Süddeutsche Zeitung

Sudan:Ex-Diktator Omar al-Baschir soll im Krankenhaus liegen

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Inmitten der Machtkämpfe im Sudan taucht der Mann wieder auf, der das Land 30 Jahre lang autoritär regierte. Die Lage der Menschen im Land wird immer schlimmer.

Der ehemalige Diktator des Sudans, Omar al-Baschir, soll sich nach Angaben der Armee in einem Militärkrankenhaus in der Hauptstadt Khartum befinden. Zuvor wurde gerätselt, wo sich der 79-Jährige befindet, der vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) per Haftbefehl gesucht wird. Noch am Dienstag gab es widersprüchliche Angaben über seinen Aufenthaltsort. Nun hieß es auf der Facebookseite der Armee, dass al-Baschir in einem Militärkrankenhaus behandelt und von der Polizei bewacht würde. Unabhängig ließ sich die Mitteilung nicht überprüfen.

Al-Baschir, der den Sudan 30 Jahre lang autoritär regiert hatte, saß nach einer Verurteilung eigentlich im Kobar-Gefängnis in Khartum ein. Laut Medienberichten hatte die Gefängnispolizei am Wochenende die Häftlinge freigelassen, da sie deren grundlegende Versorgung nicht sicherstellen konnte. Dies sorgte für Angst vor einem weiteren Ausufern von Gewalt und Chaos. Der IStGH sucht al-Baschir seit 2009 mit Haftbefehl wegen Völkermords, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Darfur-Konflikt. Im Sudan wurde al-Baschir wegen Korruption verurteilt, zudem läuft ein Verfahren wegen eines Putsches zu Beginn seiner Amtszeit 1989.

Die Verlegung von al-Baschir in ein Militärkrankenhaus fand inmitten eines bereits fast zwei Wochen andauernden Machtkampfes zwischen der Armee und dem Paramilitär statt. De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, will mithilfe des Militärs seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo entmachten. Dieser ist Anführer der einflussreichen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Die beiden Generäle hatten die Führung des Landes am Horn von Afrika durch zwei gemeinsame Militärcoups 2019 und 2021 übernommen.

SOS-Kinderdorf angegriffen und evakuiert

Eine Korrespondentin des Senders Al Jazeera berichtete am Mittwoch aus Khartum, die Lage für die Bevölkerung sei zunehmend unerträglich. Lebensmittel würden immer knapper. Die Reporterin sprach von einer brüchigen Waffenruhe. Viele Menschen könnten nicht aus der Stadt fliehen, weil ihnen das Geld dazu fehle. Auch Benzin werde zunehmend knapp. Ein Anwohner meldete auf Twitter, nach einer relativ ruhigen Phase gebe es seit dem frühen Nachmittag wieder Luftangriffe.

Die Hilfsorganisation SOS-Kinderdorf teilte mit, dass ihre Einrichtung in der Hauptstadt von Bewaffneten angegriffen worden sei. Die betreuten Kinder und Jugendlichen sowie die Mitarbeiter mussten demnach evakuiert werden. Insgesamt seien 68 Kinder und 19 Angestellte in angemieteten Wohnungen in anderen Vierteln Khartums untergebracht worden.

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der Vereinigten Staaten, John Kirby, bestätigte am Mittwoch den Tod eines weiteren US-Bürgers im Sudan. "Wir können bestätigen, dass gestern ein zweiter amerikanischer Bürger gestorben ist", sagte Kirby. Details nannte er nicht. Insgesamt sind bei den Kämpfen, die am 15. April begannen, nach Informationen der Weltgesundheitsorganisation WHO mindestens rund 460 Menschen umgekommen und fast 4100 verletzt worden. Die wahre Zahl dürfte aber deutlich höher liegen.

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