Süddeutsche Zeitung

Russland:Großmanöver mit China und Indien

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Das russische Militär hat eine Übung mit 50 000 Soldaten im Osten begonnen, an dem zwei weitere Atommächte beteiligt sind. Auch das Japanische Meer ist Schauplatz.

Mitten im Ukraine-Krieg hat Russland am Donnerstag ein groß angelegtes Militärmanöver mit mehr als 50 000 Soldaten begonnen. Die fast einwöchige Übung wird im Osten abgehalten und ist damit Tausende Kilometer von den Kämpfen in der Ukraine entfernt. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums beteiligen sich auch Länder wie China, Indien und die Mongolei, Myanmar und Laos sowie mehrere Ex-Sowjetrepubliken, allen voran Belarus.

Russland will so in Zeiten schwerster Spannungen mit dem Westen den Schulterschluss zu anderen Ländern demonstrieren. Bei der Übung "Wostok 2022" ("Osten 2022") sollen nach Angaben aus Moskau 5000 Militärfahrzeuge zum Einsatz kommen sowie 140 Flugzeuge und 60 Kriegsschiffe und andere Boote. Das wäre ein wesentlich kleinerer Umfang als etwa 2018, als nach russischen Angaben am Wostok-Manöver fast 300 000 Soldaten teilnahmen. Das Manöver soll jetzt auf Truppenübungsplätzen in Ostsibirien und im Fernen Osten sowie im Japanischen Meer stattfinden. Vor allem die Teilnahme Chinas und Indiens an dem Manöver sorgte im Westen für Aufmerksamkeit.

Die Beziehungen der beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt und Atommächte sind seit einem militärischen Zwischenfall an der gemeinsamen Grenze im Himalaja mit mehreren Toten vor zwei Jahren angespannt. Indiens Teilnahme ist auch interessant, weil das Land in den vergangenen Monaten beim Ukraine-Krieg stets seine Neutralität betont hatte und erklärte, dass es gute Beziehungen zu westlichen Staaten und Russland habe. So stammt zum einen die meiste Militärausrüstung Indiens aus Russland, zum anderen ist Indien Teil der indopazifischen Sicherheitsallianz Quad zusammen mit den USA, Japan und Australien. In dieser Gemengelage hat sich Indien mit offiziellen Statements zu den Militärübungen zurückgehalten.

Zugleich hat Moskau Mühe, Soldaten im Krieg gegen die Ukraine aufzubieten

Während das Manöver mit Zehntausenden Soldaten begonnen hat, kann Russland offenbar nicht genug Truppen für den Krieg in der Ukraine mobilisieren. Das jedenfalls stellte der US-Geheimdienst fest. "Das russische Militär leidet unter erheblichem Mangel an Soldaten in der Ukraine", sagt ein mit der Angelegenheit vertrauter Mitarbeiter des US-Geheimdienstes unter der Bedingung der Anonymität. Das russische Verteidigungsministerium versuche, Streitkräfte anzuwerben, "unter anderem, indem es verwundete Soldaten zwingt, wieder in den Kampf zu ziehen, indem es Personal von privaten Sicherheitsfirmen anwirbt und indem es Wehrpflichtigen Prämien zahlt".

Es lägen glaubwürdige Berichte vor, dass Russland "wahrscheinlich auch verurteilte Kriminelle gegen Begnadigungen und finanzielle Entschädigungen rekrutieren wird". Der russische Staatschef Wladimir Putin stockte vergangene Woche per Dekret die russischen Truppen von 1,9 Millionen auf 2,04 Millionen Soldaten auf.

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