Süddeutsche Zeitung

Hilfe für Kurden gegen IS:Ankara vermeidet die Isolation

Lange hat die Türkei nur zugesehen, nun hilft sie den kurdischen Kämpfern im syrischen Kobanê. Damit reagiert Ankara auf den Affront der USA, die Kurden mit Waffen zu versorgen - und vermeidet so die Isolation.

Kommentar von Christiane Schlötzer

Nun also doch: Die Türkei hilft den kurdischen Kämpfern im syrischen Kobanê. Sie gestattet bewaffneten irakisch-kurdischen Peschmerga die Durchreise ins syrische Kampfgebiet. Dagegen hatte sich Ankara lange gesperrt. Der Druck aus Washington aber ist nun wohl zu groß geworden.

Abwarten, zuschauen und Wunden verbinden - das war die türkische Politik bisher, im Angesicht des kurdischen Dramas vor der Haustür. Nun hat Amerika gar eine Luftbrücke für Kriegsgerät zu den Kurden in Kobanê aufgebaut. Solche Waffenlieferungen wollte Ankara auch nicht.

Die Extremisten werden nicht aufgeben

Aber US-Präsident Barack Obama hat die Widerworte seines türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdoğan einfach überhört. Das war ein Affront für Ankara. Weiter jede Hilfe für die Kurden zu verweigern hätte die Türkei völlig isoliert.

Ob die neue Unterstützung die Wende im Kampf der Kurden gegen die Terrormiliz Islamischer Staat bringen wird, ist offen. Das Schicksal der syrischen Kurden-Enklave ist zum Symbol geworden - für die Kurden wie für die Dschihadisten. Deshalb dürften die Extremisten, sollten sie die Schlacht verlieren, wohl keineswegs aufgeben.

Sie werden erneut versuchen, die syrisch-türkische Grenzstadt zu erobern. Nachschub haben sie noch genug. Der IS beherrscht etwa ein Drittel Syriens und ein Drittel des Irak. Die Kurden und ihre Helfer müssen sich auf einen langen Kampf einstellen.

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Quelle:
SZ vom 21.10.2014
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