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Hunger in Somalia: UN schlagen Alarm:"Die schlimmste humanitäre Katastrophe der Welt"

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Erst der Bürgerkrieg, dann die Dürre: In Somalia haben Millionen Menschen nichts zu essen, Hunderttausende sind nach Kenia geflohen und hausen im größten Flüchtlingslager der Welt. Jetzt ruft der UN-Flüchtlingkommissar um Hilfe - er fordert die Welt zu Spenden auf, um weitere Opfer zu verhindern.

Somalia ist ein zerrissenes, ein gescheitertes Land - und hat eine Dürre wie die jetzige seit Jahrzehnten nicht erlebt. Die Situation ist so schlimm, dass jetzt die Vereinten Nationen Alarm für das Krisenland schlagen. Die Lage ist nach Einschätzung des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) die "schlimmste humanitäre Katastrophe" der Welt.

"Noch nie habe ich in einem Flüchtlingscamp Menschen in einem so verzweifelten Zustand gesehen", sagte UNHCR-Chef Antonio Guterres nach einem Besuch des Lagers in Dadaab in Kenia. Er rief die internationale Gemeinschaft zu "massiven Spenden" für die Menschen auf, die dort hungern. Die meisten der 380.000 Menschen stammen aus Kenias Nachbarland Somalia.

Die Dürre am Horn von Afrika gilt als die schlimmste der vergangenen 60 Jahre. Besonders betroffen ist Somalia, aber auch Teile Äthiopiens und Kenias leiden unter der Trockenheit. Das Welternährungsprogramm schätzt, dass mindestens zehn Millionen Menschen in der Region Nahrungshilfe benötigen. Etwa zwei Millionen Kinder leiden Unicef-Angaben zufolge an Unterernährung.

"Ich habe eine Mutter gesehen, die auf dem Weg dorthin drei ihrer Kinder verloren hat", zitierte der arabische Sender al-Dschasira Guterres. In dem Lager hätten "die Ärmsten der Armen und die Verwundbarsten der Verwundbaren" Zuflucht gesucht. Die Vereinten Nationen verteilen mit Vitaminen und Mineralien angereicherte Lebensmittel, um die Hungernden zu ernähren.

In Dabaab wird es langsam zu eng für die vielen Flüchtlinge. Das Lager war für 90.000 Menschen gebaut worden. Heute leben dort mehr als viermal so viele - es ist das größte Flüchtlingscamp der Welt. Deshalb will Guterres sobald wie möglich mit dem kenianischen Präsidenten Mwai Kibaki über die Öffnung eines weiteren Lagers beraten.

Kenias Regierung hatte bisher ein neues Camp für etwa 40.000 Menschen nahe Dadaab abgelehnt. Sie fürchtet, dass die Flüchtlinge dauerhaft im Land bleiben könnten. Der dramatische Appell von Guteres könnte die Regierung nun bewegen, doch noch mit dem Bau zu beginnen.

Die Lage in Somalia ist so schlimm, dass sogar die radikalislamischen Al-Schabab-Milizen Anfang Juli ihre Blockade aufgegeben haben. Sie erlaubten internationalen Hilfsorganisationen eine Rückkehr in die Landesteile, die ihre Kämpfer kontrollieren.

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