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Putin bei Merkel:An einem Tisch

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Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einem Arbeitsbesuch empfangen. Auf Schloss Meseberg bei Berlin berieten die beiden mehr als drei Stunden über Lösungswege aus den Kriegen in Syrien und der Ukraine.

Angesichts der "vielen auch sehr ernsten Konflikte weltweit" sei die Zusammenarbeit mit Russland unerlässlich, sagte die Kanzlerin zum Auftakt der Begegnung am Samstagabend. "Wir haben Verantwortung, und deshalb sollten wir daran arbeiten, Lösungen zu finden", sagte sie.

Putin betonte, dass er der Zusammenarbeit mit Deutschland "große Bedeutung" beimesse. Der Kreml-Chef sieht Deutschland als einen "führenden Partner". Der bilaterale Handel sei vergangenes Jahr um 22 Prozent auf 50 Milliarden US-Dollar (43 Milliarden Euro) gewachsen, sagte Putin. Etwa 5000 deutsche Firmen seien in Russland aktiv und hätten 270 000 Arbeitsplätze geschaffen. Putin sprach auch von einem Ausbau der Parlamentskontakte und von mehr zivilgesellschaftlichen Austausch.

Die Bundeskanzlerin machte deutlich, dass sie im festgefahrenen Konflikt zwischen prorussischen Separatisten und Regierungstruppen in der Ostukraine auf Bewegung hofft. Auch der russische Präsident benannte die Ukraine als ein Thema, über das er mit der Kanzlerin sprechen wolle. Eine Lösung komme leider "überhaupt nicht voran", sagte er.

Putin schloss eine Fortsetzung des Gas-Transits durch die Ukraine auch nach dem Bau der neuen Ostsee-Pipeline Nordstream 2 nicht aus. Um internationale Kritik an dem Projekt zu entkräften, verlangt Deutschland, dass die Ukraine weiter am Transit verdienen kann. "Ich kenne die Position der deutschen Bundeskanzlerin sehr genau", sagte Putin. Er warb für die neue Leitung: "Nordstream 2 ist ein ausschließlich wirtschaftliches Projekt."

Putin rief Europa zur Hilfe beim Wiederaufbau in Syrien auf. "Es ist wichtig, die humanitäre Komponente des syrischen Konflikts auszuweiten, vor allem humanitäre Hilfe für das syrische Volk", sagte Putin. Man müsse den syrischen Regionen helfen, in die Flüchtlinge aus dem Ausland heimkehren könnten. Dabei gehe es nicht nur um Rückkehrer aus Europa, sondern auch um Millionen Flüchtlinge aus den Nachbarländern Jordanien, Libanon und Türkei.

Merkel und Putin äußerten sich vor ihrem Gespräch nur kurz vor Journalisten. Fragen der Medienvertreter waren nicht zugelassen. Die Ergebnisse ihrer Beratungen sind nicht öffentlich. Nach ihrem Treffen reiste Putin am Samstagabend zurück nach Russland.

Für Putin war es das erste bilaterale Treffen mit Merkel in Deutschland seit der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014. Im vergangenen Jahr war er beim G20-Gipfel in Hamburg, Merkel hatte ihn zuletzt im Mai in Sotschi besucht.

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