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Frankreich:Messerstecher von Paris war der Polizei bekannt

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Der Messer-Attentäter von Paris war der Polizei nach Informationen aus Ermittlerkreisen als mutmaßlicher Gefährder bekannt. Zu dem 21-Jährigen gebe es einen Vermerk, wonach er möglicherweise ein Risiko für die nationale Sicherheit darstelle, hieß es in Paris. Der Mann hatte am Samstagabend in einem beliebten Ausgehviertel in der Nähe der Oper einen 29-Jährigen erstochen und vier weitere Menschen verletzt. Anschließend wurde der Angreifer von den Einsatzkräften erschossen, wie die Polizei auf Twitter bestätigte.

Die Ermittler gehen von einem terroristischen Hintergrund aus. Der Angreifer habe während seiner Tat "Allahu Akbar" (arabisch für "Gott ist groß") gerufen, hieß es in der Nacht zu Sonntag aus Justizkreisen der französischen Hauptstadt. Er soll 1997 in Tschetschenien geboren worden sein. Seine Eltern werden derzeit von der französischen Polizei verhört. Die Anti-Terror-Abteilung der Staatsanwaltschaft hat den Fall übernommen.

Von den vier Verletzten befinde sich niemand in Lebensgefahr, sagte Innenminister Gérard Collomb in der Nacht. Bei dem getöteten Passanten handelt es sich nach Polizeiangaben um einen jungen Mann um die 30.

Nach Polizeiangaben ging der Angreifer mit dem Messer auf drei herbeigeeilte Polizisten los. Einer von ihnen habe zunächst eine Elektroschock-Waffe gegen den Angreifer eingesetzt. Ein weiterer Beamter habe dann zwei Schüsse abgegeben, die den Angreifer tödlich getroffen hätten.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach von der Tat eines "Terroristen". Auf Twitter schrieb er: "Erneut hat Frankreich einen Blutpreis zahlen müssen." Der Präsident dankte den Polizisten, "die den Terroristen neutralisiert" hätten. Anti-Terror-Experten übernehmen die Ermittlungen. Staatsanwalt François Molins teilte mit, die Behörden prüften nun mögliche Anklagen wegen Mordes und versuchten Mordes im Zusammenhang mit terroristischen Motiven.

Die Islamistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat die Täterschaft für den tödlichen Messerangriff in Paris für sich beansprucht. Der Täter sei "ein Soldat des Islamischen Staats" gewesen, zitierte das auf Überwachung islamistischer Internetseiten spezialisierte US-Institut SITE aus einem Bekennerschreiben, das die IS-Agentur Amaq verbreitete. Der Täter sei einem "Aufruf zu Angriffen auf Staaten der Koalition" gefolgt, hieß es dort weiter. Amaq verbreitet häufig Erklärungen der IS-Miliz.

In Paris hatte es in den vergangenen Jahren wiederholt tödliche islamistische Angriffe gegeben. Die französischen Sicherheitskräfte befinden sich daher in erhöhter Alarmbereitschaft.

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SZ.de/lalse/kler/afp
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