Süddeutsche Zeitung

Afrika:Sudan: Konfliktparteien sind einverstanden mit Evakuierung von Ausländern

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Die Bundeswehr trifft derweil Vorbereitungen, um Staatsbürger außer Landes zu bringen. Medienberichten zufolge sollen zwei spanische Militärtransporter auf dem Weg nach Khartum sein.

Sudans De-facto-Präsident und Oberbefehlshaber der Armee, Abdel Fattah al-Burhan, hat der Evakuierung von Bürgern und diplomatischen Vertretern aus dem umkämpften Land zugestimmt. Ein Sprecher der Armee sagte in einer Mitteilung, die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich und China würden "in den kommenden Stunden" mit der Evakuierung mithilfe von Militärtransportflugzeugen aus der Hauptstadt Khartum beginnen. Al-Burhan habe demnach zugesagt, die Evakuierung "zu erleichtern und zu garantieren" sowie den Ländern "die notwendige Unterstützung zu gewähren, um dies sicherzustellen".

Eine saudi-arabische Delegation sei bereits aus der östlichen Stadt Port Sudan evakuiert worden, sagte der Sprecher. Auch eine jordanische Delegation solle später am Samstag aus Port Sudan ausgeflogen werden.

Seit Samstag vergangener Woche kämpft die Armee des nordostafrikanischen Landes gegen die einst verbündete paramilitärische Einheit Rapid Support Forces (RSF) um die Macht. Der Flughafen in Khartum steht seit Beginn des Konflikts im Zentrum der Kampfhandlungen und war deshalb unzugänglich. Diplomaten bemühen sich seit Tagen um eine belastbare Feuerpause für die Evakuierung.

Derweil trifft die Bundeswehr nach Angaben des Verteidigungsministeriums Vorbereitungen für einen neuen Anlauf zur Evakuierung deutscher Staatsbürger. Am Mittwoch war der Versuch einer diplomatischen Evakuierung mit Maschinen der Luftwaffe, aber ohne größeren Einsatz von Soldaten, abgebrochen worden.

Bereits am Freitag hat sich auch Außenministerin Annalena Baerbock geäußert und gesagt, dass mehrere Optionen für eine Evakuierung aus dem Sudan vorbereitet werden. "Die Lage ist absolut dramatisch und absolut unübersichtlich", sagte die Grünen-Politikerin in Berlin nach einer Sitzung des Krisenstabes im Auswärtigen Amt. Die Zahl der Deutschen, die sich für eine gewünschte Evakuierung meldeten, wachse täglich und bewege sich derzeit in einem "unteren dreistelligen Bereich".

Das Problem seien mittlerweile auch die Stromausfälle, sodass die zu Evakuierenden etwa ihre Handys nicht mehr aufladen und deshalb möglicherweise bald nicht mehr auf diesem Wege informiert werden könnten, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.

Medienberichte: Spanien schickt Transportmaschinen für die Evakuierung

Medienberichten zufolge hat Spanien bereits zwei Transportmaschinen der Luftwaffe für die Evakuierung seiner Staatsbürger und einiger anderer Europäer und Lateinamerikaner aus dem Sudan nach Afrika geschickt. Einer der beiden Militärtransporter von Typ A400M sei bereits in Dschibuti am Horn von Afrika gelandet, berichteten der staatliche TV-Sender RTVE und andere spanische Medien. Eine dritte Maschine desselben Typs sei in Spanien in Bereitschaft. Jedes der Militärflugzeuge könne mehr als 100 Menschen transportieren. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht.

Spaniens Außenminister José Manuel Albares hatte zuvor bei einem Besuch in Berlin lediglich gesagt, dass Militärflugzeuge seines Landes in Wartestellung gehalten würden, um so schnell wie möglich in die sudanesische Hauptstadt Khartum zu fliegen und mit der Evakuierung zu beginnen, sobald die Sicherheitslage das zulasse. Wann das der Fall sein könnte, lasse sich im Augenblick aber nicht sagen. Dschibuti liegt knapp 1200 Kilometer südöstlich von Khartum.

Tod eines US-Bürgers

Am Freitag bestätigte das amerikanische Außenministerium den Tod eines US-Bürgers im Sudan. Aufgrund der angespannten Lage in dem Staat im Nordosten Afrikas hatte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am späten Freitagnachmittag auf einer Pressekonferenz am US-Stützpunkt in Ramstein bereits erklärt, dass sich auch die USA auf verschiedene Optionen zur Evakuierung vorbereite: "Wir haben einige Truppen in das Land entsandt, um sicherzustellen, dass wir so viele Optionen wie möglich haben, falls wir zum Handeln aufgefordert werden."

John Kirby, der Sprecher für nationale Sicherheit im Weißen Haus, sagte, US-Präsident Joe Biden habe diese Woche einen Plan zur Verlegung von US-Streitkräften genehmigt, falls sie für die Evakuierung amerikanischer Diplomaten benötigt würden. Dem Pentagon zufolge hat US-Generalstabschef Mark Milley am späten Freitagabend in einem Telefongespräch mit dem sudanesischen Armeechef General Abdel Fattah al-Burhan die Sicherheit der Amerikaner und Amerikanerinnen im Sudan erörtert. Washington hatte bereits erklärt, dass amerikanische Privatpersonen im Sudan nicht mit einer von der US-Regierung koordinierten Evakuierung aus dem Land rechnen sollten. Dem stellvertretenden Sprecher des Außenministeriums, Vedant Patel, zufolge, steht die Regierung derzeit in Kontakt mit mehreren hundert US-Bürgern, die sich im Sudan aufhalten.

Am Freitag hatte sich die Armee zu einer dreitägigen Feuerpause bereiterklärt, damit das muslimische Fest zum Fastenbrechen nach dem Ramadan begangen werden kann. Wie ein Reuters-Reporter berichtete, war es in der Hauptstadt Khartum jedoch trotz der vereinbarten Waffenruhe wieder zu heftigen Schusswechseln und vereinzelten Luftangriffen gekommen. Am Samstagmorgen sei die Hauptstadt Khartum erneut bombardiert worden, sagte ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur vor Ort. Auch Schüsse waren demnach zu hören. Augenzeugen berichteten auf Twitter von Explosionen in Khartum.

Im Sudan kämpft De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe RSF. Die beiden führten das Land im Nordosten Afrikas mit etwa 46 Millionen Einwohnern seit einem gemeinsamen Militärcoup im Jahr 2021. Seit Jahren soll die Macht an eine Zivilregierung übergeben werden.

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