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Wahlen in Großbritannien:May zu Brexit: "Kein Deal ist besser als ein schlechter"

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Rund eine Woche vor der vorgezogenen Parlamentswahl in Großbritannien haben Premierministerin Theresa May und ihr Herausforderer Jeremy Corbyn im britischen Fernsehen um Wählerstimmen gekämpft. Die Politiker beantworteten Fragen eines Moderators und von Zuschauern im Publikum, traten aber auf Mays Forderung hin nicht in einer direkten Debatte gegeneinander an.

Auch wenn es kein echtes TV-Duell war, so wurden doch die unterschiedlichen Positionen der Kandidaten deutlich. Vor allem in der Brexit-Frage sind May und Corbyn nicht einer Meinung. Während May, die für die konservativen Tories antritt, dafür plädierte, notfalls auch ohne Einigung mit der EU die Union zu verlassen, kündigte Labour-Chef Corbyn an, als Premierminister auf jeden Fall eine Vereinbarung mit Brüssel treffen zu wollen. "Wir werden dort sein, um den richtigen Deal auszuhandeln, aber wie ich schon sagte, kein Deal ist besser als ein schlechter", sagte May bei der gemeinsamen Sendung der Fernsehsender Sky News und Channel 4.

Auf die Frage, ob sie den Brexit immer noch für eine gute Idee halte, wich May aus. Sie sagte lediglich, die britischen Wähler hätten sich für den Austritt entschieden und sie versuche nun, das Beste aus dem Votum zu machen. Außerdem kündigte sie an, bei den Verhandlungen "zäh" zu bleiben. Die formellen Gespräche über den Brexit sollen am 19. Juni beginnen.

Das Studiopublikum kritisierte May unter anderem für Kürzungen im Gesundheitssystem und in der Bildung. An einem Punkt rief ein Zuschauer, May habe ihre Aufgaben klar verfehlt. Auch Herausforderer Corbyn bekam Kritik. Der Moderator kritisierte den Linken dafür, dass er die Irisch-Republikanische Armee (IRA) nicht brandmarke, sich mit Vertretern der Hamas getroffen habe und im Falle eines Wahlsiegs die britische Monarchie abschaffen wolle. Letzteres stehe nicht auf seiner Agenda, sagte Corbyn.

Auch die Sicherheitspolitik war in der Fragerunde ein großes Thema. Nach dem Attentat von Manchester, bei dem vor einer Woche 22 Menschen getötet worden waren, fragte ein Polizist May, warum sie in ihrer sechsjährigen Amtszeit als Innenministerin "verheerende" Stellenstreichungen bei der Polizei vorgenommen habe. Corbyn betonte, es sei ein außenpolitischer Wandel nötig, um mehr Sicherheit zu gewährleisten. "Wir brauchen eine Außenpolitik weltweit, die es nicht zulässt, dass es große Gebiete ohne effektive Regierung gibt - wie etwa gegenwärtig in Libyen - die zu einem Nährboden für riesige Gefahren für uns alle werden können", sagte er.

Gewählt wird in Großbritannien am 8. Juni. May hatte die vorgezogenen Wahlen angesetzt, weil ihre Konservative Partei in den Umfragen einen sehr deutlichen Vorsprung vor der Labour-Partei hatte. Der ist inzwischen aber etwas abgeschmolzen. Nach den jüngsten Umfragen liegen die Tories mit 43 bis 46 Prozent der Stimmen noch immer deutlich vor Labour mit 32 bis 36 Prozent.

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SZ.de/dpa/AFP/AP/Reuters/jael/bepe
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