Süddeutsche Zeitung

Schleswig-Holstein:Bundesanwaltschaft ermittelt wegen Löchern in LNG-Pipeline

Lesezeit: 2 min

An einer Flüssigerdgasleitung an der Elbe tauchen offenbar mehrere Bohrungen auf. Der Generalbundesanwalt geht jetzt dem Verdacht der Sabotage nach.

Von Christoph Koopmann

Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen möglicher Sabotage an einer LNG-Pipeline in Schleswig-Holstein. Das bestätigte eine Sprecherin der Ermittlungsbehörde am Donnerstag der Süddeutschen Zeitung. Man gehe einem Anfangsverdacht der "verfassungsfeindlichen Sabotage" wegen einer mutmaßlichen Beschädigung nach. Zuvor hatte am Mittwoch der NDR berichtet. Über mögliche Schäden an der Gasleitung hatte Ende vergangener Woche der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (SHZ) berichtet. An mindestens drei Stellen soll die rund 55 Kilometer lange Pipeline demnach aufgebohrt worden sein.

Die Leitung mit dem Namen "ETL 180" war bislang nicht in Betrieb. Sie verläuft zwischen Brunsbüttel im Kreis Dithmarschen an der Elbmündung und Hetlingen im Kreis Pinneberg weiter südlich, kurz vor Hamburg. Sie soll Flüssigerdgas (LNG) von einem Terminal vor Brunsbüttel parallel zur Elbe zu einem Einspeisepunkt ins Fernleitungsnetz transportieren. Baubeginn war im vergangenen März.

Der Fall weckt Erinnerungen an den Nord-Stream-Anschlag

Im August blockierten Klimaaktivisten des Bündnisses "Ende Gelände" die Baustelle für die Leitung, um gegen Gasimporte nach Deutschland zu protestieren. Eigentlich sollte die Pipeline im Dezember fertiggestellt sein - doch Ende November meldete die Betreiberfirma Gasunie nach Angaben der Landespolizei Schleswig-Holstein Beschädigungen an der Leitung. Es soll sich um drei jeweils zehn Millimeter große Löcher handeln. Es ist noch unklar, ob der Betriebsstart sich wegen der Beschädigungen oder aus anderen Gründen verzögert hat. Wo und wann und auch unter welchen Umständen die Löcher an der Pipeline aufgetaucht sind, ist bisher nicht bekannt.

Der Generalbundesanwalt ermittelt bereits seit mehr als einem Jahr wegen der Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines auf dem Grund der Ostsee. Bisher ist nicht geklärt, wer hinter mehreren Sprengstoffexplosionen steckt, die beide Stränge von Nord Stream im September 2022 schwer beschädigt haben. Einige Erkenntnisse der deutschen Ermittler deuten darauf hin, dass ein ukrainisches Kommando verantwortlich sein könnte. Andere Beobachter und Politiker wiesen schon kurz nach den Explosionen auf Russland.

Der Kampf um die Deutungshoheit im Fall Nord Stream ist ein hochgradig symbolischer. Schließlich ist die Gasversorgung der Bundesrepublik eng verknüpft mit dem Krieg in der Ukraine: Die Bundesregierung hatte nach Beginn des russischen Angriffskriegs alles daran gesetzt, Deutschlands Energieversorgung unabhängig zu machen vom vormaligen Großgaslieferanten Russland - unter anderem mit neuen LNG-Terminals an der deutschen Küste. Binnen kurzer Zeit musste und muss neue Infrastruktur dafür geschaffen werden: neben den Terminals selbst auch entsprechende Pipelines, um das Gas ins bundesweite Netz einspeisen zu können.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.6328070
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.