Süddeutsche Zeitung

US-Wahl:Hollande: Trumps Exzesse "verursachen ein Gefühl von Übelkeit"

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Von Benedikt Peters

Angela Merkel war zuletzt höflich geblieben. Vergangene Woche, als sie bei der Bundespressekonferenz auftrat, fragte ein Journalist, ob die deutsche Bundeskanzlerin schon einmal aus einem Albtraum aufgewacht sei, in dem sie dem republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump gegenüber gestanden habe. Merkel antwortete schlicht: "Nein." Alles andere wäre ein Aufreger gewesen, denn in der Regel mischen sich Regierungschefs nicht in die Wahlkämpfe anderer Länder ein.

Frankreichs Präsident François Hollande hat diesen Grundsatz nun gebrochen. Am Dienstag sagte er zu französischen Pressevertretern, Trumps "Exzesse" verursachten bei ihm ein "Gefühl von Übelkeit". Der französische Präsident bezog sich ausdrücklich auf den jüngsten Skandal, den der republikanische Kandidat mit Beleidigungen der Familie eines getöteten muslimischen US-Soldaten ausgelöst hatte.

Hollande empfiehlt indirekt die Wahl Hillary Clintons

Dessen Eltern, Khizr und Ghazala Khan, waren auf dem Parteitag der Demokraten in Philadelphia aufgetreten. In seiner Rede kritisierte Khizr Khan, der Vater eines 2004 im Irakkrieg getöteten US-Soldaten, Trumps antimuslimischen Wahlkampf. Zudem warf er Trump vor, dieser habe keine Opfer für das Land gebracht, anders als die Khans. Zudem habe Trump nicht die US-Verfassung gelesen.

Trump hatte sich daraufhin öffentlich gewundert, warum nur der Vater auf dem Parteitag gesprochen hatte, nicht aber die Mutter Ghazala. Er legte nahe, dies sei der Fall gewesen, weil sie Muslima sei. Damit verstieß Trump gegen den ungeschriebenen Grundsatz in den USA, nach dem die Eltern gefallener Soldaten mit großem Respekt zu behandeln sind.

Auch darauf nahm Hollande Bezug als er sagte, die Äußerungen Trumps seien "verletzend und demütigend". Man müsse Politiker respektieren, aber nur dann, "wenn sie anständig sind."

Indirekt empfahl Hollande die Wahl von Trumps demokratischer Widersacherin Hillary Clinton. In diesen Tagen stehe die Demokratie angesichts einer "autoritären Versuchung, die gerade entsteht" infrage. Dies sei auch in den USA zu beobachten. "Wenn die Amerikaner Trump wählen, wird das Konsequenzen haben, denn die US-Wahl ist auch eine globale Wahl."

Dass Trump sich von der Kritik aus Paris beeindrucken lässt, ist gleichwohl nicht zu erwarten. Inzwischen hat er schon für den nächsten verstörenden Auftritt gesorgt: Weil es zu laut schrie, verbannte er ein Baby aus einer seiner Wahlkampfveranstaltungen.

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