Süddeutsche Zeitung

Florida:Dann gibt es eben keine Milliarde Dollar von Disney

Lesezeit: 2 min

Einer der bekanntesten Konzerne der Welt streicht dem US-Bundesstaat Florida fürs Erste Investitionen - und das wegen des Streits mit dem republikanischen Gouverneur Ron DeSantis.

Von Peter Burghardt, Washington

In Kürze will Ron DeSantis seine Präsidentschaftskandidatur für 2024 bekannt geben, vielleicht kommende Woche. Der Gouverneur von Florida wäre dann auch offiziell das dritte Schwergewicht im Rennen, nach seinem republikanischen Kollegen Donald Trump, mit dem er inzwischen schwer zerstritten ist, sowie dem demokratischen Amtsinhaber Joe Biden. "Biden, Trump und ich" seien ernst zu nehmen, sagte er am Donnerstag im Gespräch mit Gönnern, die New York Times hörte zu - aber nur zwei davon, "Biden und ich", hätten Chancen, gewählt zu werden. Kurz danach machte allerdings ein anderer Gegner von DeSantis ernst: Disney.

Einer der bekanntesten Konzerne der Welt streicht in seinem Bundesstaat fürs Erste Investitionen in Höhe von einer Milliarde Dollar. So viel wollte die Walt Disney Company für einen Campus mitten in Florida ausgeben, 2000 Angestellte aus Südkalifornien sollten sich dort mit neuen Ideen, Digitalisierung und Finanzen beschäftigen. Wegen "veränderter Geschäftsbedingungen" gebe man die Pläne auf, erläuterte Josh D'Amaro, der die Disney-Parks leitet. Also wegen Ron DeSantis.

Der Republikaner und der Konzern streiten schon länger. Disney wagte es auf Druck der Belegschaft, seinen rechtskonservativen Feldzug gegen alles zu kritisieren, was irgendwie links oder woke ist. So ließ DeSantis zum Beispiel Unterricht über sexuelle Orientierung in unteren Schulklassen untersagen - "don't say gay", wird das Gesetz von seinen Gegnern verspottet, "sag nicht schwul". Disney äußerte öffentliches Missfallen, worauf DeSantis Disney World in Orlando die jahrzehntelange Selbstverwaltung entzog. Die neue Aufsicht von seinen Gnaden drohte auch damit, Steuervorteile zu kassieren.

Er legte sich auf diese Weise mit dem größten Freizeitpark der Welt und dem größten Arbeitgeber seiner Region an, 75 000 Angestellte sind dort beschäftigt. Disney klagte vor Gericht gegen den Rachefeldzug, dies sei gezielte Vergeltung und ein Verstoß gegen das Recht auf Meinungsfreiheit. Außerdem stünden 17 Milliarden Dollar auf dem Spiel, die in den kommenden Jahren in Walt Disney World gesteckt werden sollte. "Will der Staat, dass wir mehr investieren, mehr Menschen beschäftigen und mehr Steuern zahlen oder nicht?", fragte Disney-CEO Robert A. Iger.

"Disney, die Tür ist offen, um die Jobs nach Kalifornien zurückzubringen", sagt der kalifornische Gouverneur

Nun verzichtet Disney also vorläufig darauf, eine Milliarde Dollar für ein Projekt ganz in der Nähe von Disney World auszugeben. Dabei war als Grund für die Pläne noch 2021 das geschäftsfreundliche Klima in Florida genannt worden. Die Reaktionen sind erwartbar. Ein Sprecher von DeSantis sagte, es sei angesichts finanzieller Probleme, sinkender Marktkapitalisierung und des fallenden Aktienkurses nicht überraschend, dass Disney umstrukturiere. Die Firma will auch Tausende Jobs abbauen und das erst vor einem guten Jahr eröffnete Resort "Star Wars: Galactic Starcruiser" schließen.

"Disney, die Tür ist offen, um die Jobs nach Kalifornien zurückzubringen - den Staat, der tatsächlich die Werte Ihrer Angestellten vertritt", twittert mit einem Bild von Mickey Mouse dagegen Gavin Newsom, Kaliforniens demokratischer Gouverneur. DeSantis sei "ein arbeitsplatzvernichtender Schwachkopf, der sich mehr um seine politischen Ambitionen und Kulturkriege kümmert als um Florida und unsere Zukunft", sagt die Demokratin Anna Eskamani aus Orlando. "DeSantis ist nicht derjenige, den man als Präsident haben will, niemals."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5868331
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.