Süddeutsche Zeitung

Michel Temer:G-20-Gipfel schrumpft - Brasilien kommt doch nicht

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Der durch eine Korruptionsaffäre schwer angeschlagene brasilianische Präsident Michel Temer hat seine Reise zum G20-Gipfel nach Hamburg abgesagt. Der Präsident wolle aus innenpolitischen Gründen lieber in Brasilien bleiben und nicht am Treffen der Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer teilnehmen, hieß es aus Regierungskreisen.

Als erstes Staatsoberhaupt in der Geschichte des fünftgrößten Landes der Welt ist Temer während seiner Amtszeit wegen Korruptionsverdachts angeklagt worden. Der Generalstaatsanwalt reichte nun sogar Klage beim Obersten Gerichtshof in der Hauptstadt Brasilia ein.

Ob es zum Verfahren kommt, hängt vom Parlament ab. Dazu müssten zwei Drittel der Abgeordneten für eine Aufhebung der Immunität stimmen - also mindestens 342 der 513 Parlamentarier. Temers Absage der Reise nach Hamburg könnte mit der politischen Krise in seiner Heimat zusammenhängen. Es ist wahrscheinlich, dass er die Zeit für Gespräche mit Abgeordneten nutzen will, um sein Amt zu retten.

Eines der wichtigsten Schwellenländer fehlt beim G-20-Gipfel

Der Generalstaatsanwalt beschuldigt Temer, Schmiergeldzahlungen akzeptiert und im Gegenzug zugunsten des größten Fleischkonzerns der Welt, JBS, Einfluss auf die Wettbewerbsbehörde genommen zu haben. Als Beweis führt er Fotos an, auf denen zu sehen sein soll, wie ein Vertrauter Temers von einem JBS-Direktor einen Geldkoffer entgegennimmt.

Temer hatte 2016 die Macht nach der Amtsenthebung der linken Präsidentin Dilma Rousseff übernommen. Damals hatte er auf eine rasche Absetzung gedrungen, damit er als neuer Präsident am G20-Gipfel in China teilnehmen konnte. Heute ist die Zustimmung zu seiner Amtsführung auf sieben Prozent gesunken.

Mit Brasilien fehlt eines der wichtigsten Schwellenländer bei dem G-20-Gipfel, der am 7. und 8. Juli in Hamburg stattfindet. An der Konferenz sollten die Staats- und Regierungschefs aus den führenden Industrie- und Schwellenländern sowie Vertreter der EU teilnehmen. Ohne den brasilianischen Präsidenten Temern wird aus dem Treffen nun also ein G-19-Gipfel.

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