Süddeutsche Zeitung

Terrorverdacht:Mit Sprengstoff gegen "Ungläubige"

Lesezeit: 1 min

Die Polizei nimmt zwei syrische Brüder fest. Sie sollen einen Anschlag geplant haben, mit dem sie viele Menschen in den Tod reißen wollten.

Wegen des Verdachts auf Planung eines Selbstmordanschlags mit islamistischem Hintergrund hat die Polizei am Dienstag in Hamburg und Kempten im Allgäu zwei syrische Brüder festgenommen. Sie sollen einen Anschlag mit einem selbst hergestellten Sprengstoffgürtel auf zivile Ziele geplant haben. Gegen den 28-jährigen Hauptbeschuldigten erließ das Amtsgericht Hamburg Haftbefehl, wie die Generalstaatsanwaltschaft und das Bundeskriminalamt mitteilten. Seinem 24 Jahre alten Bruder wird Beihilfe vorgeworfen. Nach dpa-Informationen wurde er ohne Widerstand zu leisten bei einer Durchsuchung seiner Wohnung in Kempten festgenommen.

In Hamburg durchsuchten Polizeibeamte die Wohnung des Älteren im Stadtteil St. Georg und drei weitere von Kontaktpersonen. Sie hätten dabei umfangreiche Beweismittel, darunter chemische Substanzen und Mobiltelefone sichergestellt, hieß es. An der Aktion seien 250 Polizisten beteiligt gewesen.

Über Ebay Material zur Herstellung eines Sprengsatzgürtels bestellt

Der 28-Jährige soll seit einigen Wochen über die Onlineplattform Ebay und andere Anbieter Grundstoffe zur Herstellung sprengfähigen Materials erworben haben. Sein Bruder in Kempten habe ihn in der Tatplanung bestärkt, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Der Haftbefehl wurde am Dienstag verkündet, wie eine Sprecherin sagte.

Der Vorwurf lautet Terrorismusfinanzierung. Der in ähnlichen Ermittlungen übliche Tatvorwurf der Vorbereitung einer staatsgefährdenden Gewalttat werde bislang nicht erhoben, da noch wesentliche Teile für die Sprengfähigkeit des Gürtels gefehlt hätten. Hinweise auf ein konkretes Anschlagsziel habe es zwar nicht gegeben, sagte die Sprecherin. Allerdings habe der 28-Jährige vorgehabt, sich selbst mit dem Sprengstoffgürtel in die Luft zu sprengen und dabei "möglichst viele Ungläubige mit in den Tod zu reißen".

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte, die hohe Zahl an Ermittlungsverfahren zeige: "Deutschland steht weiterhin im unmittelbaren Zielspektrum islamistischer Terrororganisationen. Islamistisch motivierte Einzeltäter sind eine weitere erhebliche Gefahr." Die Sicherheitsbehörden handelten deshalb, wie auch in diesem Verfahren, schnell und konsequent, "um uns vor islamistischen Bedrohungen zu schützen". Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) lobte die Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden der Hansestadt mit denen des Bundes. "Der Fall zeigt erneut, wie wachsam und leistungsfähig unsere Sicherheitsbehörden sein müssen, um uns gegen extremistische Anschläge wirksam zu schützen", sagte er.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5821303
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.