Süddeutsche Zeitung

Russland:Pussy-Riot-Mitglied Maria Aljochina freigelassen

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Seit fast zwei Jahren sitzen Musikerinnen der kremlkritischen Band Pussy Riot in Haft. Nun wurde die Aktivistin Maria Aljochina aus dem Straflager entlassen. Auch die zweite inhaftierte Musikerin könnte noch heute freikommen, wie Angehörige sagten.

Die nach Kritik an Kremlchef Wladimir Putin zu zwei Jahren Straflager verurteilte Aktivistin Maria Aljochina von der Punkband Pussy Riot ist in Freiheit. Das teilte der Anwalt der 25-Jährigen, Pjotr Saikin, der Staatsagentur Ria Nowosti mit.

Julian Hans, Russland-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, twittert mit einem kleinen Verweis auf Putin-Kritiker Michail Chodorkowskij, der nach seiner überraschenden Entlassung am Freitag nach Berlin ausgeflogen war:

Unmittelbar nach ihrer Freilassung kritisierte Aljochina den Gnadenakt der russischen Regierung deutlich: "Diese Amnestie ist kein humanitärer Akt, sie ist ein PR-Schachzug", sagte sie dem russischen Fernsehsender Doschd. An der Situation vieler anderer Mütter, die inhaftiert seien, ändere sich dadurch nichts. Zudem bekräftigte sie ihre kritische Einstellung gegenüber Putin: "Meine Einstellung zum Präsidenten hat sich nicht geändert."

Aljochina war nach Angaben ihres Anwalts nach der Haftentlassung unterwegs mit dem Zug nach Moskau. Auch die zweite inhaftierte Pussy-Riot-Musikerin, Nadeschda Tolokonnikowa, könnte noch am Montag freikommen, teilten ihre Angehörigen mit. Seit Tagen hatten die Angehörigen der beiden Aktivistinnen an den jeweiligen Straflagern auf die Freilassung gewartet.

Das russische Parlament hatte in der vergangenen Woche eine Massenamnestie beschlossen. Präsident Putin hatte bestätigt, dass darunter auch die zwei Musikerinnen von Pussy Riot fallen würden, die seit fast zwei Jahren in russischen Straflagern sitzen. Der Strafvollzug hätte allerdings sechs Monate Zeit gehabt, die Amnestie umzusetzen.

Aljochina und Tolokonnikowa waren im vergangenen Jahr wegen Rowdytums zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden, nachdem sie in einer Kirche ein Protestlied gegen Präsident Wladimir Putin gesungen hatten. Die Strafe wäre im März verbüßt gewesen. Dass die Frauen nun freikommen, werten Beobachter als Kreml-Zugeständnis an den Westen vor den Olympischen Winterspielen, die am 7. Februar in Sotschi eröffnet werden.

Parallel zur Massenamnestie des Parlaments hat Putin den Regierungskritiker Chodorkowski begnadigt, der sich inzwischen in Deutschland aufhält.

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