Süddeutsche Zeitung

Streit um künstliches Riff:Spanische Fischer protestieren vor Gibraltars Küste

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Im Gibraltar-Streit zwischen London und Madrid haben spanische Fischer gegen das Vorgehen der britischen Behörden protestiert. Mehr als 50 Fischer fuhren mit ihren Kuttern zu einem Fanggebiet, das von Gibraltar beansprucht wird und mit Betonblöcken versperrt wurde. Dort kam es zu heftigen Wortgefechten.

Die Betonblöcke sollen weg, lautet die Forderung: Mehr als 50 Fischer aus umliegenden Häfen steuerten am Sonntag auf die Küstengewässer des britischen Überseegebietes Gibraltar zu, um gegen eine künstliche Unterwasserbarriere zu protestieren. Nachdem ihnen Patrouillenboote der britischen Küstenwache den Weg abgeschnitten hatten, kehrten die von spanischen Polizeischiffen begleiteten Fischer wieder um. Von gegenseitigen Beleidigungen und Beschimpfungen abgesehen kam es zu keinen weiteren Zwischenfällen.

Nach Darstellung der Regierung von Gibraltar dienen die - vorigen Monat ohne Absprache mit der spanischen Regierung versenkten - mehr als 70 Betonblöcke dem Schutz von Meerestieren und sollen spanische Fischer aus den zu Gibraltar gehörenden Gewässern fernhalten. Die spanische Seite beklagt, ihr werde dadurch illegal der Zugang zu reichen Fischgründen verwehrt. Dass der spanische Zoll an der Grenze zu Gibraltar neuerdings jedes Fahrzeug durchsucht und damit lange Staus verursacht, wird in der Enklave als Vergeltungsmaßnahme interpretiert.

Etwa 500 Schaulustige verfolgten am Sonntag die einstündige Protestaktion der spanischen Kutter von Gibraltars Landzunge aus. Viele von ihnen schwenkten Flaggen von Gibraltar und Großbritannien, während spanische Zuschauer in den umliegenden Häfen mit eigenen Fahnen und "Gibraltar ist spanisch"-Shirts ihre Landsleute anfeuerten.

Im Streit über die Kontrollen Spaniens an seiner Grenze zu Gibraltar hatte die Regierung in London am Freitag die Entsendung von Beobachtern der Europäischen Union gefordert. Premierminister David Cameron sagte, er halte die Kontrollen des spanischen Grenzschutzes für "politisch motiviert" und "unverhältnismäßig". Sie liefen "dem Recht auf Freizügigkeit in der EU zuwider". Brüssel müsse daher "dringend" EU-Beobachter entsenden.

Angesichts der politischen Spannungen hatte wenige Tage zuvor die Entsendung vier britischer Kriegsschiffe ins Mittelmeer für internationales Aufsehen gesorgt. Eines davon legte am Sonntag mit Zustimmung Madrids einen technischen Zwischenstopp in der spanischen Marinebasis Rota ein. Die drei anderen Schiffe sollen am Montag in Gibraltar andocken. Alle vier Kriegsschiffe werden nach Darstellung des britischen Verteidigungsministeriums an einer lange geplanten Routineübung im Mittelmeer teilnehmen.

Gibraltar ging 1713 dauerhaft von Spanien an Großbritannien über, allerdings erkennt Madrid die britische Herrschaft über das 6,8 Quadratkilometer kleine Territorium mit dem markanten Felsen in der Mitte nicht an und verlangt dessen Rückgabe.

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