Süddeutsche Zeitung

Panama Papers:Pakistans Ex-Regierungschef Sharif droht Haftstrafe

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Dem ehemaligen pakistanischen Premierminister Nawaz Sharif droht nach Enthüllungen durch die Panama Papers eine längere Gefängnisstrafe. Der Oberste Gerichtshof hatte Sharif wegen Korruptionsvorwürfen bereits am 28. Juli des Amtes enthoben und das sogenannte Rechenschaftsgericht mit einer umfassenden Untersuchung beauftragt.In der Hauptstadt Islamabad erhoben nun Richter Anklage wegen Korruption gegen den früheren Regierungschef wie auch gegen dessen Tochter und politische Erbin Maryam Sharif sowie gegen deren Ehemann.

Der Name Sharif war 2016 bei den Recherchen zu den Panama Papers aufgetaucht. Aus den geheimen Dokumenten der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca geht hervor, dass zwei von Sharifs Kindern, Sohn Hussain und Tochter Maryam, über Briefkastenfirmen Millionen in teure Immobilien in London investierten. Der Name des ehemaligen Premierministers selbst fand sich hingegen nicht in den Unterlagen.

Alle drei Angeklagten beteuern ihre Unschuld. Maryam Sharif sagte nach der Verhandlung, die Familie habe "kein faires Verfahren" bekommen. Sie gilt in der Partei ihres Vaters als große Hoffnung und mögliche Nachfolgerin. Das Gericht wies ihr jedoch nach, dass sie gefälschte Dokumente eingereicht hatte, weshalb sie nun auch innerhalb der Partei unter Druck gerät.

Im kommenden Jahr finden in Pakistan die nächsten Wahlen statt. Eine Verurteilung und Haftstrafe für Sharif würde seiner Partei, der Pakistan Muslim League, erheblich schaden. Zwar hat Sharif im Moment keinen Sitz im Parlament, er ist aber weiterhin Parteivorsitzender und relativ beliebt bei den Wählern. Sharif prägt die Politik Pakistans seit 35 Jahren. In den Neunzigerjahren war er bereits zwei Mal pakistanischer Premierminister und beide Male wurde er von der mächtigen Armee gestürzt. Eine volle Amtszeit von fünf Jahren hat Sharif nie absolviert.

Die Süddeutsche Zeitung hatte 2016 in Zusammenarbeit mit zahlreichen anderen Medien und Journalisten Details über etwa 200 000 Briefkastenfirmen der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca veröffentlicht. Die Veröffentlichungen boten einen seltenen Einblick in die Finanz-Geschäfte der Reichen und Mächtigen der Welt, die über Briefkastenfirmen Steuern umgehen und Einkünfte verbergen, und führten zu weltweiten Ermittlungen und einer Debatte über Steueroasen und Geldwäsche.

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