Süddeutsche Zeitung

Fotos aus Palästinensergebieten:Köln will israelkritische Ausstellung doch zeigen - später

Lesezeit: 1 min

Jetzt klingt es fast so, als solle am Rhein gleich der ganze Nahostkonflikt gelöst werden: "Der Kölner Arbeitskreis Israel-Palästina" solle "an einem Konzept arbeiten, das der komplexen Situation im Nahen Osten gerecht werden soll". Wenn das erledigt ist, soll die Ausstellung "Breaking the Silence", die die israelische Besatzungpolitik kritisiert, dann doch noch in Köln gezeigt werden. Allerdings erst im Frühjahr 2016 statt wie ursprünglich geplant im Oktober diesen Jahres.

Es ist ein Hin und Her: Erst sagte die Stadt Köln die Ausstellung in der Volkshochschule auf Druck der israelischen Botschaft ab ( Hintergründe dazu hier). Dann hagelte es Empörung über die Absage. Jetzt verkündet die Stadt, dass die Ausstellung zeitlich verzögert eben doch stattfinden soll.

"Breaking the Silence" ist eine Initiative ehemaliger israelischer Soldaten, die die Politik ihrer Regierung in den besetzten Gebieten kritisieren - aus eigener Erfahrung, die sie dort im Dienst gemacht haben. Ihre Fotos dokumentieren den harten Alltag der Palästinenser unter der Besatzung. Diese Darstellung konterkariert die der rechtsgerichteten Regierung von Benjamin Netanjahu. Auch in Zürich, wo die Ausstellung bis zum Wochenende gastierte, intervenierte Israel. Dort allerdings gaben die Veranstalter nicht nach. Zuvor waren die Fotos übrigens auch schon im Berliner Willy-Brandt-Haus zu sehen.

Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) hatte die Absage damit begründet, dass im Umfeld der Ausstellung antisemitische Ausfälle zu befürchten seien. Die passten nun einmal nicht ins 50-jährige Jubiläumsjahr deutsch-israelischer Beziehungen, das in der Stadt gefeiert wird. Für "eine differenzierte Präsentation und thematische Einbettung der Ausstellung" sei nicht genug Zeit gewesen. 2016 soll sie nun in einem "angemessenen Kontext" gezeigt werden.

Streitpunkt ist, ob eine Darstellung der Besatzung ohne Bezugnahme auf Terrorakte der Hamas und anderer palästinensischer Gruppen zu einseitig ist.

Avishai Margalit, israelischer Philosoph und Friedensaktivist, nannte an diesem Dienstag im Kölner Stadt-Anzeiger den "orchestrierten Angriff" auf die Ausstellung einen "Schandfleck für diejenigen, die sich ihm ergeben". Damit meint er wohl die Stadt Köln. Die wollte jetzt doch nicht so ganz ergeben dastehen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2524266
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/jab
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.