S-Bahn München in Zahlen
Nehmen Sie lieber einen Zug früher
#S6 #Ebersberg: Defektes Stellwerk zwischen #Zorneding und #Ebersberg(Oberbay). Streckenabschnitt ist derzeit nicht befahrbar Ersatzverkehr mit Bussen zw. #Zorneding und #Ebersberg(Oberbay) eingerichtet. Bitte rechnen Sie mit Verspätungen in beide Richtungen und Teilausfällen.
#Hohe Streckenauslastung zw. #München-Pasing und #München Ost sowie mehrere vorangegangene Störungen im S-Bahn Netz München. Verzögerungen von 5 bis 10 Minuten und Teilausfälle.
Dies ist nur eine Auswahl der Betriebsstörungen der Münchner S-Bahn aus den vergangenen Tagen - kurz vor ihrem runden Geburtstag am 28. Mai.
Verspätungen hat es in den 50 Jahren, in denen sie durch das MVV-Netz fährt, immer gegeben. Doch zuletzt war der Ärger bei den Fahrgästen besonders groß. Im vergangenen Jahr kamen lediglich 92,7 Prozent der Züge pünktlich. Fast jede zehnte S-Bahn trudelte also mit Verspätung ein.
Während vor der Corona-Pandemie jedes Jahr mehr als 700 Millionen Passagiere den MVV nutzten, waren es im vergangenen Jahr lediglich 449 Millionen – trotzdem waren die S-Bahnen genauso oft unpünktlich. 2021 kam es an 246 Tagen zu einer Beeinträchtigung, nur an 119 Tagen rollten die Züge störungsfrei. Das ergibt eine Recherche des SZ-Datenteams, das die Informationen zur Betriebslage ausgewertet hat, die die S-Bahn unter dem Namen Streckenagent_M über den Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlicht.
Dabei zählte die SZ auch, welche Ursachen an wie vielen Tagen vom Streckenagenten der Bahn genannt wurden und wozu diese führten - zu den Unworten jeder Pendlerin und jedes Pendlers: Verspätungen und Ausfälle.
Die SZ wertete auch aus, in welchen Monaten der Streckenagent am aktivsten sein musste - und in welchen es am wenigsten Meldungen gab. Dies bestätigt das Vorurteil vieler Münchnerinnen und Münchner: Sinken die Temperaturen, steigen die Probleme bei der S-Bahn.
Am zufriedensten dürften die Passagiere noch im August gewesen sein (außer sie verpassten wegen einer verspäteten S-Bahn ihren Anschlusszug oder Flug).
In dem Herbstmonat war die S-Bahn gar so unpünktlich wie seit mindestens zehn Jahren nicht, so die Erkenntnisse der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Die Ursachen waren vielfältig: Weichen-, Stellwerk-, Signal-, Fahrzeug- und Türstörungen, durchtrennte Kabel bei Bauarbeiten, Ausfälle des Stellwerks München Ost, Personalengpässe wegen Corona.
Kurz darauf beschwerte sich sogar der Münchner Tarif- und Verkehrsverbund bei der Bahn, Oberbürgermeister Dieter Reiter nannte die Unzuverlässigkeit "fatal".
Fatal ist die Lage nicht nur im Herbst, sondern auch im Winter. Gleise frieren ein, schwerer Schnee bricht Äste ab, die auf Oberleitungen stürzen - und die Münchnerinnen und Münchner zittern an Bahnsteigen und kommen häufig zu spät.
Doch die einzelnen Stationen, die in den Störwarnungen genannt werden, sind nicht über alle Strecken gleichmäßig verteilt. Häufig kommen zwei Bahnhöfe vor: Wie einst die Torwächter an der Stadtmauer rund ums Münchner Zentrum wirken die beiden Stationen Pasing und Ostbahnhof auf dem Streckenplan, denn zwischen ihnen verläuft der dicke Strang der Stammstrecke: Fast alle Bahnen müssen durch diesen zentralen Engpass.
Die Münchner Stammstrecke ist mit etwa je 30 Zügen pro Stunde nach Osten und nach Westen die meistbefahrene zweigleisige Bahnstrecke in Deutschland - das ganze MVV-System ist gar das meistbefahrene in Europa.
Das macht die Stammstrecke störanfällig; die zweite Stammstrecke wird frühestens Ende der 2020er-Jahre Entlastung bringen.
Kein Wunder, dass Pasing und Ostbahnhof besonders häufig in den Tweets des Streckenagenten auftauchen. Wer kennt sie nicht, die Durchsage: “Wegen der technischen Störung fahren die S-Bahnen derzeit nur zwischen Ostbahnhof und Pasing” oder “Aufgrund eine Unfalls in XY kommt es zu Verspätungen aller Linien in Richtung Pasing”. Wird also eine der 150 S-Bahn-Stationen vom Streckenagenten erwähnt, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass die Störung direkt dort aufgetreten ist.
Auf dieser hoch frequentierten Route bremsen sich die S-Bahnen nach Freising und zum Flughafen sowie Regionalzüge nach Landshut und Regensburg und auch Güterverkehr aus.
Nach der Eröffnung der zweiten Stammstrecke könnte es hier noch voller sein, wird keine Lösung für einen Ausbau gefunden: Voraussichtlich von 2028 an soll eine Express-Linie S21X stündlich von Freising weiter über Moosburg bis Landshut fahren - und die Stadt in Niederbayern zu einer neuen Münchner Endhaltestelle werden.