Süddeutsche Zeitung

US-Präsident:Warum sich Trump für Grönland interessiert

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Von Hubert Wetzel, Washington

Donald Trump hat einen großen Teil seines Lebens durchaus erfolgreich damit verbracht, Grundstücke zu kaufen und zu verkaufen. Insofern ist aus seiner Sicht eine gewisse Irritation schon verständlich. Dänemark zahlt jedes Jahr um die 700 Millionen Dollar an Subventionen für Grönland. Wenn nun also die USA den Dänen anbieten, ihnen diesen elenden Brocken aus Eis und Stein abzunehmen, der - wie Trump festgestellt hat - nur "große Verluste einbringt", dann sollte man doch etwas Freude erwarten dürfen. Oder wenigstens höfliches Interesse. Jedenfalls keine Abfuhr, bei der Wörter wie "absurd" fallen. Das, so beklagte sich Trump am Mittwoch, sei "widerwärtig" und "sarkastisch" von der dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen gewesen und eine Respektlosigkeit gegenüber ihm und den USA. Und weil der Immobilienhändler Trump beleidigt ist, sagt der US-Präsident Trump dann eben seinen Staatsbesuch in Kopenhagen ab, auch wenn er zu dem nicht von der Regierungschefin, sondern von der Königin eingeladen worden war.

Das mag ein undiplomatisches, geradezu bizarres Verhalten sein. Aber es ist, zumindest für Trump'sche Verhältnisse, doch eine erklärbare Reaktion. Trump wollte ein Geschäft machen. Das ist geplatzt. Warum soll er sich dann noch mit den renitenten Geschäftspartnern treffen?

Dabei ist die ursprüngliche Idee, Grönland auf die eine oder andere Art enger an die USA zu binden, ja nicht völlig verrückt. Die riesige Insel ist von enormer strategischer Bedeutung. Es ist kein Zufall, dass die USA dort einen großen und teuren Luftwaffenstützpunkt unterhalten. Die Erderwärmung hat die Arktis zudem wirtschaftlich interessant gemacht, unter anderem für China. Berichten zufolge macht das das Pentagon nervös. Wie Trump genau auf die Idee gekommen ist, die USA sollten Grönland kaufen, ist unklar. Angeblich geht einer seiner Verbündeten im Kongress, Senator Tom Cotton, seit längerer Zeit mit der Idee hausieren. Auch Trumps Preisvorstellungen sind unbekannt. Medienberichte zufolge wollte er Kopenhagen vor allem mit dem Angebot locken, dass die USA künftig die jährlich 700 Millionen Dollar an Subventionen für Grönland bezahlen. Und er hat den Dänen bei Twitter versprochen, nicht so einen goldenen Kasinoturm wie in Las Vegas auf der Insel zu bauen.

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SZ vom 22.08.2019
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