Süddeutsche Zeitung

Nordrhein-Westfalen:Haftbefehl gegen Islamisten

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Der Beschuldigte aus Duisburg soll einen Anschlag auf eine proisraelische Demonstration geplant haben. Sein Handy offenbarte Kontakte mit mindestens einem IS-Anhänger in Syrien.

Von Christian Wernicke, Düsseldorf

Gegen den vorbestraften Islamisten Tarik S. hat das Amtsgericht Duisburg am Mittwochnachmittag einen Haftbefehl erlassen. Die Zentralstelle Terrorismusverfolgung bei der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt gegen den 29-jährigen Beschuldigten wegen des Verdachts , seine Bereitschaft für "Mord und Totschlag" erklärt zu haben: Der Mann habe sich "ausreichend konkret gegenüber einem Chat-Partner in Syrien zur Begehung eines islamistisch motivierten Anschlags bereit erklärt", heißt es in einer Mitteilung. Nach SZ-Informationen hatten Ermittler zuvor entsprechende Informationen auf dem Handy des Verdächtigen sichergestellt; der Chat-Partner sei als Anhänger der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) bekannt.

Tarik S. war am Dienstagnachmittag in Duisburg festgenommen worden. Etwa fünfzig Spezialkräfte des Polizeipräsidiums Essen durchsuchten am selben Abend die Wohnung des Verdächtigen. Ein ausländischer Geheimdienst hatte die NRW-Behörden alarmiert. Tarik S. war kein Unbekannter: Er war 2013 nach Syrien gereist und hatte sich dem IS angeschlossen. Nach seiner Rückkehr 2016 wurde er verhaftet und 2017 zu einer Haftstrafe von fünf Jahren wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verurteilt.

Möglicherweise wollte der Beschuldigte mit einem Lkw in eine Menschenmenge rasen

Innenminister Herbert Reul (CDU) bestätigte am Mittwoch in Düsseldorf, der Islamist habe offenbar ein Attentat auf eine proisraelische Demonstration vorbereitet. Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen hatte der Mann bis zu seiner Festnahme jedoch noch kein Datum oder einen konkreten Ort für seinen mutmaßlichen Plan ausgewählt. Aus Ermittlerkreisen hieß es, der Verdächtige habe erwogen, mit einem Lkw in eine Menschenmenge zu rasen.

Ein Anwalt des Beschuldigten erklärte am Mittwoch gegenüber der Rheinischen Post, er gehe von der Unschuld seines Mandanten aus. Auch habe Tarik S. erfolgreich an einem Programm zur Deradikalisierung teilgenommen.

Innenminister Reul sagte am Mittwoch, die NRW-Sicherheitsbehörden hätten den Verdächtigen seit Verbüßung seiner Haftstrafe "permanent" im Auge gehabt. Bisher gehe man davon aus, dass Tarik S. als Einzeltäter zu betrachten sei. Angesichts des Konflikts zwischen Israel und den Terrormilizen der Hamas sprach Reul von einer "abstrakten Gefahr": "Wir müssen jederzeit überall damit rechnen, dass irgendwo ein Einzeltäter unterwegs ist."

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