Süddeutsche Zeitung

Persischer Golf:Gabriel sieht Kriegsgefahr in Katar

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Während es zwar Anzeichen für eine Entspannung zwischen Katar uns seinen Nachbarn gibt, sieht Bundesaußenminister Sigmar Gabriel Grund zur Sorge. "Es besteht die Gefahr, dass aus dieser Auseinandersetzung ein Krieg werden könnte", sagte er in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Der Umgang, den die Golfstaaten miteinander pflegten, sei "dramatisch". "Nach meinen Gesprächen in dieser Woche weiß ich, wie ernst die Lage ist, aber ich glaube, dass es auch gute Chancen gibt, voranzukommen", sagte Gabriel. Man müsse versuchen, eine Eskalation zu verhindern. Gespräche zwischen den Widersachern seien dafür unverzichtbar. Deutschland werde in dem Konflikt allerdings keine Vermittlerrolle einnehmen.

Am Wochenende hat Iran damit begonnen, das von Saudi-Arabien und seinen Verbündeten isolierte Katar mit Lebensmitteln versorgt. Fünf Flugzeuge brachten 90 Tonnen frische Nahrungsmittel, hauptsächlich Obst und Gemüse, in das Emirat, wie ein Sprecher der staatlichen Fluggesellschaft Iran Air der Nachrichtenagentur AFP sagte. Viele Grundnahrungsmittel waren in Katar knapp geworden, nachdem Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate am vergangenen Montag die diplomatischen Beziehungen zu dem Land abgebrochen hatten.

Iran schickt Flugzeuge mit Lebensmitteln

Der Flugverkehr wurde daraufhin eingestellt. Saudi-Arabien schloss zudem die einzige Landgrenze Katars, das auf einer kleinen Halbinsel an der Ostküste der arabischen Halbinsel liegt. Über diesen Weg importiert Katar einen Großteil seiner Lebensmittel.

Am Sonntag sollte ein sechstes Flugzeuge in Iran mit Nahrungsmitteln starten. Wenn Katar darum bitte, werde es weitere Lieferungen geben, sagte der Sprecher von Iran Air. In der iranischen Hafenstadt Dajjer, die gegenüber von Katar am Persischen Golf liegt, sollen zudem bald drei Schiffe mit zwischen 350 und 460 Tonnen Lebensmitteln - die Angaben variieren - auslaufen. Ob es sich um normale Exporte oder Hilfslieferungen handelt, ist unklar. Auch die Türkei unterstützt Katar und liefert Milchprodukte in die Hauptstadt Doha.

Die vier Staaten, die Katar zu isolieren versuchen, hatten Bürger Katars, die sich in ihren Ländern aufhielten, zur Ausreise innerhalb von zwei Wochen angewiesen. Deeskalierende Signale kommen aus den Golfstaaten Bahrain, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Sie erklärten, sie seien bereit, einige Katarer aus humanitären Gründen nicht aus ihren Ländern auszuweisen.

Früherer US-Justizminister soll Terrorfinanzierung in Katar überprüfen

Die Regierung in Doha kündigte ihrerseits an, sie werde "keine Maßnahmen" gegen Bewohner des Emirats mit den Staatsangehörigkeiten der Länder ergreifen, die im Zuge einer "feindlichen und tendenziösen Kampagne" ihre Beziehungen zu Katar abgebrochen hätten. Der Außenminister von Kuwait, Scheich Sabah al-Chaled al-Sabah, dessen Land in der Krise vermittelt, erklärte zudem, Katar sei zu einem Dialog mit den arabischen Nachbarstaaten bereit.

Nachdruck verlieh Katar seiner Absicht mit einem Auftrag ins Ausland. Die Firma des früheren US-Justizministers John Ashcroft soll prüfen, ob das Golfemirat genug gegen die Finanzierung von Terrorgruppen sowie Geldwäsche unternimmt. Offenbar will sich Ashcroft, der zwischen 2001 und 2005 unter George W. Bush dem Justizministerium vorstand, persönlich um die Angelegenheit kümmern. Das geht aus den Unterlagen hervor, die seine Kanzlei beim US-Justizministerium eingereicht hat. Die Behörde muss zustimmen, wenn US-Bürger für einen ausländischen Auftraggeber arbeiten wollen.

Weiter heißt es in den Dokumenten, dass Ashcrofts Firma Kontakt zu US-Behörden sowie Medien aufnehmen wolle. Für das Engagement soll die Kanzlei vorab 2,5 Millionen Dollar von Katar erhalten haben. Ein unübliches Vorgehen, mit dem das Land offenbar seinen Willen zur Lösung der Konflikte unterstreichen will.

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