S-Bahn München in Zahlen

Nehmen Sie lieber einen Zug früher

Das SZ-Datenteam hat ausgewertet, wie oft der Streckenagent der Bahn vor Störungen, Ausfällen und anderen Unannehmlichkeiten warnt - und welche Linien und Bahnhöfe besonders oft genannt werden.

27. Mai 2022 - 6 Min. Lesezeit

#S6 #Ebersberg: Defektes Stellwerk zwischen #Zorneding und #Ebersberg(Oberbay). Streckenabschnitt ist derzeit nicht befahrbar Ersatzverkehr mit Bussen zw. #Zorneding und #Ebersberg(Oberbay) eingerichtet. Bitte rechnen Sie mit Verspätungen in beide Richtungen und Teilausfällen.

#S1 #Freising/#Flughafen: Reparatur an einem Signal im Raum #Freising. Bis zu 15 Minuten Verspätung in beide Richtungen. Teilausfälle möglich.

#Hohe Streckenauslastung zw. #München-Pasing und #München Ost sowie mehrere vorangegangene Störungen im S-Bahn Netz München. Verzögerungen von 5 bis 10 Minuten und Teilausfälle.

Dies ist nur eine Auswahl der Betriebsstörungen der Münchner S-Bahn aus den vergangenen Tagen - kurz vor ihrem runden Geburtstag am 28. Mai.

Verspätungen hat es in den 50 Jahren, in denen sie durch das MVV-Netz fährt, immer gegeben. Doch zuletzt war der Ärger bei den Fahrgästen besonders groß. Im vergangenen Jahr kamen lediglich 92,7 Prozent der Züge pünktlich. Fast jede zehnte S-Bahn trudelte also mit Verspätung ein.

Während vor der Corona-Pandemie jedes Jahr mehr als 700 Millionen Passagiere den MVV nutzten, waren es im vergangenen Jahr lediglich 449 Millionen – trotzdem waren die S-Bahnen genauso oft unpünktlich. 2021 kam es an 246 Tagen zu einer Beeinträchtigung, nur an 119 Tagen rollten die Züge störungsfrei. Das ergibt eine Recherche des SZ-Datenteams, das die Informationen zur Betriebslage ausgewertet hat, die die S-Bahn unter dem Namen Streckenagent_M über den Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlicht.

Dabei zählte die SZ auch, welche Ursachen an wie vielen Tagen vom Streckenagenten der Bahn genannt wurden und wozu diese führten - zu den Unworten jeder Pendlerin und jedes Pendlers: Verspätungen und Ausfälle.

An drei Tagen meldete der Streckenagent im Jahr 2021 einen Unfall.

An 67 Tagen wurde ein Streckenabschnitt gesperrt und die Fahrgäste mussten auf dem Bahnsteig ausharren oder auf andere Verkehrsmittel umsteigen.

An 82 Tagen musste die Polizei eingreifen oder ein Ärzteteam helfen.

An 88 Tagen betraf die Verspätung nicht nur eine S-Bahn-Linie, sondern die Stammstrecke und verärgerte damit besonders viele Passagiere.

An 232 Tagen kam es nicht nur zu einer Verspätung, sondern zu (Teil-)Ausfällen von Zügen.

Diese Zahl der Ausfälle deckt sich mit der Zahl der gemeldeten Störungen: An 233 Tagen funktionierten Weichen, Signale oder andere Schwachstellen im Zugnetz nicht wie sie sollten.

Das führte zwangsläufig zu dem Signalwort, das S-Bahnpassagiere weder lesen noch hören wollen und mit dem sie doch an 241 Tagen klarkommen mussten: Verspätung.

An drei Tagen meldete der Streckenagent im Jahr 2021 einen Unfall.

An 67 Tagen wurde ein Streckenabschnitt gesperrt und die Fahrgäste mussten auf dem Bahnsteig ausharren oder auf andere Verkehrsmittel umsteigen.

An 82 Tagen musste die Polizei eingreifen oder ein Ärzteteam helfen.

An 88 Tagen betraf die Verspätung nicht nur eine S-Bahn-Linie, sondern die Stammstrecke und verärgerte damit besonders viele Passagiere.

An 232 Tagen kam es nicht nur zu einer Verspätung, sondern zu (Teil-)Ausfällen von Zügen.

Diese Zahl der Ausfälle deckt sich mit der Zahl der gemeldeten Störungen: An 233 Tagen funktionierten Weichen, Signale oder andere Schwachstellen im Zugnetz nicht wie sie sollten.

Das führte zwangsläufig zu dem Signalwort, das S-Bahnpassagiere weder lesen noch hören wollen und mit dem sie doch an 241 Tagen klarkommen mussten: Verspätung.

Die SZ wertete auch aus, in welchen Monaten der Streckenagent am aktivsten sein musste - und in welchen es am wenigsten Meldungen gab. Dies bestätigt das Vorurteil vieler Münchnerinnen und Münchner: Sinken die Temperaturen, steigen die Probleme bei der S-Bahn.

Am zufriedensten dürften die Passagiere noch im August gewesen sein (außer sie verpassten wegen einer verspäteten S-Bahn ihren Anschlusszug oder Flug).

In dem Monat - zur bayerischen Hauptferienzeit - veröffentlichte die S-Bahn lediglich 51 Tweets, in denen Störungen oder deren Ende gemeldet wurden. Im November dagegen waren es 401 Infos.

In dem Monat - zur bayerischen Hauptferienzeit - veröffentlichte die S-Bahn lediglich 51 Tweets, in denen Störungen oder deren Ende gemeldet wurden. Im November dagegen waren es 401 Infos.

In dem Herbstmonat war die S-Bahn gar so unpünktlich wie seit mindestens zehn Jahren nicht, so die Erkenntnisse der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Die Ursachen waren vielfältig: Weichen-, Stellwerk-, Signal-, Fahrzeug- und Türstörungen, durchtrennte Kabel bei Bauarbeiten, Ausfälle des Stellwerks München Ost, Personalengpässe wegen Corona.

Kurz darauf beschwerte sich sogar der Münchner Tarif- und Verkehrsverbund bei der Bahn, Oberbürgermeister Dieter Reiter nannte die Unzuverlässigkeit "fatal".

Fatal ist die Lage nicht nur im Herbst, sondern auch im Winter. Gleise frieren ein, schwerer Schnee bricht Äste ab, die auf Oberleitungen stürzen - und die Münchnerinnen und Münchner zittern an Bahnsteigen und kommen häufig zu spät.

Vor allem Fahrgäste, die auf die S8 (Herrsching-Flughafen München), die S2 (Petershausen/Altomünster - Erding) oder die S1 (Freising/Flughafen - Leuchtenbergring) angewiesen sind, nehmen wohl inzwischen lieber einen Zug früher: Diese Linien werden an besonders vielen Tagen im Jahr erwähnt.

Vor allem Fahrgäste, die auf die S8 (Herrsching-Flughafen München), die S2 (Petershausen/Altomünster - Erding) oder die S1 (Freising/Flughafen - Leuchtenbergring) angewiesen sind, nehmen wohl inzwischen lieber einen Zug früher: Diese Linien werden an besonders vielen Tagen im Jahr erwähnt.

Doch die einzelnen Stationen, die in den Störwarnungen genannt werden, sind nicht über alle Strecken gleichmäßig verteilt. Häufig kommen zwei Bahnhöfe vor: Wie einst die Torwächter an der Stadtmauer rund ums Münchner Zentrum wirken die beiden Stationen Pasing und Ostbahnhof auf dem Streckenplan, denn zwischen ihnen verläuft der dicke Strang der Stammstrecke: Fast alle Bahnen müssen durch diesen zentralen Engpass.

Die Münchner Stammstrecke ist mit etwa je 30 Zügen pro Stunde nach Osten und nach Westen die meistbefahrene zweigleisige Bahnstrecke in Deutschland - das ganze MVV-System ist gar das meistbefahrene in Europa.

Das macht die Stammstrecke störanfällig; die zweite Stammstrecke wird frühestens Ende der 2020er-Jahre Entlastung bringen.

Kein Wunder, dass Pasing und Ostbahnhof besonders häufig in den Tweets des Streckenagenten auftauchen. Wer kennt sie nicht, die Durchsage: “Wegen der technischen Störung fahren die S-Bahnen derzeit nur zwischen Ostbahnhof und Pasing” oder “Aufgrund eine Unfalls in XY kommt es zu Verspätungen aller Linien in Richtung Pasing”. Wird also eine der 150 S-Bahn-Stationen vom Streckenagenten erwähnt, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass die Störung direkt dort aufgetreten ist.

An 102 Tagen twitterte die Bahn etwas zum Ostbahnhof, an 83 Tagen zu Pasing.

Endhaltestellen werden häufig genannt, etwa Freising (S1), Erding (S2) und Ebersberg (S4 und S6) - auch wenn sich die Störung oft an anderer Stelle auf ihrer Linie ereignete.

Die Station Laim schafft es ebenfalls in die Top Ten der meist erwähnten Bahnhöfe, schließlich schwenken hier die Linien S2 und S1 auf die Stammstrecke ein.

Auffällig ist, dass sechs der meist erwähnten Bahnhöfe auf der Strecke der S1 liegen.

Ohne die Stammstrecken-Stationen sind es noch Freising, Neufahrn und Feldmoching; Oberschleißheim und Moosach folgen gleich auf Rang elf und zwölf.

An 102 Tagen twitterte die Bahn etwas zum Ostbahnhof, an 83 Tagen zu Pasing.

Endhaltestellen werden häufig genannt, etwa Freising (S1), Erding (S2) und Ebersberg (S4 und S6) - auch wenn sich die Störung oft an anderer Stelle auf ihrer Linie ereignete.

Die Station Laim schafft es ebenfalls in die Top Ten der meist erwähnten Bahnhöfe, schließlich schwenken hier die Linien S2 und S1 auf die Stammstrecke ein.

Auffällig ist, dass sechs der meist erwähnten Bahnhöfe auf der Strecke der S1 liegen.

Ohne die Stammstrecken-Stationen sind es noch Freising, Neufahrn und Feldmoching; Oberschleißheim und Moosach folgen gleich auf Rang elf und zwölf.

Auf dieser hoch frequentierten Route bremsen sich die S-Bahnen nach Freising und zum Flughafen sowie Regionalzüge nach Landshut und Regensburg und auch Güterverkehr aus.

Nach der Eröffnung der zweiten Stammstrecke könnte es hier noch voller sein, wird keine Lösung für einen Ausbau gefunden: Voraussichtlich von 2028 an soll eine Express-Linie S21X stündlich von Freising weiter über Moosburg bis Landshut fahren - und die Stadt in Niederbayern zu einer neuen Münchner Endhaltestelle werden.

Team
Text Katja Schnitzler, Lisa Sonnabend
Infografik Jonas Jetzig
Daten Markus Hametner
Digitales Storytelling Katja Schnitzler, Lisa Sonnabend
Redaktion David Costanzo, Oliver Schnuck, Marie-Louise Timcke