Süddeutsche Zeitung

USA:Kritik an Trump aus dem Silicon Valley

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Von Hubert Wetzel, Washington

Peter Thiel versteht ein bisschen was von Risikobewertung. Der gebürtige Deutsche ist einer der erfolgreichsten Investoren im Silicon Valley, er hat einst den Internet-Bezahldienst Paypal mitgegründet und vergibt Risikokapital an junge Firmen. Sein Alltag besteht darin, abzuschätzen, ob die Geschäftsidee und das Management dieses oder jenes Unternehmens etwas taugen und ob sich ein Einstieg mit eigenem Geld lohnt. Das hat er bislang recht treffsicher getan - sein Vermögen wird auf mehr als zwei Milliarden Dollar geschätzt.

Wenn also ein Mensch wie Peter Thiel zu dem Schluss kommt, US-Präsident Donald Trump und seine Regierungsmannschaft seien "inkompetent" und es bestehe eine "Chance von 50 Prozent, dass das Ganze im Desaster endet", dann ist das ein hartes Urteil. Noch härter wird es freilich durch den Umstand, dass Thiel ein Freund von Trump ist und dessen Kandidatur begeistert unterstützt hat.

Öffentlich lobt Thiel den Präsidenten immer noch. Trump habe einen "großartigen Start" hingelegt, sagte er im Sommer bei einem Besuch im Weißen Haus. Privat sagt der Milliardär allerdings weniger freundliche Dinge über Trump, wie nun das Internetmagazin Buzzfeed berichtet hat. Bei verschiedenen Treffen mit Freunden sollen die kritischen Zitate wie "inkompetent" und "Desaster" gefallen sein. In einer Stellungnahme gegenüber Buzzfeed betonte Thiel, er halte weiter zu Trump und arbeite gemeinsam mit ihm. Er dementierte jedoch nicht, die kritischen Bemerkungen gemacht zu haben.

Thiel ist eine Ausnahme im eher demokratischen Silicon-Valley

Peter Thiel ist als langjähriger bekennender Republikaner unter den Hightech-Milliardären aus Kalifornien eine Ausnahme. Die meisten Leute, die dort im Großraum San Francisco mit Internet-Firmen ihr Geld verdienen, stehen den Demokraten nahe - zumal, wenn sie wie Thiel homosexuell sind. Thiel aber, dessen Eltern Ende der Sechzigerjahre mit ihm von Deutschland in die Vereinigten Staaten ausgewandert sind, hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er dem republikanisch-libertären Credo von niedrigen Steuern, einem Minimum an staatlicher Einmischung und Kontrolle sowie einem Maximum an persönlicher und unternehmerischer Freiheit anhängt.

Thiel spendet sei Jahren an republikanische Kandidaten, 2016 unterstützte er Donald Trump. Beim Nominierungsparteitag in Cleveland im Juli, bei dem Thiel Delegierter war, bekam er einen prominenten Redeplatz zugewiesen, nach Trumps Sieg war er Mitglied in dem Team, das die Übernahme der Regierungsgeschäfte organisierte. Es gab immer wieder Gerüchte, Thiel könnte einen hohen Posten in der Regierung erhalten. Am Ende aber blieb er externer Berater.

Und vielleicht ist er darüber heute froh. Denn dass das Weiße Haus unter Trump ein chaotischer, von Machtkämpfen und Inkompetenz geplagter Arbeitsort ist, das ist offensichtlich. Auch ideologisch vertritt Trump - abgesehen von dem Versprechen, die Steuern zu senken - wohl nicht ganz den Kurs, den Thiel sich wünschen würde. Der Präsident kippt zwar alle möglichen Auflagen und Regularien für Unternehmen. Aber er mischt sich auch massiv in die Investitionsentscheidungen von Konzernen ein; viele seiner Berater sind eher Wirtschaftsnationalisten als Wirtschaftsliberale. Das Start-up-Unternehmen Trump entwickelt sich nicht so, wie der Investor Thiel es erwartet hatte.

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Quelle:
SZ vom 09.08.2017
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