Süddeutsche Zeitung

Gerhard Schröder:Russlands dreckigste Ölfirma und der deutsche Altkanzler

Lesezeit: 1 min

Von Tim Neshitov

Angenommen Altkanzler Gerhard Schröder suchte eine ganz große politische Herausforderung: Heute könnte er mit einer betraut werden. Die Aktionärsversammlung von Rosneft, dem russischen Energieriesen und derzeit weltgrößten Öl-und Gaskonzern, dürfte Schröder an diesem Freitag in den Aufsichtsrat wählen, womöglich sogar als Chefaufseher. Der Job wäre eine andere Hausnummer als Schröders Engagement bei der Gasprom-Tochter Nord Stream, die Pipelines in der Ostsee verlegt.

Als Rosneft-Aufseher kehrte Schröder endgültig in die Weltpolitik zurück. Allerdings unter Bedingungen, bei denen man sich fragen muss, ob dieser Sozialdemokrat, immerhin schon 73 Jahre alt, sich ganz genau überlegt hat, wo er da diesmal reinwill.

Rosneft ist mehr als ein Ölmulti, es ist ein Machtinstrument des späten Wladimir Putin. Das Unternehmen ist wegen der Ukraine-Politik des Kremls mit amerikanischen und europäischen Sanktionen belegt. Rosneft unterstützt das klamme Regime in Venezuela. In Russland hat Rosneft zuletzt den Konkurrenten Bashneft geschluckt, auf eine Art, die an die Zerschlagung des Yukos-Konzerns in Putins erster Amtszeit erinnert. Ein Fünftel der Rosneft-Aktien wurden im vergangenen Winter auf eine intransparente Art ins Ausland verkauft, unter anderem an eine Offshore-Firma auf den Kaimaninseln, deren Besitzer unklar sind.

Rosneft ist laut Greenpeace die dreckigste Ölfirma Russlands. Rosneft macht dekadente Schlagzeilen mit überteuerten Silberlöffeln für den Vorstand-Jet. Und Rosneft wird von Igor Setschin geführt einem engen, alten, wortkargen Vertrauten Wladimir Putins. Igor Setschin zu beaufsichtigen ist eine wirklich große Aufgabe.

Was verdienen Rosneft-Aufsichtsräte? Wer sitzt sonst in diesem Gremium? Wie oft kommt es zusammen? Mehr dazu in der Seite Drei.

Und was denken eigentlich Russlands Geologen über das Ganze, jene vergessenen Goldgräber, die einst Russlands Rohstoffe entdeckten? "Ich weiß noch, wie Putin an die Macht kam", erinnert sich Michail Sawinich, ein Geologe aus Sibirien. "Wir schöpften Mut: Klar, der hat eine Dis über den Bergbau geschrieben, er hat schon Ahnung von den Problemen. Nichts da!"

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