Süddeutsche Zeitung

Nobelpreise:Woher die meisten Nobelpreisträger kommen

Lesezeit: 3 min

Wer waren die ersten deutschen Preisträger, wer die ältesten und jüngsten und warum geht die Auszeichnung bis heute so selten an Frauen? Eine Übersicht in Grafiken.

Von Jana Anzlinger und Julian Hosse

In den USA sind mehr Nobelpreisträger zur Welt gekommen als in ganz Afrika und Asien zusammen. Daran ändern auch die Preise nichts, mit denen im Jahr 2019 Menschen aus den USA, Großbritannien, Japan, Äthiopien, Österreich und Polen für ihre Arbeit ausgezeichnet wurden.

Seit 1901 wird jedes Jahr ein Nobelpreis in den Bereichen Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Friedensbemühungen vergeben. Der schwedische Chemiker, Erfinder und Ingenieur Alfred Nobel hat ihn gestiftet. Einige Hundert Verleihungen später liegen die USA im Nobelpreisträger-Herkunftsländer-Ranking weit vorne. Das europäische Land mit den meisten Nobelpreisträgern ist Großbritannien. Direkt dahinter liegt Deutschland, von wo bereits 1901 mit Emil von Behring und Wilhelm Conrad Röntgen zwei Preisträger kamen. Ihnen sind seitdem 80 weitere gefolgt. Diese Top drei teilen mehr als die Hälfte aller Nobelpreise zwischen sich auf.

Alfred Nobels Heimatland Schweden landet mit 31 Preisen auf Platz fünf. An die heute bevölkerungsreichsten Länder China und Indien gingen bisher nur jeweils neun Preise.

Allerdings zeigen sich hier deutliche zeitliche Veränderungen: Japan hat in den letzten 20 Jahren, unter anderem 2019, 16 Preise bekommen - in diesem Zeitraum landet das Land auf Platz drei. China hat sechs seiner neun Preise in den letzten 20 Jahren erhalten. Frankreich hat in diesem Zeitraum nur sechs seiner insgesamt 65 Preise bekommen. Aus 159 Ländern kam noch nie ein Nobelpreisträger. Die meisten davon liegen in Afrika.

Die meisten Geehrten haben ihren Nobelpreis erst in fortgeschrittenem Alter bekommen Sie waren oft zwischen 50 und 70 Jahre alt. Aber schließlich muss man auch erstmal Zeit haben, etwas Nobelpreiswürdiges zu erreichen. Und selbst dann kann es noch lange dauern, bis die Auszeichnung erfolgt. Dadurch, dass es immer mehr Wissenschaftler gibt, wird auch die Wartezeit immer länger - und die Nobelpreisträger tendenziell älter. Allerdings haben die Juroren in der jüngeren Vergangenheit auch gezeigt, dass sie nicht davor zurückschrecken, sehr junge Berühmtheiten auszuzeichnen. Die bislang jüngste Preisträgerin war die Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai, die den Friedensnobelpreis 2014 im Alter von 17 Jahren erhielt. Der Rekord des ältesten Preisträgers ist 2019 gebrochen worden: John B. Goodenough wurde im Alter von 97 Jahren der Chemie-Nobelpreis zuerkannt.

Die erste weibliche Preisträgerin war Marie Curie. Sie erhielt 1903 den Physik-Nobelpreis zusammen mit ihrem Mann Pierre. Eine unbestätigte Anekdote ist, dass das Komitee zunächst nur Pierre auszeichnen wollte, der sich aber weigerte, ohne seine Frau den Preis anzunehmen. Marie Curie ist eine von vier Personen und zwei Organisationen, die mehr als einmal ausgezeichnet worden sind. Deshalb und weil der Friedensnobelpreis 27 Mal an Organisationen statt an einzelne Menschen ging, unterscheiden sich die zum Nobelpreis kursierenden Statistiken leicht voneinander.

Eines der Zitate, die Marie Curie zugeschrieben werden, ist: "Ich habe gelernt, dass der Weg des Fortschritts weder kurz noch unbeschwerlich ist." Wer sich den Frauenanteil unter allen Menschen auf der Preisträgerliste anschaut, kann da wohl nur zustimmen:

Bislang haben 867 Männer einen oder mehrere Nobelpreise erhalten, aber nur 52 Frauen. Das entspricht einem Frauenanteil von etwa sechs Prozent. In der Kategorie Wirtschaft gab es bisher nur eine Preisträgerin, in Physik nur drei. In beiden Kategorien liegt der Frauenanteil also bei weniger als einem Prozent.

In der Wissenschaft sind Frauen bis heute unterrepräsentiert. Je weiter man auf der Karriereleiter nach oben schaut, desto geringer wird der Frauenanteil. Trotzdem: Seit Marie Curie 1903 als erste Frau einen Nobelpreis erhielt, ist die Zahl der Wissenschaftlerinnen oder auch Politikerinnen und Aktivistinnen mit Weltruhm gewachsen. Das gilt für die Zahl der Nobelpreisträgerinnen nur in begrenztem Umfang. Ein Grund dafür ist die Wartezeit. Wenn Forscher jahre- oder jahrzehntelang Kandidaten sind, bevor sie den Preis bekommen, dann spiegeln die Preise in den Wissenschaften eher die Geschlechterverteilung von früher wider als die aktuelle.

Im Jahr 2018 waren ursprünglich zwei Frauen unter den Ausgezeichneten: Nadia Murad, die den Friedensnobelpreis erhalten hat, und die Physikerin Donna Strickland. Ein Jahr später wurde auch noch Olga Tokarczuk rückwirkend der Literaturnobelpreis verliehen. Abgesehen von ihr sind 2019 bislang elf Männer ausgezeichnet worden. Ihr Altersdurchschnitt liegt bei etwa 69 Jahren. Der Wirtschaftspreis - nicht für einen hohen Frauenanteil bekannt - steht noch aus.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4632721
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.