Süddeutsche Zeitung

US-Vorwahlen:Clinton oder Sanders? Obama hält sich zurück

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Von Hubert Wetzel

Der Präsident schweigt. Barack Obama, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten darf, hat bisher nicht gesagt, ob er lieber Bernie Sanders als demokratischen Präsidentschaftskandidaten sähe oder Hillary Clinton.

Vor ein paar Monaten scherzte er, wenn Sanders ins Weiße Haus einziehen sollte, dann säße da noch einmal ein kiffender Sozialist, was ja in etwa einer dritten Obama-Amtszeit entspräche. Aber das war eher ein Späßchen, das der Präsident da auf seine eigenen Kosten machte, als eine offizielle Wahlempfehlung für den Senator aus Vermont.

2008 waren Obama und Clinton Konkurrenten

Obama und Clinton - das ist keine ganz einfache Beziehung. 2008 bewarben sich beide um die demokratische Kandidatur. Das Ergebnis ist bekannt. Ein wenig in Vergessenheit ist geraten, wie hart und unfreundlich der Wahlkampf zwischen den beiden war. Obama demütigte Clinton in einigen Vorwahlen geradezu, er füllte Stadien mit Zehntausenden Anhängern, während sie durch Highschools tourte.

Nach der Wahl war Obama clever genug, Clinton als Außenministerin in sein Kabinett zu holen. Er wusste wohl, dass er sich keinen Gefallen getan hätte, eine verbitterte Hillary Clinton auf dem Schlachtfeld zurückzulassen. Zudem half er Clinton so, die Tür für einen zweiten Anlauf offen zu halten.

In die jetzigen Vorwahlen hat sich Obama selbst nicht für Clinton eingemischt. Es gibt keine Wahlkampfauftritte mit ihr, keine Abendessen, um Spenden zu sammeln. Derlei Aktivitäten würden sich für einen amtierenden Präsidenten auch erst später im Jahr geziemen, wenn der Hauptwahlkampf begonnen hat.

Zu Beginn des Vorwahlkampfes, vor etwa einem Jahr, ließ Obama sogar einmal ausdrücklich dementieren, dass er für Clinton als Kandidatin sei. Aber das mag daran gelegen haben, dass damals noch die Möglichkeit bestand, Vizepräsident Joe Biden könnte sich ebenfalls bewerben, ein enger Freund Obamas. Ihm würde der Präsident wohl mit großer Freude im Wahlkampf helfen.

Obama und Clinton kritisieren sich gegenseitig

Mit Irritation wurde im Clinton-Lager offenbar auch bemerkt, dass Obama Clintons seltsame Praxis, Dienst-E-Mails über einen privaten Server laufen zu lassen, als "Fehler" bezeichnet hat. Das war Futter für Clintons Gegner. Andererseits hat sich die ehemalige Außenministerin in den vergangenen Monaten durchaus deutlich von der zögerlichen Außenpolitik ihres früheren Chefs im Nahen Osten distanziert.

Offensichtlich schenken die beiden sich immer noch nichts. Immerhin: Vor einigen Wochen durfte ein ehemaliger Sprecher Obamas unwidersprochen sagen, der Präsident bevorzuge eindeutig Hillary Clinton.

Wichtig wird Obama für Clinton, wenn es im Sommer in die Hauptwahl geht. Sie braucht, um Präsidentin zu werden, die Stimmen der Schwarzen. Und die kann ihr nur Obama zuführen.

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Quelle:
SZ vom 03.03.2016
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