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Nahostkonflikt:Abbas nennt Trumps Jerusalem-Entscheidung "Ohrfeige des Jahrhunderts"

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Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch US-Präsident Donald Trump als "Ohrfeige des Jahrhunderts" kritisiert. "Herr Trump hat die Jerusalem-Frage mit einem Tweet vom Tisch gewischt", sagte Abbas am Sonntag bei einer Rede zum Auftakt eines zweitägigen Treffens des PLO-Zentralrats in Ramallah im Westjordanland.

Die Friedensverträge mit Israel erklärte Abbas der Zeitung Haaretz zufolge für "tot". Trump hatte mit seiner einseitigen Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels Anfang Dezember eine jahrzehntelang bestehende Politik der USA beendet. Weltweit wurde der Schritt heftig kritisiert, in den Palästinensergebieten kam es zu Unruhen. Abbas sprach den USA eine weitere Vermittlerrolle im Friedensprozess ab. Im Verhältnis zu Israel würden die Palästinenser nun die Verträge von Oslo und alle anderen Vereinbarungen überdenken.

Die israelische Regierung reagierte mit scharfen Worten. Abbas habe den Verstand verloren, sagte der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman. Dessen Rede zeige, dass er die Aussicht auf Friedensverhandlungen aufgegeben habe und statt dessen auf eine Konfrontation sowohl mit Israel als auch den USA setze, sagte Lieberman im israelischen Armeerundfunk.

Abu Dis statt Jerusalem? Für Abbas inakzeptabel

Jerusalem ist sowohl Juden als auch Muslimen und Christen heilig. Israel hatte den Ostteil der Stadt 1967 erobert und beansprucht ganz Jerusalem als seine Hauptstadt. Die Palästinenser wollen hingegen den Ostteil, wo der Tempelberg mit der Klagemauer liegt, für den von ihnen angestrebten Staat als Hauptstadt.

Der Status Jerusalems ist das komplizierteste Thema im Friedensprozess. "Unsere ewige Hauptstadt ist Jerusalem, und wir werden das Angebot nicht akzeptieren, stattdessen Abu Dis zu unserer Hauptstadt zu machen", betonte Abbas. Diesen Vorort südostlich von Jerusalem sollen US-Vertreter den Palästinensern als Ersatz für Jerusalem vorgeschlagen haben.

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