Alle Wetter
Strandurlaub in Deutschland
Für Sommerurlauber gilt nach wie vor das ungeschriebene Reisegesetz: der Sonne hinterher. Die liegt bekanntlich im Süden, und darum brutzeln die meisten Deutschen in ihren Sommerferien an den Badewannen südeuropäischer Strände – bis auf die Hellhäutigen, die das Strandleben deutscher Küste zu schätzen wissen. Links die Nordsee, rechts die Ostsee und dazwischen jede Menge Vorurteile: zu regnerisch, zu stürmisch, zu kalt, viel zu oft Ebbe und dazu mundfaule Küstenbewohner, die Krabben puhlen und Lakritze essen.
Die Realität ist natürlich eine andere: Strandurlaub in der Heimat ist die einfachste Art, sich beim entspannten Sonnenbaden zu erholen – und ist angesichts anhaltender Hitzewellen Südeuropa vorzuziehen. Hat man erst einmal in Deutschlands größter Sandkiste in St. Peter-Ording eine Burg am weitläufigen Strand gebuddelt, wird man sich garantiert nie wieder in Bibione neben einen unbekannten Handtuchnachbarn quetschen. Die blau-weiß gestreiften Strandkörbe in Heiligendamm sind die beste Erfindung, um sich geschützt vor Wind und Regen mit seiner Urlaubslektüre gemütlich zurückziehen zu können. Und beim Spazierengehen auf kilometerlangen Deichen genießt man Seite an Seite mit einem nachdenklich in die Ferne schauenden Schaf den Sonnenuntergang.
Zwischen eingefleischten Nord- und Ostseeliebhabern herrscht dennoch eine Art Glaubenskrieg: Wo ist es denn jetzt schöner? An der wildbrausenden Nordsee, wo sich zwei Mal täglich sehr eindrucksvoll das Wasser zurückzieht? Oder an der ruhigen Ostsee, die von Kritikern verächtlich nur als „Pfütze“ bezeichnet wird? Ist eine Wattwanderung nun erholsamer als textilfreies Sonnen am FKK-Strand? Erst ein betrunkener Bürgermeister, der der Fantasie des feinsinnigen Loriot entsprungen ist, unterstreicht im Film „Pappa ante Portas“ die Schönheit der gesamten Küstenregion, als er sich bei der Familienfeier an die schrullige Tante wendet mit den Worten: „Hedwig, du bist das Schärfste, das mir jemals zwischen Heringsdorf und Borkum begegnet ist.“
Besser kann es doch kaum laufen: Mit ein bisschen organisiertem Küsten-Hopping verbringt man einfach den gesamten Sommer in Deutschland am Strand. Länder wie Österreich, Luxemburg oder die Slowakei können da eigentlich nur neidisch werden. Und falls sich doch mal ein Tag Schietwetter einschieben sollte, bleibt immer noch ein blau-weiß gestreifter Strandkorb.