Süddeutsche Zeitung

Krieg in Syrien:Israel bombardiert mutmaßliche Chemiewaffen-Fabrik in Syrien

Lesezeit: 1 min

Die israelische Luftwaffe hat offenbar eine Chemiewaffen-Fabrik in Syrien bombardiert. Bei dem Angriff in der Provinz Hama seien zwei Menschen getötet worden und es sei ein erheblicher Sachschaden entstanden, teilte die syrische Armee mit. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurde bei dem Angriff eine Forschungseinrichtung in der Nähe der Stadt Masjaf getroffen, die von den USA als Chemiewaffen-Fabrik eingestuft wird. Zudem sei ein benachbartes Raketenlager getroffen worden, in dem wiederholt Iraner und Milizionäre der libanesischen Hisbollah beobachtet worden seien.

Eine Sprecherin der israelischen Streitkräfte wollte sich nicht äußern und begründete dies damit, dass die Armee ihre Operationen nicht kommentiere. Der frühere Chef des israelischen Militärgeheimdiensts, Amos Yadlin, schrieb nach dem Luftangriff auf Twitter in der Einrichtung würden "Chemiewaffen und Fassbomben produziert, durch die Tausende syrische Zivilisten getötet wurden". Es handle sich um eine militärische Forschungsanlage, in der unter anderem auch präzisionsgesteuerte Raketen hergestellt würden.

Yadlin ist heute Leiter des angesehenen Instituts für Nationale Sicherheitsstudien in Tel Aviv. Nach seiner Einschätzung wollte Israel mit dem Angriff verdeutlichen, dass es die Herstellung strategischer Waffen nicht dulden und seine "roten Linien ziehen wird, auch wenn die Großmächte sie ignorieren". Nun sei eine Eskalation zu verhindern. Israel müsse sich auf eine mögliche Reaktion der Achse Syrien-Iran-Hisbollah und auf russische Proteste einstellen.

Nicht der erste Angriff

Die israelische Luftwaffe hatte in der Vergangenheit bereits mehrfach Ziele in Syrien angegriffen. In der Regel geht Israel damit gegen Waffenlieferungen an die libanesische Hisbollah-Miliz vor, die an der Seite von Syriens Machthaber Baschar al-Assad kämpft und zu Israels Feinden gehört.

Erst am Mittwoch hatten die Vereinten Nationen einen Bericht veröffentlicht, wonach die syrischen Streitkräfte in dem seit sechs Jahren andauernden Bürgerkrieg mehr als zwei Dutzend Mal Giftgas eingesetzt haben. So sollen die syrischen Truppen für den Angriff auf die Rebellenhochburg Chan Scheichun in der Provinz Idlib im April verantwortlich sein, bei dem über 80 Zivilisten durch das Nervengas Sarin getötet wurden. Die Regierung von Präsident Baschar al-Assad leugnet den Einsatz von Chemiewaffen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3656607
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/Reuters/dpa/AFP/ewid
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.