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Raketentest:Nordkorea provoziert Trump mit Raketentest

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Nordkorea hat nach Angaben der südkoreanischen Regierung erneut eine Rakete getestet. Das Geschoss wurde am Sonntagmorgen von einem Stützpunkt im Westen des Landes abgefeuert, flog etwa 500 Kilometer und stürzte dann ins Japanische Meer, ohne aber in japanisches Hoheitsgewässer einzudringen. Das teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul mit. Es war der erste Abschuss einer nordkoreanischen Rakete seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump.

Das südkoreanische Militär vermutet einem Bericht der Nachrichtenagentur Yonhap zufolge, dass es sich um eine Mittelstreckenrakete vom Typ Musudan oder eine verbesserte Version der Kurzstreckenrakete vom Typ Rodong handelte. Offiziell wurde dies zunächst nicht bestätigt.

Trump, Japans Regierungschef Shinzo Abe und Südkoreas amtierender Präsident Hwang Kyo Ahn verurteilten den Raketentest scharf. Trump versprach Japan die uneingeschränkte Unterstützung der USA. "Die Vereinigten Staaten von Amerika stehen hinter Japan, ihrem großen Verbündeten, zu hundert Prozent", sagte der US-Präsident bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Abe in Florida. Abe nannte den Raketentest "vollkommen unerträglich" und "absolut nicht tolerierbar". Trump hatte bereits am Freitag ein Bekenntnis zur traditionellen Militärallianz mit Japan abgelegt.

Nordkorea werde für den Raketentest eine "entsprechende Strafe" erhalten, erklärte der amtierende südkoreanische Präsident Hwang, der seit der Suspendierung von Staatschefin Park Geun Hye deren Amtsgeschäfte führt. Das südkoreanische Verteidigungsministerium bezeichnete den Raketenstart als eine "Provokation, mit der die Reaktion der neuen US-Regierung" getestet werden solle. Nordkorea wolle mit seinem Atom- und Raketenprogramm "weltweite Aufmerksamkeit" auf sich ziehen.

Erster Raketentest Nordkoreas 2017

Nordkorea äußerte sich bislang nicht zu dem Raketentest. Zuletzt hatte Machthaber Kim Jong Un in seiner Neujahrsansprache erklärt, sein Land stehe kurz vor dem Test einer Interkontinentalrakete, die auch Teile der USA erreichen könne. Das US-Verteidigungsministerium warnte den isolierten Staat daraufhin eindringlich vor neuerlichen Provokationen. Trump hatte kurz nach Kims Ankündigung erklärt, er glaube nicht daran, dass nordkoreanische Raketen jemals die USA erreichen könnten. Das werde "nicht passieren", schrieb er im Onlinedienst Twitter. Der neue US-Verteidigungsminister James Mattis erklärte Anfang Februar bei einem Besuch in Seoul, jeder Einsatz von Atomwaffen durch Nordkorea würde eine "wirksame und überwältigende" Antwort der USA nach sich ziehen.

Nordkorea hatte im vergangenen Jahr mit zwei Atomwaffentests und einer Reihe von Raketentests die Weltgemeinschaft provoziert. Pjöngjang verstieß damit gegen mehrere Resolutionen des UN-Sicherheitsrats. Südkorea vermutet, dass Nordkorea mit den Raketentests die Entwicklung ballistischer Interkontinentalraketen vorantreiben will, die mit Atomsprengköpfen bestückt die USA erreichen könnten. Experten sind aber geteilter Meinung darüber, wie nah Nordkorea an der Verwirklichung seiner atomaren Ziele ist, vor allem weil es bislang nie erfolgreich eine Interkontinentalrakete getestet hat. Nach US-Angaben ist das Land inzwischen in der Lage, Mittelstreckenraketen mit atomaren Sprengköpfen zu bestücken und abzufeuern.

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