Süddeutsche Zeitung

Australian Open:Julia Görges' neue Lust

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Es ist ihr bestes Resultat bei einem Grand-Slam-Turnier seit zwei Jahren: Julia Görges steht bei den Australian Open in der dritten Runde und zeigt, dass sie sich nicht mehr selber im Weg steht. Auch Carina Witthöft erregt Aufsehen.

Von Gerald Kleffmann, Melbourne

Wenn Julia Görges einen Platz betritt, dann weiß sie, dass sie nicht nur gegen eine Gegnerin auf der anderen Seite des Netzes spielt, sondern auch gegen zwei Personen auf ihrer Seite. Es gibt da zum einen jene Julia Görges, die Tennis spielen kann wie im ersten und dritten Satz gegen Klara Koukalova. Da diktierte sie die Ballwechsel, wagte Abschlüsse mit ihrer weit ausgeholten Vorhand, die auch glückten. Im zweiten Satz versuchte die 26-Jährige ihrer Linie treu zu bleiben, doch 29 Fehler bei nur 13 der Tschechin waren eindeutig zu viel.

Das war die andere Julia Görges, jene, die in den vergangenen zwei Jahren zu oft die Oberhand hatte, die dafür sorgte, dass die frühere Weltranglisten-16. sich nun jenseits der Top 70 befindet. "Ich habe da an Intensität verloren, schwups, war der Satz weg", resümierte Görges nach dem 6:3, 4:6, 6:2-Sieg und lächelte selig. Ist ja noch mal gut gegangen, ihre zweite Runde bei den Australian Open.

Görges hat damit schon ihr bestes Abschneiden bei einem Grand-Slam-Turnier seit den Australian Open 2013 erzielt, klar, dass sie "erst mal froh" darüber war. "Meine Qualität war nicht ganz so hoch wie im ersten Match", erkannte sie, doch angesichts der Tatsache, dass ja die großen Drei, Angelique Kerber, Andrea Petkovic und Sabine Lisicki, nicht mal den Auftakt überstanden, steht sie passabel da im deutschen Lager.

Ihr dritter Achtelfinal-Einzug in Melbourne ist nun möglich, weil sie zurzeit einfach wieder aggressives Frauentennis bietet und sich nebenbei von dem speziellen Turnier auf der anderen Seite der Erde inspiriert fühlt. "Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung. Ich fühle mich hier einfach sehr wohl, es ist mein Lieblings-Grand-Slam", versicherte sie. Dass sie überdies wieder in einem der drei großen Stadien spielen durfte - diesmal war es die 7500 Zuschauer fassende Margaret-Court-Arena - passte zu ihrer bislang gelungenen Woche.

Eine der wenigen anderen deutschen Frauen, die mehr als überraschte, ist Carina Witthöft. Die 19-Jährige aus Wentorf bei Hamburg, deren Eltern zwei Tennisanlagen bei Hamburg betreiben, betrat zeitgleich mit Görges Court 6, nach sagenhaften 49 Minuten verließ sie ihn schon wieder, nicht ohne Kindern am Rande Autogramme auf riesengroße gelbe Filzbälle zu schreiben. Das 6:3, 6:0 gegen Christina McHale (USA) bedeutete erstmals den Drittrunden-Einzug bei einem Grand-Slam-Turnier. "Ich kann es kaum glauben", sagte Witthöft, aber dann tat sie es doch und erklärte ziemlich schlüssig, wie sie als erste Deutsche an diesem Mittwoch gesiegt hatte. "Ich habe einfach versucht, mein Spiel durchzuziehen", sagte sie. Und dieses Durchziehen hat dann auch prächtig geklappt.

18 Mal haute sie die Bälle von der Grundlinie so hart in die Ecken oder an die Linie, dass McHale, 54. in der Weltrangliste und damit genau 50 Plätze vor Witthöft, nicht mal mehr die Möglichkeit hatte, den Ball zu berühren mit dem Schläger. 13 Fehler wiederum sind auch verzeihlich bei insgesamt 50 gewonnenen Punktens seitens Witthöft, die nun gegen Irina-Camelia Begu aus Rumänien spielen muss; die Rumänin hatte in der ersten Runde Angelique Kerber, die an Nummer neun gesetzte Deutsche, in drei Sätzen bezwungen. Görges trifft nun auf Lucie Hradecka aus Tschechien.

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