Gerhard, der Große

"Wenn es überhaupt eine gute Idee gibt, dann die Idee der Skepsis gegenüber allen guten Ideen."

Stationen aus 80 Jahren Gerhard Polt - und einige seiner besten Zitate.

6. Mai 2022 - 4 Min. Lesezeit

"Das Wort 'Toleranz' ist kein deutsches Wort. Es ist ein Fremdwort. Und 'tolerieren', 'etwas tolerieren' bedeutet so viel wie 'etwas aushalten'. Also wenn früher mal wer gefoltert worden ist, dann war der tolerant."

Noch ein letzter Espresso am Strand, dann gibt es endlich wieder Filterkaffee: Polts Urlaubersatire „Man spricht deutsh“ (1988) wurde zum Klassiker des Fremdschämens.

"Wir hamma heuer mal so eine Weltreise g'macht. Aber ich sag's Ihnen gleich wia's is: da fahrma nimmer hin."

Zwischen sehr viel Knofe (hochdeutsch: Knoblauch) und gehäkelten Topflappen: Gerhard Polt ganz bodenständig in seiner Küche (1984). Das Engstirnige war bei ihm zwar Programm, aber nur auf der Bühne. Da gibt er den intoleranten Deutschen, für den Zuhause das einzig Wahre und die einzige Wahrheit ist.

„D'Anni hat gsagt, dass diese Frau Mittermeier, dass die also nachtragend is, des, sagt sie, des vergisst sie ihr nie.“

Polt ist sehr treu, besonders der Frau an seiner satirischen Seite: Gisela Schneeberger spielte mit ihm nicht nur in Filmen wie „Kehraus“ (1983) oder „Germanikus“ (2004), sondern auch in Sketch-Serien, etwa im „Scheibenwischer“ von Dieter Hildebrandt oder „Fast wia im richtigen Leben“. Die bissige Sendung lief von 1979 bis 1988 in der ARD.

„Wir haben keinerlei Meinung, aber die dürfen wir überall und frei äußern.“

Das freie Äußern trifft zu – doch weder der Biermösl Blosn noch Gerhard Polt kann man vorwerfen, sich keine eigene Meinung zu bilden. Der Kabarettist ergänzte auf der Bühne jahrelang die bissigen Liedtexte der Brüder Christoph, Hans und Michael Well.

„Ich bin eine Zeit lang in Altötting aufgewachsen, was sehr günstig ist, wenn man Komiker werden will.“

Auch auf den Umgang mit Schneemassen hat ihn die frühe Kindheit in Altötting bis 1951 offenbar vorbereitet, auch wenn seine Familie neun Jahre nach seiner Geburt wieder nach München zog.

„Gott sei Dank ist es ein Geheimnis, warum Humor und Satire funktionieren.“

Hauptsache, die Mischung stimmt: Gerhard Polt tat sich auch mit Künstlern zusammen, die nur auf den ersten Blick nicht zur bayerischen Satire passen. Sänger Campino und die Toten Hosen hatte Polt 1986 bei Protesten gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf kennengelernt. Auf dem Hosen-Album „Auf dem Kreuzzug ins Glück“ ist ein Klassiker von Polt und den Biermösl Blosn zu finden: Willi, ein Verlierer.

"Gemütlichkeit, das ist die Relation aus Zeit, Geld und Bier."

Hauptsache gemütlich? Nicht bei Gerhard Polt, der stets über Bayerns Tellerrand hinausblickt. 2002 verkaufte er in München Bier mit der Aufschrift „Poltator“. Der Erlös dieser Aktion kam einem Kinderheim in Tschernobyl zugute.

"Wir brauchen keine Opposition, weil wir sind schon Demokraten."

Gemeinderatssitzung? Nicht ganz. Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder und Gerhard Polt auf einem Bild. Polt bekam einen „Stern der Satire“.

„Ich bezeichne mich am liebsten gar nicht. Das überlasse ich anderen. Ob Komiker, Kabarettist oder Komödiant - das ist mir eigentlich wurscht.“

Im Oktober 2021 erhält Gerhard Polt den Bayerischen Verdienstorden von Ministerpräsident Markus Söder.

„Die Zeiten für Satire sind immer gut. Sie stirbt nicht, solange der Mensch menschelt.“

Am 7. Mai 2022 wird Gerhard Polt 80 Jahre alt – und schaut weiter ganz genau auf das menschelnde Miteinander. Vor allem, aber nicht nur in Bayern.

Gerhard, der Große

"Wenn es überhaupt eine gute Idee gibt, dann die Idee der Skepsis gegenüber allen guten Ideen."

Stationen aus 80 Jahren Gerhard Polt - und einige seiner besten Zitate.

"Das Wort 'Toleranz' ist kein deutsches Wort. Es ist ein Fremdwort. Und 'tolerieren', 'etwas tolerieren' bedeutet so viel wie 'etwas aushalten'. Also wenn früher mal wer gefoltert worden ist, dann war der tolerant."

Noch ein letzter Espresso am Strand, dann gibt es endlich wieder Filterkaffee: Polts Urlaubersatire „Man spricht deutsh“ (1988) wurde zum Klassiker des Fremdschämens.

"Wir hamma heuer mal so eine Weltreise g'macht. Aber ich sag's Ihnen gleich wia's is: da fahrma nimmer hin."

Zwischen sehr viel Knofe (hochdeutsch: Knoblauch) und gehäkelten Topflappen: Gerhard Polt ganz bodenständig in seiner Küche (1984). Das Engstirnige war bei ihm zwar Programm, aber nur auf der Bühne. Da gibt er den intoleranten Deutschen, für den Zuhause das einzig Wahre und die einzige Wahrheit ist.

„D'Anni hat gsagt, dass diese Frau Mittermeier, dass die also nachtragend is, des, sagt sie, des vergisst sie ihr nie.“

Polt ist sehr treu, besonders der Frau an seiner satirischen Seite: Gisela Schneeberger spielte mit ihm nicht nur in Filmen wie „Kehraus“ (1983) oder „Germanikus“ (2004), sondern auch in Sketch-Serien, etwa im „Scheibenwischer“ von Dieter Hildebrandt oder „Fast wia im richtigen Leben“. Die bissige Sendung lief von 1979 bis 1988 in der ARD.

„Wir haben keinerlei Meinung, aber die dürfen wir überall und frei äußern.“

Das freie Äußern trifft zu – doch weder der Biermösl Blosn noch Gerhard Polt kann man vorwerfen, sich keine eigene Meinung zu bilden. Der Kabarettist ergänzte auf der Bühne jahrelang die bissigen Liedtexte der Brüder Christoph, Hans und Michael Well.

„Ich bin eine Zeit lang in Altötting aufgewachsen, was sehr günstig ist, wenn man Komiker werden will.“

Auch auf den Umgang mit Schneemassen hat ihn die frühe Kindheit in Altötting bis 1951 offenbar vorbereitet, auch wenn seine Familie neun Jahre nach seiner Geburt wieder nach München zog.

„Gott sei Dank ist es ein Geheimnis, warum Humor und Satire funktionieren.“

Hauptsache, die Mischung stimmt: Gerhard Polt tat sich auch mit Künstlern zusammen, die nur auf den ersten Blick nicht zur bayerischen Satire passen. Sänger Campino und die Toten Hosen hatte Polt 1986 bei Protesten gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf kennengelernt. Auf dem Hosen-Album „Auf dem Kreuzzug ins Glück“ ist ein Klassiker von Polt und den Biermösl Blosn zu finden: Willi, ein Verlierer.

"Gemütlichkeit, das ist die Relation aus Zeit, Geld und Bier."

Hauptsache gemütlich? Nicht bei Gerhard Polt, der stets über Bayerns Tellerrand hinausblickt. 2002 verkaufte er in München Bier mit der Aufschrift „Poltator“. Der Erlös dieser Aktion kam einem Kinderheim in Tschernobyl zugute.

"Wir brauchen keine Opposition, weil wir sind schon Demokraten."

Gemeinderatssitzung? Nicht ganz. Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder und Gerhard Polt auf einem Bild. Polt bekam einen „Stern der Satire“.

„Ich bezeichne mich am liebsten gar nicht. Das überlasse ich anderen. Ob Komiker, Kabarettist oder Komödiant - das ist mir eigentlich wurscht.“

Im Oktober 2021 erhält Gerhard Polt den Bayerischen Verdienstorden von Ministerpräsident Markus Söder.

„Die Zeiten für Satire sind immer gut. Sie stirbt nicht, solange der Mensch menschelt.“

Am 7. Mai 2022 wird Gerhard Polt 80 Jahre alt – und schaut weiter ganz genau auf das menschelnde Miteinander. Vor allem, aber nicht nur in Bayern.

Team
Text Katja Schnitzler, Patrick Wehner
Digitales Storytelling Katja Schnitzler