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Terrorismus:IS tötet offenbar japanische Geisel

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Die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) hat offenbar eine ihrer beiden japanischen Geiseln getötet. Ein im Internet verbreitetes Video zeigt ein Standbild des Entführten Kenji Goto, der ein Foto seines mutmaßlich getöteten Kollegen Haruna Yukawa hochhält. Weitere grausame Einzelheiten wie in früheren Videos sind nicht zu sehen. Eine Stimme - angeblich die der Geisel - bittet die japanische Regierung, den Forderungen der Extremisten nach Freilassung einer in Jordanien infhaftierten Extremistin nachzukommen.

Ministerpräsident Shinzo Abe sagte nach einer Dringlichkeitssitzung seines Kabinetts in der Nacht, die Tat sei abscheulich. Sein Land werde sich dem Terrorismus aber nicht beugen. Zudem forderte er, die verbliebene Geisel Kenji Goto müsse unverzüglich freigelassen werden. Um ihn freizubekommen, werde Japan mit seinen Partnerländern eng zusammenarbeiten.

Video weicht von früheren Aufnahmen ab

Das Video, das die Ermordung Yukawas zeigen soll, war am Samstag im Internet aufgetaucht. Die Aufnahme ist nach Einschätzung der Regierung in Tokio wahrscheinlich authentisch. Sie habe eine "hohe Glaubwürdigkeit", sagte Abe.

An der Authentizität hatte es zunächst aber Zweifel gegeben. Das Video wurde nicht über die offiziellen IS-Kanäle veröffentlicht, und es zeigt nicht wie sonst die schwarz-weiße IS-Flagge. Mehrere IS-Unterstützer zweifelten in Internet-Kommentaren die Echtheit an. Der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, sagte außerdem, dass die Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln andauerten.

US-Präsident Obama sichert Tokio Unterstützung zu

US-Präsident Barack Obama hat die mutmaßliche Ermordung der Geisel scharf verurteilt. "Wir stehen Seite an Seite mit unserem Verbündeten Japan", erklärte Obama während seines Fluges nach Indien, wo er an diesem Sonntag einen Staatsbesuch beginnt. Gemeinsam werde man dafür kämpfen, die Mörder vor Gericht zu stellen und die Terrormiliz zu besiegen.

Lösegeld binnen 72 Stunden verlangt

Die IS hatte am Dienstag erklärt, die Männer entführt zu haben. Wo genau, blieb allerdings offen. Von der japanischen Regierung verlangten sie binnen 72 Stunden ein Lösegeld von 200 Millionen Dollar. Zudem hatte die IS gefordert, dass die japanische Regierung die USA im Kampf gegen die Miliz nicht weiter unterstützt. Es war das erste Mal, dass die IS ausdrücklich Lösegeld verlangte. Die Regierung in Tokio hatte den IS-Gegnern in der Region im Januar 200 Millionen Dollar an nicht-militärischer Hilfe zugesagt.

Die IS hat große Teile des Iraks und Syriens unter ihre Kontrolle gebracht und dort ein Kalifat ausgerufen. Die Miliz hat viele Andersgläubige und Muslime umgebracht, die ihre fundamentalistische Auslegung des Islams nicht teilen.

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