Der SC Freiburg hat die erstmalige Teilnahme an der Champions League knapp verpasst. In einem dramatischen Finale fehlte dem Team von Christian Streich fünf Minuten lang nur ein Tor zur Qualifikation und den damit verbundenen mindestens 15 Millionen Euro. Doch ein Treffer von Leipzigs Willi Orban in der dritten Minute der Nachspielzeit zum 1:1 gegen Bielefeld sicherte den Sachsen Platz vier. Freiburg spielt zusammen mit Union Berlin in der Europa League, Köln nimmt an der Conference League teil. Der Kampf um die Plätze in der Chronologie.

Die Ausgangslage vor den Spielen

  • RB Leipzig, 57 Punkte - das Team mit der besten Ausgangssituation. Wegen der Tordifferenz von +35 reichte den Sachsen ein Punkt gegen Arminia Bielefeld, um die Champions League zu sichern.
  • SC Freiburg, 55 Punkte - hat bei Bayer Leverkusen eine schwierige Aufgabe, brauchte einen eigenen Sieg um die Champions-League-Option zu wahren.
  • Union Berlin, 54 Punkte - spielte zu Hause gegen Bochum und musste sich vor allem den 1. FC Köln vom Leib halten, um nicht in der Conference League zu landen. Da waren sie im vergangenen Jahr, diesmal soll es eine Etage höher gehen.
  • 1. FC Köln, 52 Punkte - hatte die schwierigste Aufgabe beim VfB Stuttgart, die um den Ligaverbleib spielten. Brauchte einen Sieg, um die Conference League gegen die Europa League zu tauschen.

1. Halbzeit

Die Duelle starteten mit einer Rede von Rudi Völler in Leverkusen. Der verabschiedete sich nach Jahrzehnten in der Bundesliga mit den Worten "Vielen Dank, euer Rudi". Zumindest hat er ab jetzt keine offizielle Rolle mehr, wird aber natürlich immer in seiner Funktion als Rudi Völler präsent sein können. Sportlich rührte sich Union Berlin als Erster. Grisha Prömel köpfte in seinem letzten Spiel für die Köpenicker zur Führung ein.

Es folgte eine der Szenen des Spieltages: Der Kölner Torwart Marwin Schwäbe hielt einen Elfmeter des Stuttgarter Hünen Sasa Kalajdzic stark - nur um sich vom Österreicher die direkt folgende Ecke reinköpfen zu lassen. Vorteil Union. Und in Bielefeld überraschte, dass Leipzig den Ostwestfalen oft den Ball überließ - und Christopher Nkunku dennoch das 1:0 verpasste, nachdem er Torhüter Stefan Ortega schon umkurvt hatte.

Noch mehr Vorteil für Union. Taiwo Awoniyi verwandelte souverän einen Handelfmeter, Robert Tesche hatte sich zuvor mit dem Arm in einen Schuss geworfen. Unstrittig. Bielefeld kämpfte derweil weiter tapfer gegen den Favoriten aus Leipzig und hielt das 0:0 - und in Leverkusen köpfte Freiburgs Lucas Höler gegen den Außenpfosten.

In Bielefeld wurde Torhüter Ortega mehr und mehr zum Mann des Spiels - er verhinderte erneut die Leipziger Führung mit einer Klasseparade gegen Nkunku. Auch in Stuttgart stand der Torwart im Fokus: Dort verhinderte Schwäbe mehrfach eine höhere Stuttgarter Führung. Zur Pause war also noch alles offen - was vor allem den Leipzigern nicht gefallen konnte.

2. Halbzeit

Was den Leipzigern gefiel: Die erste Meldung der zweiten Hälfte aus Leverkusen. Stürmer Patrik Schick setzte sich stark gegen den Bald-Dortmunder Nico Schlotterbeck durch, passte im richtigen Moment quer zu Lucas Alario, der an Mark Flekken vorbei zur Bayer-Führung schob. Plötzlich hatte Leipzig ein Drei-Tore-Polster auf die Champions League - ohne irgendwie selbst zu glänzen. Kurz darauf traf Paulinho noch den Außenpfosten - Leverkusen war die bestimmende Mannschaft. An der Alten Försterei verkürzte derweil Simon Zoller für den VfL gegen Union.

Stichwort Torhüter: Während Schwäbe für Köln alles hielt, patzte Stuttgarts Florian Müller. Eine Flanke von Florian Kainz flutschte dem Schlussmann durch die Finger - Anthony Modeste verwertete per Kopf den Fehler zum Ausgleich.

Stichwort "fahrige Leipziger": Plötzlich führte Bielefeld und das nicht unverdient. Einen Schuss von Robin Hack parierte Peter Gulacsi noch stark, doch Janni Serra drückte den abgewehrten Ball mit der Brust über die Linie. Hallo, Freiburg? Sollte man das nicht vielleicht ausnutzen? Erstmal sorgte Bochum für Spannung. Eduard Löwen schlenzte den Ausgleich herbei - plötzlich war Köln nur noch ein Tor von der Europa League entfernt.

Und Freiburg? Da war mittlerweile Superjoker Nils Petersen im Spiel, Trainer Christian Streich trieb seine Mannschaft sowieso an, der eingewechselte Ermedin Demirović hatte eine gute Chance - und dann war plötzlich Janik Haberer da. In der 88. Minute knallte er den Ball zum 1:1 ins Tor. Und danach glaubte Freiburg an seine Champions-League-Chance, es fehlte ja nur noch ein Treffer: Jonathan Schmid schoss am Tor vorbei, Philipp Lienhart köpfte nach einer Ecke knapp drüber. Zwischenzeitlich verhinderte der Pfosten wiederum die Leverkusener Führung. Es wurde wild - sollte es wirklich klappen für den Sportclub? Die Champions-League-Hymne in Freiburg? Christian Streich gegen Real Madrid?

Die Antwort: Nein. Willi Orban sorgte mit dem Ausgleich für Leipzig in der 93. Minute für Jubel und Millionen bei den Sachsen. Dass Leverkusen noch das 2:1 erzielte war danach ebenso egal wie die Unioner Führung gegen Bochum. Es änderte nichts mehr. Und das späte Stuttgarter Tor gegen Köln war dann auch und vor allem für den VfB Stuttgart wichtig. Freiburg kann übrigens noch Pokalsieger werden. Gegner wird RB Leipzig sein.

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